IM INTERVIEW: WOLFGANG BLÄSI, EKONIVA

Gläubiger fürchten Rubel-Abwertung

Der CFO von Ekosem-Agrar und Ekotechnika über die Folgen der Krim-Krise

Gläubiger fürchten Rubel-Abwertung

– Herr Bläsi, haben sich verunsicherte Investoren bei Ihnen gemeldet?Ich habe in den letzten Tagen mit zahlreichen Investoren gesprochen. Dabei standen stets die Ukraine-Krise und die möglichen Folgen sowie die Abwertung des Rubel im Vordergrund.- Rechnen Sie mit einer weiteren Abschwächung des Rubel?Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Prognosen über die Zukunft abgeben, da diese erfahrungsgemäß mit reichlich Unsicherheit belastet sind. Ich rechne auf absehbare Zeit mit einer Bandbreite von 45 bis 55 Rubel je Euro. Die Abwertung hat ja im zweiten Quartal 2013 begonnen – lange vor der aktuellen Krise – und sie hat meines Erachtens viel mit der russischen Haushaltspolitik zu tun. Für Russland ist der schwache Rubel eher positiv – die Rohstoffexporte sind in “Hartwährung”.- Werden John-Deere-Traktoren dann nicht unerschwinglich für die russischen Kunden?Der Vorteil ist, dass die Verteuerung ja nicht nur John Deere trifft, sondern alle Importeure gleichermaßen. Es gibt im Segment “große Traktoren” keine russischen Fabrikate. Bei Mähdreschern gibt es zwar ein recht gutes Wettbewerbsprodukt, das in Russland gebaut wird. Allerdings stammen wesentliche Komponenten wiederum aus dem westlichen Ausland, so dass die Kosten hier ebenfalls steigen. Insofern haben wir keinen speziellen Wettbewerbsnachteil. Ein Landwirt, der auf den großen russischen Flächen produziert, kommt um eine vernünftige Ausstattung nicht herum. Und mit dem Dollar steigt ja auch der Weizenpreis in Rubel, da dieser direkt vom Weltmarkt abhängig ist. Insofern passt sich auch die Einnahmenseite an.- Waren die Anleihenemissionen für Ekoniva mit Blick auf die Wechselkursentwicklung noch ein gutes Geschäft?Aus meiner Sicht ja. Wir hatten ja verschiedene Ziele. Diversifizierung war ein wichtiger Punkt, den haben wir erreicht und profitieren nachhaltig in der Wahrnehmung bei anderen Finanzierern. Kapitalmarkterfahrung zu sammeln ist ein weiterer Punkt. Da haben wir mittlerweile auch viel mitgenommen. Die Kosten der Finanzierung waren nur ein Aspekt und der ist sicherlich, vorausgesetzt, der Rubel bleibt auf dem heutigen Niveau, teurer geworden.- Inwiefern hilft der schwache Rubel Ihrem Geschäft?Milch bzw. Milchprodukte wie Käse, Butter, Joghurt oder Milchpulver werden zu rund 40 % nach Russland importiert. Eine Molkerei kann für die Produktion Rohmilch hier in Russland kaufen oder aber Milchpulver oder andere Bestandteile im Ausland. Alle diese Importe sind teurer geworden, und mit ihnen ist der Milchpreis in Russland in den letzten zwölf Monaten deutlich gestiegen. In Euro erzielen wir heute deutlich höhere Preise als vor Jahresfrist. Gleiches gilt wie schon erwähnt für Getreide und andere pflanzliche Produkte. Neben den Anleihen haben wir ja eine große Position Finanzierung in Rubel, die unter diesen Umständen deutlich leichter zu schultern ist. All diese Vorteile gleichen die teurere Euro-Finanzierung mehr als aus.- Sie bleiben dem Unternehmen zumindest für die Laufzeit der Anleihen erhalten, oder? Oft führt ja der Weggang eines Finanzchefs zu erheblichen Verwerfungen, vor allem in Schwellenländern.Ich habe derzeit keine anderen Pläne. Unabhängig davon ist das Unternehmen mit Herrn Dürr und dem kompletten russischen Management hervorragend aufgestellt. Ich würde meine Rolle für das Unternehmen nicht überbewerten wollen.—-Das Interview führte Andreas Hippin.