Gesetzesreform beflügelt Windbranche

Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetz führt zu Vorzieheffekten - VDMA erwartet 2016 und 2017 Rekorde

Gesetzesreform beflügelt Windbranche

Weil bei neuen Windrädern nach der EEG-Reform künftig nur noch der preisgünstigste Anbieter den Zuschlag erhält, drängen mehr Windparkbetreiber denn je an den Markt, um sich die alten, hohen Vergütungen zu sichern.ge Berlin – Nach dem beschlossenen Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) peilt die Windbranche Rekordwerte an. Um noch in den Genuss hoher – und über 20 Jahre garantierter – Vergütungssätze zu gelangen, könnte in diesem Jahr mit rund 4,7 Gigawatt (GW) genauso viel Leistung an Land neu errichtet werden wie im bisherigen Rekordjahr 2014. Für den kommenden Zyklus hält Matthias Zelinger, Geschäftsführer Power Systems beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), sogar einen Zubau von bis zu 4,9 GW (brutto) für möglich. Danach laufen die Genehmigungen mit garantierten Vergütungen nach dem alten Recht langsam aus, so dass Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, für 2018 “nur” noch 3,5 bis 4,0 GW an neuer Leistung erwartet. Diese Menge ist aber immer noch deutlich mehr, als die Bundesregierung mit 2,8 GW anpeilt, um die Ziele der Energiewende zu erreichen.Anders als Albers, der im Vorfeld der Gesetzesänderung vor einer massiven Schädigung der Branche durch die EEG-Reform warnte, machte Zelinger deutlich, dass die Industrie mit den kommenden Regelungen “leben kann” – nicht zuletzt deswegen, weil die dadurch bedingten Vorzieheffekte nicht wenige Unternehmen derzeit “ins Schwitzen” brächten. China “ganz, ganz schwierig”Während das Heimatgeschäft also boomt, klagt Zelinger unverändert über den “ganz, ganz schwierigen und kritischen” Zugang zum weltgrößten Markt China. Allein im Reich der Mitte wurden im Vorjahr Windmühlen mit einer Leistung von rund 30 GW neu installiert, knapp die Hälfte der global 63,5 GW, die 2015 erstmals ans Netz gingen. Dies entspreche laut VDMA Investitionen von etwas über 60 Mrd. Euro. Die deutsche Industrie erwirtschafte davon etwa ein Fünftel oder 12 Mrd. Euro. Im laufenden und in den zwei kommenden Jahren erwarten die Maschinenbauer “nur” noch ein Zubau von rund 55 GW, ein Siebtel weniger als im letztjährigen Rekordjahr.In den ersten sechs Monaten wurden an Land mit knapp 2,1 GW gut 70 % mehr neue Leistung installiert als im ersten Halbjahr 2015. Dieses ungewöhnliche Plus erklärt Knud Rehfeldt, Chef der Deutschen Windguard, mit den – wegen hoher Zubaumengen – inzwischen vierteljährlichen Kürzungen bei den staatlich garantierten Vergütungen. Dadurch versuchten alle Anlagenbetreiber, so schnell als möglich ans Netz angeschlossen zu werden, bevor der nächste Abschlag in Kraft tritt. In früheren Jahren war dagegen nur eine “Jahresendrally” zu beobachten vor der Absenkung zum Jahreswechsel. Damit gingen auch regelmäßig zwei Drittel der Windmühlen erst im zweiten Halbjahr in Betrieb. Die jetzige quartalsweise Degression werde dagegen zu einer Verstetigung des Zubaus führen, glaubt Rehfeldt.Im Halbjahr wurden zugleich alte Windräder mit 0,16 GW abgebaut und durch neue ersetzt (sogenanntes Repowering), so dass die Leistung (netto) “nur” um 1,9 GW stieg.—– Wertberichtigt Seite 8