StaRUG-Verfahren

Gerry Weber steckt in der Bredouille

Gut drei Jahre nach der Entlassung aus der Insolvenz steht Gerry Weber erneut mit dem Rücken zur Wand. Die Passivseite soll im Wege eines StaRUG-Verfahrens saniert werden. Parallel dazu wird die Retail-Tochter in die Insolvenz in Eigenverwaltung geschickt.

Gerry Weber steckt in der Bredouille

Gerry Weber steckt in der Bredouille

StaRUG-Sanierung - Retail-Tochter wird in Insolvenz geschickt

ab Düsseldorf

Gerry Weber muss sich finanziell komplett neu aufstellen und tut es dabei dem Autozulieferer Leoni gleich. Denn Gerry Weber will auch auf das vor zwei Jahren in Kraft getretene Gesetz StaRUG zurückgreifen, wie der Bekleidungshersteller und -händler mitteilte. Die finanzielle Sanierung unter dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) bezieht sich auf die Gerry Weber International AG, die zwar ein Mauerblümchendasein an der Börse fristet, aber noch notiert ist. Das wird sich künftig ändern, denn mit dem geplanten vollständigen Kapitalschnitt erlischt auch die Börsennotierung der Aktien, wie es heißt.

Das Sanierungsvorhaben sei Folge der coronabedingten Schließungen des Einzelhandels in Deutschland und dem veränderten Kundenverhalten, das auch Folge der geringeren verfügbaren Realeinkommen sei. Ein Antrag auf Einleitung eines StaRUG-Verfahrens werde beim zuständigen Amtsgericht in Essen gestellt. Mit dem StaRUG-Verfahren soll "die Neuordnung der Passivseite" vorgenommen werden. Zum Chief Restructuring Officer (CRO) wurde Dirk Reichert berufen.

Parallel dazu soll das in der Gerry Weber Retail GmbH gebündelte Einzelhandelsgeschäft im Wege der Insolvenz in Eigenverwaltung restrukturiert werden. Ein entsprechender Insolvenzantrag werde beim Amtsgericht Bielefeld gestellt. "Das Wholesale-Geschäft, der E-Commerce und auch das Auslandsgeschäft sind von den Maßnahmen nicht betroffen", wird Finanzchef Florian Frank zitiert. Mit der Eigenverwaltung bleibe die Verfügungsgewalt und die Finanzhoheit über das Unternehmen gewahrt.

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung hat der Modekonzern schon hinter sich. Aus dem Eigenverwaltungsverfahren, das sich damals über die Gruppe erstreckte, waren die Westfalen erst Ende 2019 entlassen worden. Die Insolvenz soll zur Optimierung des deutschen Filialnetzes genutzt werden. "Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände", sagt Vorstandschefin Angelika Schindler-Obenhaus. Die Lieferfähigkeit sei gesichert und auch der Geschäftsbetrieb laufe in vollem Umfang weiter.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.