Gerresheimer startet solide ins neue Geschäftsjahr
dwo Düsseldorf – Getragen von steigender Nachfrage in der Biotechnologie ist Gerresheimer stabil ins Geschäftsjahr 2020/21 gestartet und hat ihre Jahresziele bestätigt. Allein im Biotech-Bereich legte der Hersteller von Medikamentenverpackungen und -systemen im ersten Geschäftsquartal von Dezember bis Februar um über 50% zum Vorjahreszeitraum zu, wie Konzernchef Dietmar Siemssen bei der Vorstellung der Quartalszahlen erklärte. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das Wachstum „beständig weitergehen“ werde.
Nach Angaben des MDax-Konzerns entwickelte sich das Geschäft mit Kunststoffverpackungen und Spritzen in der Sparte Plastics & Devices „sehr erfreulich“, insbesondere in Europa und Amerika. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in der Sparte stieg um rund 9%. Gerade auch die Nachfrage nach speziellen Glasverpackungen für Biopharmazeutika nahm deutlich zu. Zwar war die Nachfrage nach Glasflakons für die Kosmetikindustrie unverändert schwach. Hintergrund dafür ist die Corona-Pandemie, im Zuge derer zahlreiche Länder noch im Lockdown stecken. Dennoch sprach Finanzchef Bernd Metzner von einem guten Jahresstart.
Die Pandemie wirkt insgesamt weiterhin eher als Chance denn als Hindernis für den Pharmaverpackungsspezialisten Gerresheimer. Dafür steht vor allem die Produktion der Covid-19-Impfstofffläschchen. Mit einem Umsatz von 6 Mill. Euro im ersten Quartal hielt sich deren Erlöseffekt zwar noch in Grenzen – gleichwohl könnte sich die ursprüngliche Annahme von einem Umsatz von 15 Mill. Euro 2021 als zu konservativ erweisen.
Gerresheimer baut die entsprechenden Produktionskapazitäten nach eigenen Angaben weiter mit Nachdruck aus. „Wir sind da sehr gut unterwegs“, sagte Siemssen. Bis Ende 2022 rechnet der Konzern nach wie vor mit etwa 1 Milliarde ausgelieferter Fläschchen (Vials) für Coronavakzine. Es ist indes nicht der einzige Bereich, den Gerresheimer ausbauen möchte. Mit dem wachsenden Geschäft mit Mikropumpensystemen zur Behandlung von Parkinson komme auch die Sparte Advanced Technologies langsam in Gang, wenngleich im Quartal noch immer rote Zahlen geschrieben wurden.
Insgesamt hielt Gerresheimer den Umsatz im ersten Quartal mit 302,8 Mill. Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Zugleich erhöhte sich das bereinigte Ebitda um 6,1% auf 54,2 Mill. Euro, so dass die Marge auf 17,9 (i.V. 16,8)% ausgebaut wurde. Sondereffekte führten letztlich zu einem Konzernergebnis von 9,7 Mill. Euro, das war mehr als eine Verdoppelung.
Auftragsbücher gut gefüllt
„Wir erwarten das zweite Quartal noch mal deutlich stärker. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, sagte Siemssen. Für das bis Ende November laufende Geschäftsjahr erwartet Gerresheimer weiterhin im Kerngeschäft ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine bereinigte operative Marge zwischen 22 und 23%. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll ebenfalls um rund 10% zulegen. „Wir werden spätestens im Jahr 2022 einen draufsetzen“, versprach der CEO. Den zuletzt skeptischen Aktionären reichte das nicht: Die Gerresheimer-Aktie gab am Donnerstag in der Spitze um 6,2% nach und verließ den Handel mit 84,85 Euro, ein Tagesverlust von 2,1%.
Gerresheimer | ||
Konzernzahlen1 nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 303 | 304 |
Bereinigtes Ebitda | 54 | 51 |
Konzernergebnis | 10 | 4 |
Freier Cash-flow2 | – 59 | – 78 |
Nettofinanzschulden | 1 024 | 961 |
1) Geschäftsjahr zum 30.11.; 2) vor Finanzierung Börsen-Zeitung |