Gewinn von ArcelorMittal bricht ein

Weltweit größter Stahlkonzern senkt Prognose für Nachfrage

Gewinn von ArcelorMittal bricht ein

cru Düsseldorf – ArcelorMittal hat wegen der schwächelnden Autoindustrie in Europa seine Prognose für die weltweite Stahlnachfrage gesenkt. Vorstandschef und Haupteigentümer Lakshmi Mittal erwartet das Plus für die weltweite Nachfrage nach Stahl im Jahr 2019 nur noch bei 0,5 % bis 1,5 % anstatt mindestens 1 %. Hauptgrund dafür ist der Rückgang in Europa, wo ein Minus von 1 % bis 2 % erwartet wird.Im zweiten Quartal brach der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) des weltweit größten Stahlkonzerns wegen fallender Preise und steigender Rohstoffkosten um die Hälfte auf 1,6 Mrd. Dollar ein, wie das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg und Führung in London am Donnerstag mitteilte. Der Kurs der ArcelorMittal-Aktie reagierte mit einem Minus von zeitweise 0,5 % auf 14,42 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit binnen eines Jahres halbiert auf 14,6 Mrd. Euro. Haupteigentümer ist die Familie Mittal mit 37 % der Anteile. Allgemeiner PreisverfallDer allgemeine Preisverfall und hohe Abschreibungen brockten ArcelorMittal im zweiten Quartal überraschend rote Zahlen ein. Auslöser der Wertkorrekturen war der Verkauf einiger kleinerer Stahlwerke in Europa, mit dem ArcelorMittal Auflagen der Kartellwächter in Brüssel im Gegenzug für die Übernahme des Stahlwerks Ilva in Italien erfüllte, sowie der Verfall der Stahlpreise in den USA. Unter dem Strich steht ein Verlust von 450 Mill. Dollar nach 1,9 Mrd. Dollar Gewinn im gleichen Vorjahreszeitraum.Zugleich schrumpfte der Umsatz um 4 % auf 19,3 Mrd. Dollar. Zuvor hatten schon Europas größter Stahlhändler Klöckner & Co und der Luxemburger Edelstahlkonzern Aperam Gewinneinbrüche im zweiten Quartal gemeldet und gewarnt, das dritte Quartal werde noch schlechter werden, während bei Thyssenkrupp sogar eine weitere Gewinnwarnung befürchtet wird. ArcelorMittal-Konzernchef Lakshmi Mittal beklagte vor diesem Hintergrund die Überkapazitäten in der Stahlbranche als eine “klare Herausforderung”.Die gesamte Branche leidet unter einer schrumpfenden Nachfrage, insbesondere aus der Autoindustrie, und kämpft gegen die billigere Konkurrenz durch Importe aus Ländern wie Russland oder der Türkei. Nur wegen der Übernahme des maroden Stahlwerks Ilva in Italien aus staatlicher Kuratel kletterte der Stahlabsatz bei ArcelorMittal im ersten Halbjahr um 4 % auf 45 Mill. Tonnen. Ein Lichtblick ist lediglich der Schuldenstand des Konzerns, der laut Goldman-Sachs-Analyst Eugene King mit 10,2 Mrd. Dollar etwas niedriger ausfiel als befürchtet und im Quartal vor allem wegen der Übernahme des indischen Stahlkonzerns Essar um 1 Mrd. Dollar angestiegen ist. Teures Eisenerz belastetDer unerwartet starke Anstieg der Eisenerzpreise nach dem Dammbruch-Desaster beim brasilianischen Vale-Konzern beschneidet die Gewinne aller Stahlkonzerne. Laut ING-Analyst Stijn Demeester aus Brüssel hat ArcelorMittal die Schätzung des Cash-Bedarfs im Jahr 2019 für Investitionen, Zinsen, Steuern und Pensionszahlungen um 1 Mrd. Dollar auf 5,4 Mrd. Dollar gekürzt, weil weniger investiert wird und weniger Steuern gezahlt werden.