German Startups will weg vom reinen Investieren
Von Helmut Kipp, FrankfurtMit einer Handelsplattform für Anteile an jungen Unternehmen will die Beteiligungsgesellschaft German Startups Group weitere Erlösquellen erschließen. “Wir wollen weg vom reinen Investieren”, sagt Chief Executive Officer Christoph Gerlinger. Der Online-Marktplatz bringe Gründer, Business Angels, Wagniskapitalfirmen oder Mitarbeiter, die Anteile an Start-ups veräußern wollen, mit Kaufinteressenten zusammen. Bisher weitgehend illiquide Anteile würden damit liquide, erläutert Gerlinger das Konzept.Direktinvestments und Venture-Capital-Fonds seien oft erst ab siebenstelligen Mindestbeträgen zugänglich, sagt Gerlinger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Über die neue Plattform könnten qualifizierte Anleger dagegen bereits mit Beträgen ab 200 000 Euro investieren. Für German Startups fallen dann Vermittlungsprovisionen ab, die im Schnitt 5 % der Anlage ausmachen sollen. Marktumfragen hätten ein “überwiegend sehr positives Feedback” ergeben, versichert Gerlinger. Bisher kamen nach seinen Angaben allerdings erst zwei Deals über den im Juni gestarteten GS Market zustande.CEO Gerlinger will den Marktplatz für weitere Anlageformen öffnen wie Anteile neuer oder laufender Venture-Capital-Fonds, Wandeldarlehen, Venture-Debt-Finanzierungen oder gepoolte Investments. In den USA gebe es erfolgreiche Vorbilder für solche Plattformen – wie Sharespost. Des Weiteren plant die kleine Beteiligungsgesellschaft aus Berlin einen passiven Venture-Capital-Fonds, GS Tech 50 genannt. Die Anlehnung an einen Index sei beabsichtigt, sagt Gerlinger. Der Fonds soll sich nämlich an möglichst vielen der 50 wertvollsten deutschen Start-ups beteiligen. Diese kämen auf rund 20 Mrd. Euro Gesamtwert. Die Zugehörigkeit zu den Top 50 sei “ein gutes Auswahlkriterium”. Die Auflage des Vehikels war bis Ende 2018 geplant, doch werde man diesen Termin “nicht ganz schaffen”. Transformation eingeleitet”Das neue Geschäft ist nicht sonderlich kapitalintensiv”, betont Gerlinger. Es fielen nur Vertriebs- und Marketingkosten und Aufwendungen für die rechtliche Strukturierung an. German Startups leite damit “eine Transformation vom Asset-Owner zu einem Assetmanager” ein, der seine Einnahmen um transaktionsbasierte Kommissionen und Managementgebühren ergänzt.Bisher war das Geschäftsmodell auf Wertzuwächse der eigenen Beteiligungen ausgerichtet. An der Börse – die seit November 2015 notierte Aktie wird im vergleichsweise wenig regulierten Entry Standard gehandelt – findet dieser Ansatz allerdings immer weniger Beifall, wie der längerfristige Abwärtstrend der Aktie zeigt. Auch der Rückkauf von 200 000 Aktien half dem Kurs nicht nachhaltig auf die Sprünge. Der Börsenwert erreicht lediglich 18 Mill. Euro, während der Buchwert des Eigenkapitals bei gut 30 Mill. Euro liegt.Derzeit notiere die Aktie um rund die Hälfte unter dem inneren Wert, klagt Gerlinger, der das Unternehmen 2012 gründete und mit seiner Familie 8 % des Grundkapitals hält: “Das ist sehr schmerzhaft.” Angesichts des hartnäckigen Kursabschlags stellt German Startups die Veräußerung exitreifer Beteiligungen und weitere Aktienrückkäufe in Aussicht. Die Gruppe ist in 20 für sie als wesentlich geltende Start-ups investiert. Sie hält beispielsweise Mini-Anteile am Brillen-Onlineshop Mister Spex oder am Marktplatz für Luxusuhren Chrono24. Mit 20 % ist die Gesellschaft bei Auctiontech dabei, die Software für Onlineauktionen anbietet. Team entscheidendAn der Digitalagentur Exozet Berlin, die zum Verkauf steht, hält der Venture-Capital-Spezialist 50,7 %. Zu den Exits gehören der Essenslieferdienst Delivery Hero, bei dem German Startups frühzeitig mit kleinem Anteil dabei war. Das höchste Multiple, bezogen auf das eingesetzte Investment, wurde laut Gerlinger mit dem Robo-Advisor Scalable Capital erzielt. In die Hose ging dagegen das Engagement bei Auctionata – das Online-Auktionshaus rutschte Anfang 2017 in die Insolvenz.Vor German Startups gründete Gerlinger den Online-Spieleanbieter Frogster, der vom Konkurrenten Gameforge übernommen wurde, und führte CDV Software als Finanzchef im Jahr 2000 an den Neuen Markt. Entscheidend bei Startups sei das Team, meint Gerlinger: “Schlechte Gründer vermasseln auch gute Geschäftsideen.”