Glencore schreibt 790 Mill. Dollar ab

Rohstoffhändler kürzt bei geplanten Investitionen - Sorgen um Bilanz

Glencore schreibt 790 Mill. Dollar ab

hip London – Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore hat 790 Mill. Dollar auf eine Ölgesellschaft abgeschrieben, die er erst im vergangenen Jahr für 1,4 Mrd. Dollar erworben hat. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, handelt es sich dabei um Caracal Energy, die sich auf die Exploration von Ölvorkommen in Afrika konzentriert. Nachdem der Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte 2014 auf Talfahrt ging, habe man “signifikante Anpassungen” der ursprünglich geplanten Aktivitäten im Tschad vornehmen müssen. Der Preis für Rohöl der Marke WTI war diese Woche auf den tiefsten Stand seit März 2009 gefallen. Auf SparkursGlencore produzierte in den Monaten April bis Juni mehr Kupfer, Zink und Nickel als im Auftaktquartal. Die Kohleproduktion wurde dagegen zurückgefahren. In Südafrika hat das Management “begründete Hoffnung” auf eine Rettung von Optimum Coal, der ein unvorteilhafter Liefervertrag mit dem Stromversorger Eskom Probleme bereitet. Die Vereinbarungen sollten neu verhandelt werden können.Der Rivale von Rio Tinto und BHP Billiton kürzte angesichts des Preisverfalls an den Rohstoffmärkten die für das laufende Jahr geplanten Investitionen von ursprünglich geplanten bis zu 6,8 Mrd. Dollar auf rund 6 Mrd. Dollar. Rio Tinto hatte bereits mit einer Verschärfung des Sparkurses reagiert (vgl. BZ vom 7. August). Die Abwertung des Renminbi birgt weitere Risiken für die gesamte Branche. Die Volksrepublik steht für bis zu 50 % der weltweiten Nachfrage nach Industriemetallen. Importe werden durch die Schwächung der Währung verteuert. Einheimischen Produzenten kommt sie zugute – etwa bei Kokskohle und Zink.Glencore wird kommenden Mittwoch die Halbjahresergebnisse vorlegen. Die Analysten von Investec versprechen sich davon mehr Informationen dazu, ob weitere Anpassungen vorgenommen werden, um dem Preisverfall an den Rohstoffmärkten Rechnung zu tragen. Bei Liberum Capital erwartet man, dass das Unternehmen zu den Sorgen um seine Bilanz Stellung nehmen wird, die aus Sicht der Analysten der Bank für die jüngste Aktienkursentwicklung verantwortlich sind. Sie rechnen allerdings noch nicht mit einer Kürzung der Dividende. In der Researchabteilung der Citigroup hält man die Ängste der Anleger dagegen für übertrieben. Glencore sei Ende 2014 mit rund 50 Mrd. Dollar verschuldet gewesen. Unterstelle man einen Abschlag von 20 % auf die kurzfristig absatzfähigen Lagerbestände (Readily Marketable Inventories, RMI), komme man auf 34 Mrd. Dollar. Es gebe keine harschen Kreditklauseln (Covenants), die verletzt werden könnten. Im Mai habe sich das Management revolvierende Kreditlinien von insgesamt 15 Mrd. Dollar gesichert. Die Schlüsselfrage sei, ob RMI bei der Berechnung der Nettoverschuldung berücksichtigt werden sollten. Aktienanleger sollten RMI nicht wie liquide Mittel, sondern als Umlaufvermögen betrachten, empfehlen die Analysten der US-Investmentbank.