Global Fashion gefällt Investoren
hek Frankfurt
Der Online-Modehändler Global Fashion Group will in den nächsten sieben bis neun Jahren den Nettowarenverkaufswert von zuletzt knapp 2 Mrd. Euro auf 10 Mrd. Euro hieven. Das kündigt das in Luxemburg ansässige Unternehmen an. Wie Co-CEO Patrick Schmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert, soll das Ziel durch eine höhere Online-Durchdringung, mehr Bestellungen pro Kunde und zusätzliche Produktkategorien wie Kosmetik und Kinderbekleidung erreicht werden.
Die Märkte von Global Fashion – das Unternehmen ist vor allem in Schwellenländern tätig – seien weniger entwickelt als die europäischen. So liege die Online-Penetration in den eigenen Märkten erst bei 1,6%, während es bei dem Vergleichsunternehmen Zalando etwa 8% seien. Auch bei den Bestellungen pro Kunde sieht Schmidt Aufholpotenzial (2,6 im Jahr im Vergleich zu 4,8 bei Zalando). Bereits diese beiden Treiber ließen Verkäufe von 15 Mrd. Euro zu, ist Schmidt überzeugt.
Den Investitionsbedarf veranschlagt der Co-CEO für 2021 und die nächsten Jahre auf 60 Mill. Euro jährlich. In Russland baut Global Fashion derzeit ein neues Logistikzentrum. Die Barmittel (366 Mill. Euro Ende 2020) reichen laut Schmidt aus, um die Investitionen zu finanzieren.
Das Unternehmen verkauft Modeartikel in 17 Ländern, im Wesentlichen in den Regionen GUS, Südostasien und Lateinamerika. Zur Gruppe gehören die E-Commerce-Plattformen Lamoda (Russland, Ukraine, Kasachstan, Weißrussland), Dafiti (Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Chile), Zalora (Asien/Pazifik) und The Iconic (Australien, Neuseeland). Zum Jahresende verfügte das Unternehmen über 16,3 Millionen Kunden, ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor.
Im vergangenen Jahr hat Global Fashion bezogen auf das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erstmals schwarze Zahlen geschrieben. Der operative Gewinn erreichte 16,4 Mill. Euro oder 1,2% des Umsatzes. Im laufenden Jahr soll das bereinigte Ebitda im Vergleich zu 2020 leicht zunehmen.
Den 2021er Nettowarenwert (NMV), also den Wert der über die Plattformen verkauften Waren, veranschlagt Global Fashion auf 2,3 Mrd. bis 2,4 Mrd. Euro. Bei konstanten Wechselkursen entspreche das einer Zunahme um gut ein Viertel. Für den Umsatz plant das Management einen Anstieg von 1,36 Mrd. Euro 2020 auf 1,5 Mrd. Euro. Das hinter dem NMV-Wachstum zurückbleibende Umsatzplus geht auf die überdurchschnittliche Expansion des sogenannten Marktplatzes zurück, über den Partnerunternehmen ihre Modeartikel anbieten. Global Fashion verbucht die Provisionen aus diesen Verkäufen, nicht aber den Warenwert. Im vierten Quartal 2020 entfielen 32% des NMV auf den Marktplatz. Diese Quote soll langfristig auf 50% steigen, sagt Schmidt. Etwa 70% der über den Marktplatz generierten Verkäufe liefert Global Fashion auch aus. Aufgrund der Skaleneffekte im Fulfillment bringe dieses Geschäft leicht überdurchschnittliche Margen.
Unter dem Strich tiefrot
An der Börse stieß die Mitteilung auf Beifall. Die im SDax vertretene Aktie legte am Montag 15% zu. In knapp einem Jahr hat sich die Notierung vom Tief bei 1 Euro auf etwa 14 Euro vervielfacht. Der Ausgabepreis beim Börsengang lag bei 4,50 Euro. Die Baader Bank stuft die Zahlen als stark ein, die Ziele lägen über den Erwartungen.
Im abgeschlossenen Geschäftsjahr hat Global Fashion den Nettowarenwert währungsbereinigt um 25,7% auf 1,96 Mrd. Euro vorangebracht. Ausgewiesen wird aber nur ein Anstieg um 10%, da vor allem der russische Rubel und der brasilianische Real an Wert verloren. Beim Umsatz verbleibt vom Anstieg um gut 15% in Landeswährung nur ein Plus von 1%.
Unter dem Strich steckt Global Fashion nach wie vor tief in den roten Zahlen. Der 2020er Fehlbetrag türmt sich auf 112,4 Mill. Euro nach 144,6 Mill. Euro im Jahr 2019. Auch vor Zinsen und Steuern arbeitet Global Fashion noch mit hohem Verlust (minus 64,8 Mill. Euro).
Im vierten Quartal erwirtschaftete das Unternehmen eine Ebitda-Marge von 4,6%. Der NMV expandierte in lokalen Währungen um 28,9%, also stärker als im Gesamtjahr, auf 594,5 Mill. Euro. Das gehe auf beschleunigte Kundenakquise und deutlich höhere Bestellungen in allen Märkten zurück, heißt es. Im vierten Quartal hätten 2,1 Millionen neue Kunden über die Plattformen eingekauft.
Wertberichtigt Seite 6
Global Fashion Group | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Nettowarenwert | 1958 | 1778 |
Kundenzahl (Mill.) | 16,3 | 13,1 |
Umsatz | 1360 | 1346 |
Bereinigtes Ebitda | 16 | –37 |
in % des Umsatzes | 1,2 | –2,8 |
Ebit | –65 | –125 |
Periodenergebnis | –112 | –145 |
Bestellwert * (Euro) | 46,60 | 51,30 |
*) DurchschnittBörsen-Zeitung |