Gerresheimer will Digitalgeschäft ausbauen
ak Düsseldorf – Gerresheimer will nach dem Kauf der schweizerischen Sensile Medical weiter in digitale Anwendungen investieren. Die neue Tochter ist die Keimzelle für den Geschäftsbereich Advanced Technologies, den der Zulieferer für die Pharmaindustrie im Zwischenbericht erstmals auswies. “Wir wollen ihn ausbauen”, kündigte Vorstandssprecher Rainer Beaujean in einer Telefonkonferenz an. Das müsse nicht zwingend mit Großinvestitionen geschehen. Gerresheimer denke an Kooperationen mit Entwicklerteams und Universitäten sowie der Beteiligung an Start-ups. Der bis zu 350 Mill. Euro teure Erwerb von Sensile Medical, einem Entwickler von vernetzten Mikropumpen, hat den Verschuldungsgrad auf 3,2 (Verhältnis von Nettoschulden zum bereinigten Ebitda) hochgetrieben.Die Integration von Sensile Medical verlaufe nach Plan, verkündete Beaujean. Ein erstes Produkt, eine Mikropumpe für die Parkinson-Therapie, habe Ende September die EU-Zulassung erhalten.Im dritten Quartal verzeichnete das Unternehmen ein erheblich stärkeres Wachstum als in der ersten Jahreshälfte, was die Einschätzung des Managements vom Sommer bestätigte. Der Umsatz kletterte um 7 %, währungsbereinigt waren es sogar 9 %. Beaujean bezifferte die geschätzten negativen Währungseffekte im Gesamtjahr auf rund 40 Mill. Euro beim Umsatz und etwa 11 Mill. Euro beim bereinigten Ebitda.Aber auch weitere Faktoren belasteten das operative Ergebnis des Konzerns, das im dritten Quartal währungsbereinigt um knapp 3 % sank. Beaujean führte höhere Kosten für Kunststoffgranulate, die nur verzögert an Kunden weitergegeben werden können, sowie gestiegene Energiekosten an. Dazu kam ein Aufwand von 1,4 Mill. Euro, weil die Netzentgeltbefreiung für energieintensive Unternehmen in den Jahren 2012 und 2013 von der EU-Kommission als unzulässige Subvention eingestuft worden war.Gerresheimer bestätigte die Umsatzerwartung, währungsbereinigt im Gesamtjahr zwischen 1,38 und 1,4 Mrd. Euro zu schaffen. Das ebenfalls währungsbereinigte Ebitda soll zwischen 305 und 315 Mill. Euro betragen. Beaujean wies allerdings darauf hin, dass der Konzern am unteren Ende der Spanne landen könne, wenn die Kapazitätserweiterung im Werk in Tschechien zügig voranschreite. Dann seien höhere Ausgaben im vierten Quartal erforderlich.Die Investoren ließen sich von dieser kleinen Einschränkung bei der Prognose sowie einem weiteren angekündigten Abgang im Vorstand nicht verschrecken. Zunächst gehörten Gerresheimer am Donnerstag zu den stärksten MDax-Werten, verloren später aber noch 1,4 %.—– Personen Seite 16