G+J komplett in Bertelsmann-Hand

Medienkonzern übernimmt für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag die Anteile der Jahr Holding

G+J komplett in Bertelsmann-Hand

Der Medienkonzern Bertelsmann übernimmt den Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr (G+J) nun doch komplett. Nachdem Gespräche über eine Neuordnung der Anteilseignerstruktur vor zwei Jahren noch gescheitert waren, sicherten sich die Gütersloher jetzt das Aktienpaket der Jahr Holding. Bertelsmann hofft, den Umbau des Hamburger Verlags nun beschleunigen zu können.ahe Düsseldorf – Das Verlagshaus Gruner + Jahr ist ab November komplett in der Hand von Bertelsmann. Der Konzern erwirbt die bislang noch der Jahr Holding gehörenden 25,1 % und stockt damit auf 100 % auf. Der Aufsichtsrat von Bertelsmann hat die Transaktion bereits genehmigt. Das Gütersloher Medienunternehmen war bereits 1969 bei G+J eingestiegen und ist seit 1973 Hauptgesellschafter.Der Kaufpreis wird den Angaben zufolge in bar geleistet. Über die Höhe des Preises wurde Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen der Börsen-Zeitung soll er im niedrigen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich liegen. Vorstandschef Thomas Rabe sprach lediglich von einer fairen Bewertung.Nach Einschätzung von Rabe ist die vollständige Übernahme ein “strategischer Meilenstein” zur Stärkung des Kerngeschäfts. G+J sei ein wichtiger Bestandteil des Inhaltegeschäfts von Bertelsmann. Die Komplettübernahme sei auch als ein “klares Bekenntnis zum Journalismus” zu verstehen.Zu Gruner + Jahr gehören unter anderem Zeitschriften wie der “Stern”, “Brigitte”, “Geo” oder auch “Capital”. Zum Verlag gehören auch wichtige in- und ausländische Beteiligungen wie etwa an der Stuttgarter Motorpresse oder auch am Spiegel Verlag. G+J hat bereits vor zwei Jahren mit einer digitalen Neuausrichtung begonnen. Aufgrund der Krise im Printgeschäft stehen auch bei den Hamburgern die Ergebnisse unter Druck: Im ersten Halbjahr 2014 war das von Bertelsmann berichtete operative Ebitda des Verlags auf 77 (i.V. 108) Mill. Euro gesunken (siehe Grafik). Die Ebitda-Marge sank damit von 11 auf 9 %. Der Verlag hatte erst im August einen Sparplan angekündigt. Rund 400 Stellen sollen in Deutschland in den kommenden drei Jahren abgebaut und 75 Mill. Euro eingespart werden.Bertelsmann sieht aber weiterhin “große Chancen” für die Zukunft von G+J auch in der digitalen Welt. “Alle Beteiligten sind davon überzeugt, dass diese Chancen unter der neuen Gesellschafterstruktur noch besser genutzt werden können”, erklärte der Medienkonzern. Gruner + Jahr könne künftig schneller auf digitale Marktveränderungen reagieren. Abstimmungsprozesse würden vereinfacht, und die Zusammenarbeit mit anderen Konzernunternehmen könne ausgebaut werden. Neuausrichtung geht weiterRabe denkt dabei an eine Ausweitung von Kooperationen, wie es sie derzeit schon in Form von “Stern-TV” oder “Geo-Television” gibt. “Ich bin überzeugt, dass G+J Wachstumspotenzial hat”, wird der Vorstandsvorsitzende in einem im Bertelsmann-Intranet veröffentlichten Interview zitiert. Dies gelte vor allem auch für ihre Digitalgeschäfte, wie beispielsweise die Internetportale Chefkoch, Tambini, Delinero und Roomido, die Magazin-Apps oder die Online-Vermarkter Ligatus und Advideum.Nach den Worten von Rabe ändert die Komplettübernahme, bei der Bertelsmann von der Anwaltskanzlei Hengeler Mueller beraten wurde, nichts an der strategischen Ausrichtung von Gruner + Jahr. Die vom Vorstand des Verlags auf den Weg gebrachte Transformation werde uneingeschränkt unterstützt, betonte er.In einer Telefon-Pressekonferenz kündigte Rabe in diesem Zusammenhang weitere Investitionen in den Hamburger Verlag an. Dabei sei der zuletzt genannte Betrag von 500 Mill. Euro in den kommenden Jahren lediglich eine Richtgröße. “Wir werden das investieren, was nötig ist”, sagte er. Rabe dementierte zugleich die Absicht, G+J insgesamt oder in Teilen wieder verkaufen zu wollen.—– Wertberichtigt Seite 8