Gerresheimer schlägt in den USA zu

Kauf des Verpackungsherstellers Centor für 725 Mill. Dollar in bar - Montagu macht nach einem Jahr Kasse

Gerresheimer schlägt in den USA zu

Mit einer Übernahme im Volumen von 725 Mill. Dollar baut Gerresheimer das Geschäft mit Pharmaverpackungen in den USA maßgeblich aus. Die mit Abstand größte Akquisition in der Firmengeschichte stieß an der Börse auf Begeisterung. Die Aktie des MDax-Konzerns legte in der Spitze um ein Fünftel zu.ab Düsseldorf – Für 725 Mill. Dollar erwirbt Gerresheimer den hochprofitablen US-Verpackungshersteller Centor. Gezahlt wird ein Vielfaches des operativen Ergebnisses von 10, wie der Hersteller für Spezialverpackungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie mitteilte. Centor ist Bestandteil der ehemaligen Rexam Healthcare, die das britische Unternehmen erst im vorigen Jahr an den Private-Equity-Investor Montagu für 805 Mill. Dollar verkauft hatte.Die Akquisition stieß an der Börse auf großen Beifall. Die Aktie setzte sich mit einem Kurssprung um über 12 % auf 63 Euro an die MDax-Spitze. Auch die Analysten waren durch die Bank voll des Lobes für den Deal und passten teilweise die Kursziele nach oben an.Zur Finanzierung der Akquisition – im Kaufpreis sind weder Barmittel noch Schulden enthalten – will Gerresheimer ausschließlich auf Fremdkapital zurückgreifen. Dadurch werde die Nettoverschuldung in Relation zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im ersten Schritt auf etwas mehr als 3 steigen, erläuterte Finanzchef Rainer Beaujean in einer Telefonkonferenz. “Sehr schnell” soll der Wert jedoch wieder unter 3 gedrückt werden. Die Brückenfinanzierung in Höhe von 550 Mill. Euro stellen Commerzbank, Deutsche Bank, HSBC und Unicredit zur Verfügung. Mit welchen Finanzierungsinstrumenten der Brückenkredit abgelöst werde, sei noch nicht entschieden, sagte Beaujean. Stolze Ebitda-MargeCentor ist nach den Angaben Marktführer bei Kunststoffverpackungen für verschreibungspflichtige Medikamente im amerikanischen Endkundenmarkt. Anders als in den meisten Ländern werden in den USA verschreibungspflichtige Medikamente genau in der vom Arzt verordneten Menge abgezählt und in Kunststoffverpackungen abgefüllt (Pour-and-count-System). Die 1968 gegründete Centor hat sich auf die Herstellung dieser Kunststoffverpackungen samt Verschlüssen spezialisiert und bringt es nach den Angaben auf einen Marktanteil von über 50 %. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Gesellschaft mit 220 Beschäftigten einen Umsatz von 167 Mill. Dollar. Das dazugehörige Ebitda belief sich auf gut 72 Mill. Dollar, entsprechend einer Ebitda-Marge von über 40 %.Gerresheimer ist in den USA dagegen mit Verpackungen für injizierbare Medikamente unterwegs. Zwischen beiden Geschäften gibt es keine Überlappung. Nicht zuletzt deshalb sprach Vorstandchef Uwe Röhrhoff auch von einer “idealen Ergänzung”, mit der Gerresheimer die Position in Nordamerika “maßgeblich” ausbauen werde. Dort setzten die Düsseldorfer im vorigen Jahr 282 Mill. Euro um.Als Rexam die Gesundheitssparte 2013 ins Schaufenster stellte, hatte sich Gerresheimer das Geschäft schon einmal angeschaut, war letztlich aber sehr früh aus dem Bieterprozess ausgestiegen. Wie Röhrhoff jetzt sagte, hatte dafür nicht nur der Preis den Ausschlag gegeben. Als eigenständige Gesellschaft sei Centor dagegen attraktiv, sei die Gesellschaft doch “der mit Abstand wertvollste Teil von Rexam Healthcare gewesen”.Schon im kommenden Jahr soll sich die Übernahme, die keine nennenswerten Integrationskosten verursacht, aber auch kaum Synergien bringt, spürbar im Ergebnis niederschlagen. Konkret wird von 2016 an im bereinigten Ergebnis je Aktie mit einem Zuwachs im unteren zweistelligen Prozentbereich kalkuliert. Zudem soll die Ebitda-Marge zu konstanten Wechselkursen bis 2018 auf 22 % steigen. 2014 hatte Gerresheimer eine Marge von 19,6 % gezeigt. Das durchschnittliche organische Umsatzwachstum (inklusive Centor) wird im Zeitraum 2016 bis 2018 mit 4 bis 5 % p. a. veranschlagt.Zugleich wird die Prognose für 2015 bestätigt. Gerechnet wird mit einem organischen Erlösplus von 1 bis 3 % auf 1,3 Mrd. bis 1,33 Mrd. Euro. Das dazugehörige Ebitda wird zwischen 255 Mill. und 265 Mill. Euro angesiedelt. Da der Vollzug der Transaktion für das vierte Quartal erwartet wird, würden die Centor-Beiträge die Zahlen entsprechend erhöhen.—– Wertberichtigt Seite 6