Glasfaserfirma strebt Umsatzsprung auf über 100 Mill. Euro an
Von Heidi Rohde, FrankfurtJahrelang war der Bau von Glasfaserinfrastruktur in Deutschland ein zähes Geschäft. Als Inexio 2007 an den Start ging, hatte das Thema politisch keine Priorität. Die Ressourcen der Deutschen Telekom waren in hohem Maße in Auslandsbeteiligungen gebunden, der Bedarf für Bandbreiten von mehr als 16 Megabyte schien kaum erkennbar. Großes PotenzialDer Glasfaserausbau “in unterversorgten Regionen auf privatwirtschaftlicher Basis”, den Inexio betreiben wollte, stieß zunächst auf breite Skepsis, wie Gründer und CEO David Zimmer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet. “Eine vernünftige Finanzierung zu bekommen, war ungleich schwieriger als heute. Das hat unser Wachstum gebremst”, so der Manager, der auf einer von ABN Amro zusammen mit der International Project Finance Association (Ipfa) organisierten Konferenz zu den Herausforderungen des Glasfaserausbaus in Deutschland um mehr Aufmerksamkeit von Investoren warb. Die hat er unterdessen schon bekommen.Für Private Equity sind Unternehmen wie Inexio und Deutsche Glasfaser höchst interessante Investmentideen. Gerade weil Deutschland beim Ausbau von Gigabytenetzen so hinterherhinkt, haben Unternehmen, die sich darum kümmern, großes Potenzial. Bei der 2011 vom niederländischen Investor Reggeborgh gegründeten Deutschen Glasfaser ist seit 2015 KKR an Bord. Inexio gewann 2012 die DBAG für eine Beteiligung. Vor knapp zwei Jahren stieg dann Warburg Pincus ein. “Jetzt wachsen wir schneller, im Durchschnitt 15 bis 20 % im Jahr”, avisiert Zimmer. Für 2020 hat Inexio ein Umsatzziel von 100 Mill. Euro ins Auge gefasst, aber “wahrscheinlich schaffen wir mehr”. Verschuldung hat SpielraumIm abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 wurde eine Gesamtleistung von 75 Mill. Euro verbaut, operativ vor Abschreibungen (Ebitda) blieben 35 Mill. Euro hängen. Unterm Strich ist das kapitalintensive Geschäft allerdings noch auf Sicht defizitär, auch weil das Wachstum stark auf Pump erkauft wird. Inexio betreibt ein zielgerichtetes Projektgeschäft, das heißt in neuen Ausbaugebieten werden zuvor an die Kunden Laufzeitverträge vertrieben, die einen relativ stabilen, stetigen Cash-flow sichern. “Unsere Verschuldung liegt derzeit etwas über dem Fünffachen Ebitda”, sagt Zimmer und sieht “noch viel Spielraum”. Das Zehn- bis Elffache sei “beim langfristigen und zukunftssicheren Glasfaserausbau (FTTH) tragbar”, meint der branchenerfahrene Unternehmer. In der gegenwärtigen Niedrigzinsphase und mit zwei Investmentprofis im Rücken fallen auch Gespräche mit den Banken leichter. Nach dem Einstieg von Warburg Pincus, die mit einer Kapitalerhöhung um 30 Mill. Euro verbunden war, gelang im vergangenen Jahr auch eine komplette Neufinanzierung. “Anfangs saßen wir mit vielen Banken am Tisch, von denen niemand verstand, was unser Produkt soll”, erzählt Zimmer. Jetzt hat Inexio einen Ansprechpartner für ein Konsortium nationaler und internationaler Banken, darunter DZ Bank, SaarLB, Deutsche Bank, ABN Amro, ING und andere, das eine Finanzierungszusage über mehr als 300 Mill. Euro gegeben hat, “und zwar zu einem wesentlich günstigeren Zins als vorherige einzelne Finanzierungsinstrumente”.Warburg Pincus hält 58 % an Inexio – die DBAG inzwischen 16 %. Als Exit-Szenario ist “eigentlich ein IPO besprochen”, aber Zimmer hält es für sinnvoll und “wahrscheinlich”, dass es zuvor “noch mal einen Tradesale geben wird”. Der vom Ex-Telekom-Chef René Obermann geführte Warburg Fonds ist ein Wachstumsfonds, der mit der angepeilten Haltedauer von fünf bis sieben Jahren bei Inexio schon eine Ausnahme mache. Dies gelte auch für die Renditeerwartungen. “Die übliche IRR von 25 bis 30 % ist bei Infrastrukturinvestments sehr, sehr anspruchsvoll”, meint Zimmer. IPO besprochenBeim Einstieg des Finanzinvestors wurde Inexio insgesamt mit 250 Mill. Euro bewertet, inzwischen “dürfte das schon deutlich mehr sein, weil wir eben schnell wachsen”. Der Markt hat auch neue Dynamik bekommen, weil die von der Telekom bisher bevorzugte Vectoring-Technik als Übergangslösung keine staatliche Förderung mehr erhält. Gefördert wird nur noch der Glasfaserausbau, um die Versorgungsziele der Bundesregierung mit hochbitratiger Infrastruktur voranzubringen. Die Telekom selbst verstärkt ihren Glasfaserausbau und will von 2021 an jährlich zwei Millionen Haushalte direkt anschließen. Gleichzeitig rüsten die Kabelgesellschaften ihre Netze mit Docsis 3 auf – ein Standard, der ebenfalls Gigabyte-Geschwindigkeiten im Internet ermöglicht, so dass der Wettbewerbsdruck insgesamt steigt.Zimmer sieht dennoch weiter gute Chancen für kleinere Player wie Inexio. Denn selbst die Telekom und Kabelgesellschaften, die demnächst alle bei Vodafone gebündelt sein könnten, können nicht allein den Ausbau für die gesamte Republik stemmen. Skeptisch ist der Manager allerdings für den Anschluss auf der letzten Meile. Inexio baut bisher weitestgehend FTTC (Fibre to the Curb), also Glasfaser bis zum Kabelverzweiger der Telekom. Von dort aus muss die letzte Meile zum Kunden überbrückt werden – und Miete an die Telekom gezahlt werden. Für FTTH (Fibre to the Home) gebe es häufig “noch keinen finanzierbaren Business Case”, denn die Zahlungsbereitschaft der Kunden reicht nicht, um die aufwendigen Erschließungsarbeiten zu refinanzieren, “auch wenn wir die Leitungsmiete an die Telekom sparen”. Inexio habe auch das Open-Access-Modell in Betracht gezogen, in der Hoffnung, die Telekom selbst dort, wo sie nicht ausgebaut hat, als Mieter zu gewinnen – oder 1&1. “Wir konnten uns jedoch nie über den Preis einigen.”