Rohstoffkonzern

Glencore spaltet Kohlegeschäft ab

Glencore übernimmt vom kanadischen Bergbaukonzern Teck Resources für 6,9 Mrd. US-Dollar 77% von dessen Kohlegeschäft. Die kombinierte Einheit soll danach als eigenständiges Unternehmen an die New Yorker Börse kommen.

Glencore spaltet Kohlegeschäft ab

Glencore spaltet Kohlegeschäft ab

Vor der Separierung ist eine Transaktion mit der kanadischen Teck Resources geplant

dz Zürich

Der Rohstoffkonzern Glencore verspricht seinen Aktionären, bis 2050 klimaneutral zu werden. Doch so wie das Unternehmen jetzt aufgestellt ist, kann man das Ziel nicht erreichen. Nun hat Glencore einen Weg gefunden, wie sich das breite Sortiment an Metallen und Erzen von der CO2-intensiven Kohle befreien lässt. Glencore übernimmt vom kanadischen Bergbaukonzern Teck Resources für 6,9 Mrd. US-Dollar 77% von dessen Kohlegeschäft. Die kombinierte Einheit soll danach als eigenständiges Unternehmen an die New Yorker Börse kommen. Der Appetit der dortigen Investoren auf eine Cash-Cow, wie sie die neue Coalco zu werden verspricht, sei "sehr, sehr groß", sagte Glencore-Chef Gary Nagle in einer Telefonkonferenz. Durch die Zusammenlegung mit Teck steigt die jährliche Kohleproduktion von Glencore um rund 20% auf etwa 132 Millionen Jahrestonnen (2022).

Verwendung zum Schuldenabbau

Glencore will den Erlös aus dem Kohleverkauf zum Schuldenabbau verwenden. Die Glencore-Aktien legten am Dienstag an der Börse London um 4,5% auf 450 Pence zu. Das Vorgehen kommt auch den Kanadiern zupass, die ihre Rohstoffpalette auch nicht weiter mit Kohle verunreinigen wollen.

Von "Schmutz" wollte Gary Nagle, CEO von Glencore, in der Telefonkonferenz mit Journalisten allerdings gar nicht reden. Vielmehr betonte er die "hohe Wertschätzung", die Glencore für das über mehrere Jahrzehnte hinweg aufgebaute Kohlegeschäft in Südafrika, Australien und Südamerika immer noch habe.

Vielen Investoren, die ihre Portfolios ebenfalls in Übereinstimmung mit den Pariser Klimazielen bringen möchten, ist dieses Geschäft inzwischen jedoch ein Dorn im Auge. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre sind mit Rio Tinto und der brasilianischen Vale schon zwei Rohstoffkonzerne vollständig aus dem Kohlegeschäft ausgestiegen. Auch Anglo American bewegt sich in großen Schritten darauf zu.

Niedriges KGV im Vergleich zur Peergroup

Die Investoren honorieren solche Bemühungen. Die relative Börsenbewertung von Anglo American und Rio Tinto, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, ist etwa doppelt so hoch wie jene von Glencore. Dessen Management glaubt, mit der Abspaltung des Kohlegeschäftes den Bewertungs-Malus loszuwerden.

Über den Erfolg entscheiden letztlich aber die Investoren. Glencore-Chef Nagle sagte in der Telefonkonferenz, unter amerikanischen Anlegern gebe es einen "sehr, sehr großen Appetit" auf eine Cash-Cow, wie das kombinierte Kohleunternehmen von Glencore und Teck eine zu werden verspreche. Darum sollen die Aktien nicht wie jene von Glencore an der London Stock Exchange, sondern an der New York Stock Exchange gelistet werden.

"Sehr starke" Aussichten für Kohlenachfrage

Auf die Frage, wie die längerfristigen Aussichten für Kohle denn aussähen, meinte der CEO, die Nachfrage nach metallurgischer Kohle, die Teck vor allem fördert, bleibe kurz- und mittelfristig "sehr stark" und auch für Kraftwerkskohle bestehe ein anhaltender Bedarf, weil in der westlichen Welt kaum mehr neue Minen eröffnet werden könnten.

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