Gewinnrückgang trotz Umsatzrekord

Einzelne Verluste drücken Erfolgsrechnung im Dax - 30 Mrd. Euro für die Aktionäre - Warten auf VW

Gewinnrückgang trotz Umsatzrekord

Der schwache Euro macht es möglich: Die Dax-Konzerne (ohne VW) haben 2015 den Umsatz um 8 % auf 1,12 Bill. Euro gesteigert. Das operative Ergebnis der 29 Unternehmen ging wegen der Verluste von Deutscher Bank und Eon um 5 % auf 91,5 Mrd. Euro zurück. An die Aktionäre werden voraussichtlich 30 Mrd. Euro verteilt, ein mageres Plus zum Vorjahr wegen des Ausfalls bei Deutscher Bank und RWE.wb Frankfurt – Verluste in der Energiewirtschaft und bei der Deutschen Bank sowie der Abgasskandal von Volkswagen sorgen dafür, dass das kumulierte operative Ergebnis der Dax-Unternehmen (ohne VW) im abgelaufenen Jahr mit 91,5 Mill. Euro auf den niedrigsten Stand seit 2009 gesunken ist. 29 Emittenten haben ihren Abschluss veröffentlicht, Volkswagen will am 28. April Bilanz ziehen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen der 23 Industriewerte stieg trotz des Eon-Verlustes von 4,2 Mrd. Euro noch um 2,4 % auf 79,1 Mrd. Euro. Dies geht aus einer Erhebung der Beratungsgesellschaft EY her vor. Spitzenreiter ist diesmal Daimler mit 13,1 Mrd. Euro, 2014 stand noch Volkswagen mit 12,7 Mrd. Euro oben auf dem Treppchen.Den Aktionären sollen mit 29,97 Mrd. Euro minimal mehr als für 2014 zufließen. Taxiert wird die Ausschüttung auf die VW-Stämme mit 295 Mill. nach 1,42 Mrd. Euro und auf die Vorzüge von 219 Mill. nach 878 Mill. Euro. Einzig Deutsche Bank und RWE lassen ihre Anteilseigener leer ausgehen; Lufthansa und Commerzbank nehmen die Zahlung wieder auf. Der Wechsel von Lanxess zu Vonovia im Dax wirkt sich in einer deutlich höheren Ausschüttung aus. Heidelberg Cement hat mit einer Aufstockung von 73 % überrascht. Die höchsten Summen kassieren die Aktionäre von Daimler (knapp 3,5 Mrd. Euro), Allianz (3,3 Mrd.), Siemens mit knapp 3 Mrd. Euro sowie BASF (gut 2,6 Mrd.) und Telekom (2,5 Mrd. Euro). Das Gros der Emittenten stockt auf. Mit 3,1 % im Dax liege die laufende Rendite von Aktien nach wie vor markant über den Mini-Renditen von Bundesanleihen, und klar oberhalb der von Euro-Staatsanleihen schwächerer Bonität oder von Corporates mit Investmentqualität. Dollar hilft kräftigIm Umsatz hat der schwache Euro den Dax-Konzernen 2015 geholfen. Die Erlöse stiegen auf den Rekordwert von 1,12 Bill. Euro. Ohne Rückenwind aus der Abwertung der Gemeinschaftswährung wären die Einnahmen lediglich um 3 % gestiegen. Das deutlichste Umsatzwachstum zeigt Vonovia mit 93 % infolge der Gagfah-Übernahme. Mit 149,5 Mrd. Euro führt Daimler das Umsatzranking an. 2014 lag Volkswagen, die für 2015 noch keine Zahlen genannt hat, mit 202 Mrd. Euro vorn. Stark gewachsen sind Infineon mit 39 % akquisitionsbedingt, Fresenius (19 %) und SAP mit 18 %. Die Dynamik hat sich laut EY im vierten Quartal abgeschwächt. Die Umsätze stiegen von Oktober bis Dezember um 4 %, immerhin sieben Konzerne verzeichneten einen Rückgang. Motor ist aber der starke US-Markt, wo viele deutsche Unternehmen zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Insgesamt kletterten die von Dax-Emittenten in Nordamerika erwirtschafteten Erlöse um 23 %, der Anteil dieses Marktes am Gesamtumsatz wuchs von 24 auf 27 %. In Europa schafften die Unternehmen ein Plus von 4 %. Sie profitierten dabei von der robusten Konjunkturentwicklung in Deutschland und Großbritannien und der Erholung in einigen ehemaligen Krisenländern wie Spanien oder Irland. Europa steht für nahezu die Hälfte der Einnahmen. Russland und Brasilien sind keine Wachstumsmärkte mehr, sondern haben sich zu Krisenfällen entwickelt, und auch die Entwicklung in China bereitet Sorge. Einige deutsche Konzerne spüren die Wachstumsdelle in China sehr deutlich. Neben der schwachen Entwicklung in Schwellenländern kristallisiere sich vor allem der Absturz des Ölpreises als Hauptrisiko für die Wirtschaft heraus.Angesichts der wachsenden Risiken stellen sich Deutschlands Top-Konzerne derzeit auf schwierige Zeiten ein, beobachtet EY-Partner Thomas Harms. Schlank und flexibel statt groß und unbeweglich sei die Devise. Das zeige sich in der Entwicklung der Belegschaften. Zwar stieg die Zahl der Beschäftigten um 2 % auf 3,23 Millionen. Doch zehn der 29 Unternehmen verzeichneten einen Stellenrückgang. Ein starkes Plus etwa bei Vonovia, Merck und Infineon geht in erster Linie auf Zukäufe zurück.