Börsengang von Arm

Glaube ist eine Entscheidung

Der japanische Finanzinvestor Softbank hat zwar Abstriche gemacht. Er hofft aber immer noch auf eine hohe Bewertung für den Chipdesigner Arm. Ob man sie ihm zugestehen will, hängt davon ab, welches Wachstum man dem britischen Unternehmen zutraut.

Glaube ist eine Entscheidung

Glaube ist eine Entscheidung

Von Andreas Hippin, London

Wie man Arm bewertet, hängt davon ab, welches Wachstum man dem Chipdesigner zutraut.

Es ist schon lange her, dass ein Börsengang in Großbritannien so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat wie das Initial Public Offering (IPO) von Arm. Einer der Gründe dafür ist, dass der Chipdesigner aus dem Ökosystem der Universität Cambridge seine Aktien nicht in London, sondern in New York platzieren will. Ein weiterer dürfte sein, dass britische Kleinanleger Angst haben, etwas zu verpassen. Denn sie können die Aktien nicht vorab zeichnen, sondern können sie nur im regulären Handel erwerben. Das Interesse der Investoren ist enorm. Die Emission ist Medienberichten zufolge mehrfach überzeichnet.

Der japanische Finanzinvestor Softbank hatte das Unternehmen 2016 für 32 Mrd. Dollar von der Londoner Börse genommen. Er versuchte, durch den Erwerb der 25% an Arm, die er den Kunden seines Vision Fund ins Portfolio gelegt hatte, eine Bewertung vorzugeben. Sie hätte bei mehr als 64 Mrd. Dollar gelegen. Das kam bei den angeblich risikofreudigeren US-Anlegern offenbar nicht gut an.

Der Zeichnungsspanne zufolge hoffte Softbank zuletzt nur noch auf eine Bewertung von 47 Mrd. bis 51 Mrd. Dollar. Berücksichtigt man, dass Arm auf 2 Mrd. Dollar in bar sitzt, ergibt sich ein Enterprise Value zwischen 49 Mrd. und 53 Mrd. Dollar. Russ Mould, Investment Director beim Broker AJ Bell, hat nachgerechnet: Als die Internetblase ihr größtes Ausmaß erreichte, lag der Börsenwert von Arm bei 9 Mrd. Pfund – bei einem Umsatz von 100 Mill. Pfund. Nun werde von den Anlegern erwartet, dass sie ein in etwa doppelt so hohes Umsatz-Multiple für das Unternehmen bezahlen. Ob das Unternehmen das wirklich wert ist, hängt von seinen Wachstumsaussichten ab. Der Glaube an seinen Erfolg ist eine Entscheidung, die jeder Anleger für sich selbst treffen muss.

Die Warnsignale sind nicht zu übersehen: Auch wenn Arm das Thema künstliche Intelligenz (KI) ins Schaufenster stellt, ist das Unternehmen doch in hohem Maße von der Smartphone-Industrie abhängig, die bereits in die Reifephase eingetreten ist. Wenige Kunden liefern große Teile des Umsatzes. Ein Viertel des Erlöses kommt aus der Volksrepublik China. Arm China agiert auf diesem Markt unabhängig vom Unternehmen. Im Falle zunehmender Spannungen zwischen Peking und Washington wäre der Fallout für Arm schwer abschätzbar. Zudem droht der Abfluss von geistigem Eigentum an chinesische Chiphersteller. Und dann sind da noch Rechtsstreitigkeiten, deren Ausgang höchst ungewiss ist. Wie heißt es doch so schön: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Die jüngsten Geschäftszahlen sind ebenfalls nicht ermutigend. Im Ende Juni abgelaufenen ersten Geschäftsquartal hat sich das Nettoergebnis dem Emissionsprospekt zufolge bei stagnierendem Umsatz mehr als halbiert.

Für Arm sprechen die langfristigen Wachstumsaussichten der Halbleiterbranche und die dominante Position des Unternehmens in der Architektur des mobilen Internets. Das Management versucht schon lange, sich aus der Abhängigkeit von der Smartphone-Industrie zu lösen und neue Wachstumsfelder wie das Internet der Dinge und KI zu erschließen. Weil Arm weder Chipfabriken unterhält noch über Lagerbestände verfügt, fällt ihre Marge hoch aus. Aber Vorsicht: Softbank will lediglich ein Zehntel der Anteile platzieren. Der Kurs könnte mangels Liquidität schnell nach oben schießen, sollte das IPO gut ankommen. Wer dann noch einsteigt, ermöglicht allen, denen Aktien zugeteilt wurden, hohe Zeichnungsgewinne mitzunehmen.

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