Gerresheimer gewinnt weitere Aufträge für Diätspritze
Auftragsflut für Gerresheimer
Wachstum im dritten Quartal verlangsamt sich dennoch
ab Düsseldorf
Gerresheimer hat im dritten Quartal weitere Aufträge für Pens und Spritzen mit dem Peptidhormon GLP-1, besser bekannt als Diätspritze, an Land gezogen. Zwar äußerte sich Vorstandschef Dietmar Siemssen nicht zur Größenordnung, doch erhielt der Verpackungshersteller für die Pharma- und Kosmetikindustrie in diesem Zusammenhang Kundenanzahlungen für Kapazitätserweiterungen von 70 Mill. Euro. Daran lasse sich ablesen, dass es sich nicht um ganz kleine Aufträge handele, sagte der Gerresheimer-Chef.
„Die neuen Aufträge verleihen uns Rückenwind für unseres profitables Wachstum in den Folgejahren“, freute sich Siemssen und bestätigte die Zielsetzung für den laufenden Turnus. Demnach werden Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis um mindestens 10% wachsen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie wird zugleich ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorhergesagt. Hintergrund ist die Frühjahr durchgezogene Kapitalerhöhung, mit der die Kapazitätserweiterungen finanziert werden sollen.
Akteinkurs knickt ein
Im Berichtsquartal verlangsamte der Verpackungsspezialist sein Wachstum allerdings deutlich. Der Umsatz kam lediglich um 3,2% bzw. 5,5% in währungsbereinigter Rechnung voran. Da das operative Ergebnis zugleich um gut 10% wuchs, konnte die operative Marge gleichwohl um 140 Basispunkte auf 20,5% ausgebaut werden. Wegen gestiegener Zins- und höherer Steuerzahlungen verharrte das bereinigte Konzernergebnis jedoch auf Vorjahresniveau.
Das kam an der Börse nicht gut an, zumal mancher Analyst wohl mit einer Prognoseerhöhung kalkuliert hatte. Auf Nachfrage stellte das Management heraus, dass es sich bei den Vorgaben um Mindestwerte handele, die gerade ergebnisseitig problemlos erreichbar seien. Der MDax-Wert startete mit einem Kurssturz um über 8% in den Handelstag, grenzte den Verlust im weiteren Tagesverlauf jedoch spürbar ein. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie damit immer noch mehr als 50% gewonnen.
Die neuen Aufträge, die sich nach den Angaben nicht nur auf das Medikament gegen Adipositas erstrecken, dürften auch das Umsatzpotenzial für GLP-1-Produkte, das bislang auf jährlich 200 bis 300 Mill. Euro taxiert wurde, erhöhen, wie Siemssen durchblicken ließ.
Investitionsbedarf
Mit dem Hype um das Peptidhormon zur Gewichtsreduktion geht allerdings auch ein größerer Investitionsbedarf in Fertigungskapazitäten einher. Die Sachanlageinvestitionen dürften ihren Peak in diesem Jahr erreichen und sich im kommenden Jahr in vergleichbarer Größenordnung bewegen, sagte Siemssen.
In der Segmentsicht wird aber auch deutlich, dass die Nachfrage nach Injektionsfläschchen für Covid-19-Impfstoffe rückläufig ist. Hier müssten die Impfstoffhersteller zunächst ihre Lager leeren, kommentierte Siemssen. Entsprechend bewegte sich der Umsatz in der Sparte Primary Packaging Glass auf Vorjahresniveau. Der verbesserte Produktmix führte gleichwohl zu einer Verbesserung der Marge um 240 Basispunkte.
Im Segment Plastics & Devices legten Umsatz und operatives Ergebnis etwa im Gleichschritt zu. Das neue Geschäftsfeld Advanced Technologies schrieb hingegen weiter rote Zahlen. Im Berichtsquartal war ein operativer Verlust von 3,7 Mill. Euro zu verkraften nach −4,5 Mill. Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Laut Zwischenbericht ging der Umsatz wegen zeitlicher Verschiebungen im Projektgeschäft auf 1,7 (i.V. 4) Mill. Euro zurück.