Gesunkene Gaspreise belasten Wintershall Dea
Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea, der zu rund 70% BASF gehört, hat im dritten Quartal operativ einen Ergebniseinbruch verbucht. Hauptgrund war der im Jahresvergleich stark rückläufige Gaspreis. Nach Unternehmensangaben fiel der realisierte Durchschnittspreis für tausend Standard-Kubikfuß (MSCF) Erdgas konzernweit von 14,18 Dollar auf 6,59 Dollar. Der Einbruch in der Region Nordeuropa von 23,06 auf 9,07 Dollar erinnert daran, wie groß die Sorge vor einem Gasmangel vor einem Jahr war – deswegen war im dritten Jahresviertel 2022 der Gaspreis auf Rekordwerte gestiegen. Dagegen sank im Konzern der realisierte Durchschnittspreis für ein Barrel Öl (159 Liter) moderat von 71,80 Dollar in der Vorjahresperiode auf 70,60 Dollar.
Billiges Gas belastet Wintershall Dea
Operatives Ergebnis geht im Quartal um die Hälfte zurück – Wertminderungen und Rückstellungen von 587 Mill. Euro
md Frankfurt
In den drei Monaten bis Ende September ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten (Ebitdax) im Jahresvergleich um 53% auf 964 Mill. Euro zurück, wie Wintershall Dea mitteilte. „Das spiegelt die Rückkehr zu einem moderaten Rohstoffpreisumfeld seit dem außerordentlichen dritten Quartal 2022 wider“, heißt es.
Die Fördermenge fiel wegen ungeplanter Wartungsarbeiten in zwei Gasfeldern in Norwegen leicht auf rund 324.000 (i.V. 328.000) Barrel Öläquivalente pro Tag (boe/d). In den Zahlen ist das Russland-Geschäft nicht mehr enthalten, weil sich das Unternehmen in Reaktion auf die Invasion in der Ukraine aus dem Land zurückziehen will.
Gemäß Vorstandschef Mario Mehren wird Wintershall Dea ihr internationales E&P-Geschäft und die heimische Förderung sowie die Aktivitäten im Bereich Carbon Management und Wasserstoff von allen russischen Beteiligungen rechtlich abspalten. Dies soll bis Mitte 2024 geschehen, bekräftigte der CEO. „Die rechtliche Trennung ist ein Teil unseres Ausstiegs, keine Alternative zum Ausstieg aus Russland“, betonte er. „Der schwierigste Teil ist der Ausstieg aus den Beteiligungen. Die russische Regierung hat allen ausländischen Investoren, die ihre Anteile in Russland verkaufen wollen, eine Reihe von Hürden auferlegt“, fügte Mehren hinzu. „Dies wird höchstwahrscheinlich ein sehr langwieriger Prozess, der nicht von uns kontrolliert wird.“ Das Abschreibungsvolumen auf das Russland-Geschäft liege derzeit bei 7,5 Mrd. Euro, sagte CFO Paul Smith vor Medienvertretern; davon entfielen 5,5 Mrd. auf die Assets im Land und 2 Mrd. Euro auf das Midstream-Geschäft, also vor allem Nord Stream 1 und 2.
Mario Mehren, CEO von Wintershall DeaDie rechtliche Trennung ist ein Teil unseres Ausstiegs, keine Alternative zum Ausstieg aus Russland.
Gemäß dem Zwischenbericht steht unter dem Strich ein Quartalsverlust von 535 Mill. Euro; ein Jahr zuvor hatte Wintershall Dea noch einen Überschuss von 388 Mill. Euro erwirtschaftet. Das bereinigte Nettoergebnis brach den Angaben zufolge von 429 Mill. auf 61 Mill. Euro ein.
Verlust von 535 Mill. Euro im Quartal
Der Vorstand verwies auf Abschreibungen und Restrukturierungsrückstellungen von insgesamt 587 Mill. Euro. Ein Großteil davon entfiel auf Wertminderungen im Zusammenhang mit dem zehnprozentigen Anteil an dem Feld Ghasha in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort seien die Kapitalkosten gestiegen; „dies spiegelt sich nun in unseren überarbeiteten Planungsannahmen wider“, sagte CFO Smith.
Im Zuge des Anfang September vorgestellten Sparprogramms plant Wintershall Dea den Abbau von rund 500 Stellen; davon etwa 300 in Deutschland. Zuletzt beschäftigte der Konzern weltweit mehr als 2.000 Personen. Zudem sollen administrative Ausgaben durch eine Änderung der Organisationsstruktur erheblich reduziert werden. So soll Wintershall Dea von 2024 an nur noch einen Verwaltungssitz haben: Kassel. Hamburg, bislang als Konzernsitz gleichrangig, werde künftig für das Deutschland-Geschäft des Konzerns zuständig sein, sagte Mehren. Ferner wird der Vorstand von vier auf drei Mitglieder verkleinert; neben Mehren und Smith verbleibt COO Dawn Summers. Insgesamt will man so etwa 200 Mill. Euro jährlich einsparen. Für das Sparprogramm verbuchte das Unternehmen einmalige Rückstellungen von 223 Mill. Euro vor Steuern.
Kassel wird zum alleinigen Verwaltungssitz
Die Ende Juli kommunizierten Jahresziele hat Wintershall Dea bestätigt. Angepeilt wird u. a. eine Fördermenge von 325.000 bis 340.000 boe/d. Im Vorjahr hatte der Konzern – ohne Berücksichtigung von Russland – 321.000 boe/d produziert; inklusive Russland waren es 597.000 boe/d.
Jahresziele bestätigt
Wintershall Dea hat im dritten Quartal unterm Strich 535 Mill. Euro Verlust gemacht. Der Öl- und Gaskonzern verweist auf Wertminderungen und Restrukturierungsrückstellungen von insgesamt 587 Mill. Euro. Operativ belastete vor allem der im Jahresvergleich um 53% gesunkene durchschnittliche Gaspreis.