Gewinne der Dax-Konzerne brechen ein

EY: Unternehmen verdienen 30 Prozent weniger - Umsatz steigt vor allem dank US-Geschäft - Gebremster Beschäftigungszuwachs

Gewinne der Dax-Konzerne brechen ein

Die Abschwächung der Konjunktur in Europa schlägt sich nun auch bei den Dax-Konzernen in den Zahlen nieder. Während der kumulierte Umsatz im Dax im zweiten Quartal noch um 4,5 % auf knapp 354 Mrd. Euro zulegte, brach der operative Gewinn einer Analyse von EY zufolge um 30 % auf 25,4 Mrd. Euro ein. Weniger verdienten die Dax-Konzerne zuletzt im zweiten Quartal 2011.scd Frankfurt – Die Konjunkturabschwächung insbesondere in Europa hat die Dax-Konzerne im zweiten Quartal belastet. Zwar kletterte der Umsatz der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen noch um 4,5 % auf 354 Mrd. Euro. Das lag indes allein an der robusten Entwicklung außerhalb Europas. Während die Erlöse im Binnenmarkt um 0,4 % schrumpften, legten sie in Nordamerika um gut 15 % und in der Region Asien/Pazifik um knapp 8 % zu. Aufgrund der internationalen Ausrichtung der Dax-Unternehmen – im Schnitt ist jeder zweite umgesetzte Euro außerhalb Europas erwirtschaftet worden – hat das Gros der Firmen auch im zweiten Quartal seine Erlöse steigern können. Mit Covestro, BASF, Continental und Henkel verzeichneten nur vier Unternehmen rückläufige Erlöse.Bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) war die Entwicklung schon deutlich durchwachsener, wie die Unternehmensberatung EY in einer Analyse der Zwischenberichte feststellt. Nur elf Unternehmen meldeten einen höheren Gewinn als im Vorjahreszeitraum. Mit Daimler und Deutscher Bank schrieben zwei Konzerne im Quartal sogar rote Zahlen – allerdings vor allem aufgrund einmaliger Sondereffekte: Bei Daimler belasteten insbesondere Rechtsrisiken und Rückstellungen für mögliche Strafzahlungen in der Diesel-Affäre die Gewinnentwicklung. Bei der Deutschen Bank fielen hohe Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit dem laufenden Konzernumbau an.Die höchsten operativen Gewinne fuhren Volkswagen (5,1 Mrd. Euro), Allianz (3,2 Mrd. Euro) und Deutsche Telekom (2,4 Mrd. Euro) ein. Die größten Ergebnissteigerungen gab es derweil bei Merck (+58 %), Munich Re (+57 %) und Wirecard (+39 %). Zu den größten Verlierern mit Ergebnisrückgängen von mehr als zwei Dritteln zählten neben Daimler und Deutscher Bank auch Covestro, BASF und Eon.Angesichts der Entwicklung haben die Dax-Konzerne bei den Neueinstellungen zwar den Fuß vom Gas genommen, stehen aber auch noch nicht auf der Bremse. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs die Mitarbeiterzahl insgesamt um knapp 60 000 auf 3,8 Millionen. Im Jahr 2018 waren noch mehr als 100 000 Stellen geschaffen worden. Sieben Unternehmen beschäftigten im zweiten Quartal weniger Arbeitnehmer als ein Jahr zuvor. Bei den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, die um 4 % anzogen, dominieren weiter die Autohersteller mit Volkswagen, Daimler und BMW auf den Plätzen 1 bis 3. Zusammengenommen haben sie so viel in F&E gesteckt wie die nachfolgenden zehn Firmen zusammen.”Einige Unternehmen konnten trotz einer sich abschwächenden Konjunktur überraschend starke Zahlen vorweisen und ihre Profitabilität deutlich steigern”, stellt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY, fest. Erfreulich sei auch, dass die Umsätze bei fast allen Unternehmen stiegen. “Auf der anderen Seite sehen wir gerade bei den Industrieunternehmen eine zunehmende Eintrübung: Die Auftragseingänge sinken, der Preiskampf wird härter, die Gewinne schrumpfen.”Gerade die schwache weltweite Autokonjunktur führe zu Belastungen – bei Herstellern und Zulieferern, aber auch bei Unternehmen aus angrenzenden Branchen wie dem Maschinenbau oder der chemischen Industrie, erklärt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY. “Immer mehr Unternehmen bekommen die Investitionszurückhaltung und die Sparmaßnahmen der Autobranche zu spüren.” Noch sei keine echte Krise da. Zumindest in der Industrie sei man aber nicht mehr weit davon entfernt.”Der bevorstehende Brexit bereitet zunehmend Sorgen – zumal derzeit vieles für einen harten Brexit, also einen Ausstieg Großbritanniens ohne Vertrag, spricht. Dann dürften ab November bei Ausfuhren nach Großbritannien hohe Ausgaben für Zölle und Zollformalitäten anfallen – ganz zu schweigen von dem zu erwartenden Einbruch der Nachfrage in einem der wichtigsten Auslandsmärkte für deutsche Unternehmen”, sagte Barth. Auch außerhalb Europas mehren sich die Risiken, ergänzt Meyer: “Die Hoffnungen auf eine baldige Beilegung des Handelskonflikts zwischen den USA und China haben sich nicht erfüllt – im Gegenteil: Der Konflikt spitzt sich zu und droht nun auch zu einem Währungskrieg zu werden.” Angesichts dieses schwierigen Umfelds verordnen sich immer mehr Unternehmen Sparprogramme, beobachtet Meyer. “Zahlreiche Dax-Konzerne haben umfassende Kostensenkungsmaßnahmen angekündigt, die zumeist auch mit dem Abbau von Stellen verbunden sind. Jetzt muss gespart werden – nicht zuletzt, um die hohen Investitionen zu finanzieren.”