Global Fashion macht sich schick für die Börse
Der Online-Modehändler Global Fashion Group strebt in den Prime Standard der Frankfurter Börse. Die Platzierung neuer Aktien soll 300 Mill. Euro in die Kasse bringen, kündigte das in Luxemburg ansässige Unternehmen am Montag an. Mit den Einnahmen will das Management die geplante Expansion finanzieren.hek Frankfurt – Der Online-Modehändler Global Fashion Group will beim Börsengang 300 Mill. Euro erlösen, um die geplante Expansion zu fördern. Dazu soll vor allem in Lieferinfrastruktur, Technologieplattform und Kundengewinnung investiert werden, teilte das Unternehmen mit. Der Börsenkandidat plant ein Listing im vergleichsweise streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse. Die Bankhäuser Goldman Sachs, Morgan Stanley und Berenberg koordinieren den Börsengang und fungieren zusammen mit HSBC als Bookrunners. An dem 2011 gegründeten Modehändler ist der Start-up-Finanzierer Rocket Internet mit 21 % beteiligt. Führender Aktionär ist die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik mit 35 %, die bei der Schwestergesellschaft Zalando bis heute mit 31,16 % größter Anteilseigner ist. Die restlichen Aktien halten diverse Investoren, darunter Tengelmann. Die Altgesellschafter geben bei dem IPO keine Anteile ab. Angekündigt wird, dass sie in den ersten sechs Monaten keine Anteile und im folgenden Sechsmonatszeitraum maximal ein Fünftel ihrer von dem IPO gehaltenen Beteiligung veräußern dürfen. Keine Angaben macht der Börsenaspirant zum geplanten Streubesitzanteil. Kinnevik veranschlagt den fairen Wert ihres Anteils im jüngsten Zwischenbericht auf 4,1 Mrd. skr oder 383 Mill. Euro. Hochgerechnet ergäbe das eine Bewertung für Global Fashion von rund 1,1 Mrd. Euro, die als konservativ angesehen wird. In früheren Medienberichten genannte Beträge von grob 2 Mrd. Euro gelten als aggressiv.Mit dem Global-Fashion-Börsengang könnte das IPO-Geschäft kurz vor der Sommerpause Fahrt aufnehmen, zumal auch die VW-Nutzfahrzeugtochter Traton in den Startlöchern steht. Der dänische Arzneimittel-Importeur Abacus Medicine hat dagegen unlängst auch den zweiten Anlauf abgebrochen. Der Immobilienentwickler Gateway Real Estate war im April mit einer Kapitalerhöhung und Umplatzierung in den Prime Standard gewechselt, das Wiener IT-Unternehmen Frequentis ging in den General Standard. Aus dem Rocket-Internet-Beteiligungskreis ging zuletzt im April das Online-Kaufhaus für Afrika Jumia an die Börse, und zwar in New York. Plattformen mit SynergienEnde März verfügte das Unternehmen über 178 Mill. Euro Cash. Der IPO-Mittelzufluss reiche für das geplante Wachstum der nächsten Jahre aus, versichern die Co-CEOs Christoph Barchewitz und Patrick Schmidt. Global Fashion bezeichnet sich als führenden Onlinehändler für Mode und Lifestyle in 17 Ländern in Asien/Pazifik, Lateinamerika und Osteuropa. Zur Gruppe gehören Lamoda (Russland, Ukraine, Kasachstan, Weißrussland), Dafiti (Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Chile), Zalora (Asien/Pazifik) und The Iconic (Australien, Neuseeland). Das Grundkonzept der einzelnen E-Commerce-Auftritte sei ähnlich, erläutert Barchewitz. Insofern gebe es einiges an Synergien. Eine große Stärke sei, Erfahrungen aus einzelnen Märkten in anderen Märkten anwenden zu können.Für das laufende Jahr peilt Global Fashion mehr als 1,3 Mrd. Euro Umsatz (2018: 1,16 Mrd. Euro) und “weitere Fortschritte in Richtung Break-even” bezogen auf das um Sonderfaktoren bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) an. 2018 lag der angepasste Verlust auf Ebitda-Basis bei 49,8 Mill. Euro oder 4,3 % der Erlöse. Im Lateinamerikasegment und in Australien hat der Börsenaspirant nach eigenen Angaben die Nulllinie erreicht. Der Nettowarenwert soll in diesem Jahr organisch um 20 bis 23 % auf 1,7 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro zulegen. Der Investitionsaufwand wird auf 90 Mill. bis 95 Mill. Euro veranschlagt. Im ersten Quartal zählte Global Fashion 11,5 Millionen Kunden, 14,5 % mehr als ein Jahr zuvor. Das Unternehmen beschäftigt 10 000 Mitarbeiter.Als wichtigsten Verwendungszweck für den IPO-Erlös nennt Schmidt Investitionen in die Auslieferungsinfrastruktur. So werde in Brasilien ein neues Lager gebaut. Zweiter Punkt seien Investitionen in die Technologieplattform. Die Online-Marktdurchdringung von Mode und Lifestyle in den eigenen Absatzländern gibt der Konzern mit 6 % an. In Westeuropa seien es 15 %, in den USA 20 % und in China 39 %. Im April hat Global Fashion Matthew Price zum neuen CFO berufen. Er ist in London stationiert und war zuvor für Moneysupermarket, Costa Coffee und Sainsbury’s tätig.