Pharmazulieferer

Gerresheimer unter Margendruck

Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer hat das Wachstumstempo im dritten Quartal beschleunigt. Gestiegene Rohstoff- und Energiepreise drücken jedoch die operative Marge.

Gerresheimer unter Margendruck

ab Düsseldorf – Gerresheimer hat das Wachstum im dritten Quartal beschleunigt. Doch ganz ungetrübt ist die Freude nicht, drücken höhere Rohstoff- und Energiepreise doch spürbar auf die Marge, wie aus dem vorgelegten Zwischenbericht hervorgeht. Vor diesem Hintergrund konkretisiert der Hersteller von Spezialverpackungen für die Pharmaindustrie die Prognose. Während das organische Umsatzwachstum im Kerngeschäft den oberen Rand der angekündigten Spanne – die Rede ist von mittlerem einstelligen Wachstum – erreichen werde, wie Vorstandschef Dietmar Siemssen sagte, wird die Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) am unteren Rand des von 22 bis 23 % reichenden Korridors erwartet.

Auch die Investoren taten sich schwer, den Zwischenbericht einzuordnen. Die Aktie startete mit einem Kurssprung um mehr als 5% in den Handel, drehte gegen Mittag jedoch in negatives Terrain und beendete den Handelstag schließlich bei 77,90 Euro, einem Minus von 1 %. Analysten stuften den Zwischenbericht als mit den Erwartungen in Einklang stehend ein.

Jenseits der anhaltend hohen Nachfrage Impfstofffläschchen (Vials) für den Covid-19-Impfstoff registrierten die Düsseldorfer sowohl für Kunststoff- wie auch für Glasverpackungen eine lebhafte Nachfrage. Der Umsatz schnellte im Berichtsquartal um 9,4% (währungsbereinigt: 10%) nach oben. Die Marge gab jedoch um fast 2 Prozentpunkte auf 19,6% nach.

Kosmetikindustrie ist zurück

Siemssen begründete die Entwicklung mit deutlichen Preissteigerungen für Rohstoffe wie Kunststoffgranulat, Strom und Gas. Gerresheimer steuere „mit angemessenen und kurzfristig wirksamen Maßnahmen entgegen“, hieß es. 60% der gestiegenen Inputkosten würden an die Kunden weitergereicht. Die restlichen 40 % seien als temporärer Effekt zu verbuchen.

Alle drei Divisionen trugen zu dem Umsatzwachstum bei. Am schnellsten kam Gerresheimer mit Glasverpackungen voran. Insbesondere die Nachfrage aus der Kosmetikindustrie, die im Vorjahr von den Folgen der Pandemie stark beeinträchtigt war, belebte sich. Der Umsatz der Division Primary Packaging Glass erhöhte sich um annähernd 12 % auf 174 Mill. Euro. Die dazugehörige Marge bröckelte um 0,5 Punkte auf 20 % ab. Hier wirkten sich insbesondere die gestiegenen Energiekosten negativ aus.

In der Division Plastics & Devices sah sich Gerresheimer dagegen mit einem um fast 3 % geringeren operativen Ergebnis konfrontiert, obwohl der Umsatz um gut 7% auf 208 Mill. Euro zulegte. Die operative Marge verringerte sich entsprechend auf 24,3 (i.V. 26,9) %. Insbesondere die Nachfrage nach vorgefüllten Spritzen wird als erfreulich hervorgehoben. Im Ergebnis machte sich neben den gestiegenen Rohstoffpreisen nach den Angaben auch der geänderte Produktmix bemerkbar. Das kleine Segment Advanced Technologies baute den Umsatz ebenfalls aus. Zugleich weitete sich jedoch auch der Verlust aus. Grund dafür ist nach den Angaben die planmäßige Weiterführung der Entwicklungsprojekte.

Wenig erfreulich fällt der Blick auf die Kapitalflussrechnung aus. Der Free Cash-flow vor M&A landete in den ersten neun Monaten bei −46 Mill. Euro, ein Jahr zuvor waren noch 5 Mill. Euro zugeflossen. Dabei standen einem geringeren operativen Cash-flow höhere Mittelabflüsse aus Investitionen gegenüber.

Wertberichtigt Seite 8

Gerresheimer
Konzernzahlen* nach IFRS
9 Monate 
in Mill. Euro20212020
Umsatz1 0621 016
Bereinigtes Ebitda211210
Ebit96102
Konzernergebnis5959
Bereinigtes Konzernergebnis9182
Free Cash-flow vor M&A–465
Nettoverschuldung1 069961
*) Geschäftsjahr zum 30.11.Börsen-Zeitung
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