Gläubiger melden Vorbehalte gegen Varta-Restrukturierung an
Gläubiger haben Vorbehalte gegen Varta-Restrukturierung
Kreditgeber fordern Beteiligung am Eigenkapital – Gespräche geplant – Aktie setzt Kurskollaps fort
hek Frankfurt
Unter den Kreditgebern des strauchelnden Batterieherstellers Varta bildet sich Widerstand gegen die Restrukturierungspläne. Die Kritik zielt vor allem darauf, dass die Gläubiger von der anstehenden Wiederauffüllung des Eigenkapitals ausgeschlossen werden sollen. Das widerspreche einer fairen Gleichbehandlung. Ihre eigenen Sanierungsvorschläge seien bisher nicht ausreichend gewürdigt worden, verlautet aus Finanzkreisen.
Das equity-geführte Konzept sieht vor, dass der bisherige Großaktionär Michael Tojner und der Sportwagenbauer Porsche das neue Eigenkapital bereitstellen. Die Gläubiger sollen in erheblichem Umfang auf Forderungen verzichten, werden aber nicht im neuen Eigenkapital berücksichtigt und würden damit nicht von möglichen Wertsteigerungen im Falle einer erfolgreichen Sanierung profitieren. Darüber seien die Kreditgeber „not amused“, heißt es. Kritisch gesehen wird auch, dass Tojner nur 10 Mill. Euro Liquidität einbringen und trotzdem die Mehrheit behalten soll. Die Kapitalspritze des Aufsichtsratsvorsitzenden, der zu den Mitverantwortlichen für den Varta-Niedergang gehört, besteht in diesem Konzept zum großen Teil aus der Einbringung von Immobilien (50 Mill. Euro).
Heterogene Gruppe
Bei den Gläubigern handelt es sich um eine heterogene Gruppe aus größeren und kleineren Banken, Sparkassen, Schuldscheininhabern und später dazugekommenen Spezialfonds, die sich zu mehr als 40% in den Konsortialkredit über 235 Mill. Euro eingekauft haben. Die im Geschäftsjahr 2022 platzierten Schuldscheine haben ein Volumen von 250 Mill. Euro. Geplant ist ein Haircut von ungefähr 50% auf den syndizierten Kredit. Die Schuldscheingläubiger sollen auf signifikant über 50% verzichten, was diese Geldgeber unzufrieden stimme. Für die bisherigen Aktionäre ist ein Kapitalschnitt auf null, also ein Totalverlust, vorgesehen.
Für die Umschuldung braucht Varta die Unterstützung wichtiger Gläubiger. Einzelne Opponenten können aber in dem vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG), das Varta auf den Weg gebracht hat, überstimmt werden. Erforderlich ist eine Zustimmung von 75%. Wird diese Hürde verfehlt, könnten – so die Befürchtung unter Gläubigern – weitere Gruppen in die Restrukturierung einbezogen werden. Votieren dann mehr Gruppen mit qualifizierter Mehrheit für den Plan als dagegen, wäre der Widerstand ausgehebelt (gruppenübergreifende Mehrheitsentscheidung).
Gespräche geplant
Zugleich zeigt sich die Gläubigerseite zuversichtlich, dass eine konsensuale Lösung zustande kommen dürfte. In dieser Woche seien Gespräche mit den Kreditgebern geplant. Unterstützung findet der geplante Carve-out der im Aufbau befindlichen E-Auto-Batteriesparte. Dieses Geschäft will der Pilotkunde Porsche übernehmen.
Das Restrukturierungskonzept der Fonds sieht vor, dass die Gläubiger Varta komplett übernehmen. Die Adressen, die ein erstrangiges Darlehen bereitstellen, sollen 70% des neuen Eigenkapitals erhalten und mit den restlichen 30% den Kreditverzicht abgelten. Tojner wäre damit draußen.
Viele Kanzleien am Werk
In Rechtsfragen berät die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer die Fonds, während die Altgläubiger Noerr an Bord geholt haben. Varta lässt sich von Grub Brugger, die auch das StaRUG-Verfahren führt, und von DLA Piper beraten. Den Mehrheitsaktionär Montana Tech Components, hinter dem Tojner steht, unterstützen Clifford Chance und Fellner Wratzfeld & Partner aus Österreich.
Derweil setzt die Varta-Aktie ihren Kurskollaps fort. Am Dienstag stürzte die Notierung um 38% ab. Analysten haben ihre Kursziele auf 0 Euro gesenkt.