Glencore führt Rivalen vor
Ivan Glasenberg weiß als Rohstoffhändler, wie wichtig Timing ist. Einen Tag nachdem Erzrivale BHP Billiton Investoren enttäuscht hat, kündigt der Chef des Bergbaukonzerns Glencore einen milliardenschweren Aktienrückkauf an. Anders als der Konkurrent will Glasenberg das Imperium zusammenhalten und plant keine Zerschlagung.wb Frankfurt – Der Rohstoffkonzern Glencore mit Sitz in Baar (Schweiz) setzt einen Kontrapunkt zum Wettbewerber BHP Billiton: Anders als der Konkurrent zerlegt sich die in London gelistete Glencore nicht selbst, und im Gegensatz zu dem australisch-britischen Rivalen wirbt der Konzern um die Investoren: Das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 79 Mrd. Dollar und 37 Mrd. Dollar Nettoschulden kündigt einen Aktienrückkauf an. Tags zuvor hatte Branchenprimus BHP Billiton die Anleger, die sich Chancen auf mehr Cash ausgerechnet hatten, mit der Ansage vor den Kopf gestoßen, dass vorerst keine Kapitalrückzahlung auf der Agenda steht und dass die Aufspaltung des Rohstoffimperiums in Form eines Spin-off von Sparten mit einem geschätzten Marktwert von 14 Mrd. Dollar ansteht, Cash also nicht gezahlt wird. Konkurrent Rio Tinto hält sich mit seinen Plänen bisher bedeckt. Der Druck der Investoren auf die Bergbaukonzerne, mehr auszuschütten, steigt. Verfehlte Akquisitionen und Großprojekte haben branchenweit zu hohen Abschreibungen geführt und die Köpfe der Spitzenmanager reihenweise rollen lassen. Glasenberg widerspricht allerdings der weit verbreiteten Annahme, dass der “Superzyklus” in der Rohstoffindustrie vorbei sei: China sei weiter auf der Käuferseite, die Nachfrage bleibe stark.Die traditionell im Rohstoffhandel tätige Glencore hatte im Mai 2013 das Bergbauunternehmen Xstrata über einen Aktientausch mit einer Bewertung von 45 Mrd. Dollar erworben. Kurz darauf wurden milliardenschwere Abschreibungen fällig. 2014 soll sich der Deal erstmals auszahlen. Erwartet werden aus dem Zusammenschluss Einsparungen von 2,4 Mrd. Dollar. Weniger investiertDie netto mit 37,6 Mrd. Euro in der Kreide stehende Glencore dürfte sich die von BHP abzutrennenden Assets anschauen. In den vorigen zwölf Monaten hat Glencore Aktivitäten für 6,8 Mrd. Dollar abgestoßen, wobei der größte Batzen auf die Kupfermine Las Bambas in Peru entfällt, die nach China veräußert wurde. Die freigesetzten Mittel will der weltgrößte Zinkhersteller und führende Exporteur von Hütten- und Kraftwerkskohle zu einem Teil an die Aktionäre geben. Gleichzeitig wurde für 2,5 Mrd. Dollar akquiriert.Zu der “robusten Liquiditätsposition” trägt auch das Zurückfahren der Investitionen bei: Diese wurden in der Metals-Sparte um 800 Mill. auf 2,7 Mrd. Dollar gesenkt und um 942 Mill. auf 1 Mrd. Dollar in der Energie.Nach dem Verkauf von Las Bambas ist das Verhältnis von Nettoschulden zu operativem Ergebnis (Ebitda) auf 2,4 gesunken. Glencore besorgte sich im April 2 Mrd. Dollar und 1,1 Mrd. Euro über Anleihen und vereinbarte im Juni eine revolvierende Kreditlinie über 15,3 Mrd. Dollar.Die Interimsdividende wird um 11 % auf 6 Dollar-Cent erhöht. Der Aktienrückkauf soll bis Ende März 2015 laufen, wobei die Titel nicht stillgelegt werden, so dass der Gewinn je Aktie nicht steigt. Im Vergleich zur Marktbewertung des Konzerns ist der Aktienrückkauf allerdings überschaubar, und einige Investoren hatten denn auch das dreifache Volumen erwartet.Glencore habe die Zuflüsse aus dem IPO 2011 von 7,9 Mrd. Dollar mit Rückkäufen und Ausschüttungen zurückgegeben. Die Kapitalstruktur mit dem Rating von “BBB”/ “Baa” unterstütze die Balance zwischen Wachstum und Return.Von Januar bis Ende Juni wurden netto 1,72 Mrd. Dollar verdient. In der Vorjahreszeit stand ein Verlust von 9,39 Mrd. Dollar, vor allem wegen Abschreibungen auf Xstrata. Das bereinigte Ebit liegt mit 3,36 Mrd. Dollar über den Markterwartungen. Im bereinigten Ebit hat Metals mit 888 Mill. Dollar 25 % mehr als im Vorjahr verdient, in der Energie ging das Ergebnis um 55 % auf 227 Mill. Dollar zurück. In der Agrardivision zog es mit dem Anfang 2013 für 6,1 Mrd. Dollar von Viterra erworbenen Getreidegeschäft von 15 Mill. auf 473 Mill. Dollar an.