Geschickter Schachzug
Das ist ganz nach dem Geschmack der Anleger: Um den zum Verkauf stehenden Lichttechnikkonzern Osram ist ein Übernahmekampf entbrannt. Nach der angekündigten Gegenofferte des Infineon-Wettbewerbers AMS schoss die Aktie des operativ geschwächten und defizitären MDax-Mitglieds um fast 12 % in die Höhe. Die Reaktion des Marktes lässt darauf schließen, dass die Investoren dem erneuten Vorstoß des kleineren börsennotierten Chipherstellers aus Österreich gute Chancen einräumen, die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle auszustechen.Nach zunächst holprig verlaufenen Avancen preschte AMS-CEO Alexander Everke mit einem geschickten Schachzug vor. Das Duo bietet 35 Euro je Aktie. AMS liegt um 3,50 Euro je Titel darüber.In dem Bieterwettstreit ist nun Osram-Vorstandschef Olaf Berlien am Zug, benötigt doch die AMS-Führung die Zustimmung des Münchner Unternehmens, um den Aktionären ein freiwilliges Angebot unterbreiten zu können. Das war die Bedingung dafür, dass Osram dem Kaufinteressenten aus der Steiermark zuvor Einsicht in die Geschäftsbücher gewährte.Die Osram-Verwaltung steckt in der Bredouille. Einerseits verfügt sie über keine überzeugenden Argumente, AMS eine Freigabe zu verweigern. Andererseits sprach sie sich bereits dafür aus, die seit dem 22. Juli laufende Offerte der beiden US-Häuser zu unterstützen. Anfängliche Zweifel von Berlien, dass AMS eine Übernahme finanziell überhaupt stemmen kann, sind mit der Brückenfinanzierung der beiden Großbanken UBS und HSBC ausgeräumt.Zudem liegt Everke in Bezug auf den Preis näher an den Erwartungen der institutionellen Aktionäre von Osram als Bain und Carlyle. Die jüngste Entscheidung des mit knapp 10 % größten Einzelaktionärs, der Allianz-Fondsgesellschaft AGI, die Offerte der Finanzinvestoren abzulehnen, sorgte für Aufsehen. Damit sinken die Chancen von Bain und Carlyle, die Mindestannahmeschwelle von 70 % zu erreichen.In dieser Lage handelte Berlien richtig, AMS entgegenzukommen und Verhandlungen anzubieten. Ansonsten hätte er den Zorn vieler wichtiger Anteilseigener auf sich gezogen. Als CEO ist er ohnehin nicht unumstritten. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass beide Bieter sich eine Schlacht um Osram liefern. Das sorgt für Kursfantasie – einerseits. Andererseits sind die Spielräume für deutlich erhöhte Angebote begrenzt. Die Offerten beider Seiten sind an hohe Hürden – teils auch finanzieller Art – geknüpft.