Globaler Automarkt verliert an Fahrt

S&P erwartet für 2017 ein schwächeres Wachstum um 2 Prozent - EY: Konzerne kürzen Investitionen

Globaler Automarkt verliert an Fahrt

Das weltweite Pkw-Geschäft verliert an Schwung. Die Ratingagentur Standard & Poor’s geht für 2017 nur noch von einem Absatzanstieg um 2 % nach 3 % in diesem Jahr aus. Die größten Märkte China und USA dürften stagnieren, der Aufschwung in Westeuropa auslaufen.po Frankfurt – Die Perspektiven für das weltweite Geschäft mit Pkw und leichten Nutzfahrzeugen trüben sich ein. Die Ratingagentur Standard & Poor’s rechnet damit, dass sich das weltweite Absatzwachstum im kommenden Jahr auf etwa 2 % verlangsamen wird, verglichen mit einem Verkaufsplus von 3 % in diesem Jahr. Erste Schwächezeichen weise im laufenden Jahr der wichtige US-Markt auf, der sich nur noch im Rahmen des allgemeinen Wirtschaftswachstums (+ 1,5 %) entwickele und im nächsten Jahr bei etwa 17,5 Millionen Einheiten stagnieren dürfte. Anreize in China laufen ausDer weltgrößte Markt China dürfte das dank steuerlicher Anreize bislang hohe Zulassungstempo nicht durchhalten können und in diesem Jahr mit einem Wachstum von etwa 6 % enden. Im nächsten Jahr hält S & P im Reich der Mitte dann nur noch ein Plus von 1 % für möglich, denn derzeit sei eine Verlängerung der Steuervorteile für Neuwagen mit niedrigem Hubraum nicht absehbar. Auch der zuletzt starke Markt in Westeuropa werde an Schwung verlieren. Nach einem Zulassungsplus von 5 % dieses Jahr hält die Ratingagentur im nächsten Jahr nur noch einen Zuwachs um 2 % für möglich. Immerhin: In den Krisenmärkten Brasilien und Russland dürfte 2016 den Tiefpunkt darstellen.Vor einer Woche hatte Moody’s ebenfalls ihren Ausblick für das weltweite Automobilgeschäft zurückgenommen. Für Westeuropa geht Moody’s für dieses Jahr noch von einem Anstieg um 8,1 % aus, erwartet 2017 aber ein kleines Minus von 0,4 %. Für China ist der S & P-Wettbewerber etwas zuversichtlicher: 2017 könnte dort der Verkaufsanstieg noch 2,7 % betragen. Für den US-Markt sagt Moody’s für 2016 ein Miniplus von 0,3 % und für 2017 einen leichten Rückgang von 0,6 % voraus.Mit dem insgesamt abgeflachten Wachstum dürfte der Preisdruck nach S & P-Einschätzung wieder zunehmen. Davon dürften auch die Anbieter von Premiummarken nicht verschont bleiben. Das Brexit-Votum der Briten dürften den dortigen Automarkt bis 2018 um 10 % schrumpfen lassen, was vor allem britische und deutsche Hersteller treffen werde.Nach den zurückliegenden Wachstumsjahren haben sich nach einer EY-Studie die 16 größten Autokonzerne auch schon in ihrer Kapazitätsplanung auf eine langsamere Gangart im globalen Autogeschäft eingestellt. Hatten die Unternehmen vor einem Jahr noch gut 52 Mrd. Euro an Investitionen angekündigt, treten sie dieses Jahr kräftig auf die Bremse. Im bisherigen Jahresverlauf seien sowohl die Zahl der Projekte als auch der Wert der Vorhaben dramatisch gesunken (siehe Grafik). US-Standorte gefragtTop-Investitionsziel seien die USA mit 5,3 Mrd. Euro – ein Jahr zuvor noch 12,3 Mrd. Euro – geblieben. Mit 1,6 Mrd. Euro folgten Ungarn vor Mexiko mit 1,4 Mrd. Euro und Deutschland mit 1,3 Mrd. Euro. In China wurden nur noch 550 Mill. Euro nach 2,8 Mrd. Euro in der Vorjahreszeit angesetzt. Als investitionsfreudigster Konzern habe sich Daimler mit 13 Projekten für 3,9 Mrd. Euro gezeigt.Größere Investitionen in neue Fabriken seien vorläufig kaum noch zu erwarten. “In den kommenden Jahren wird es weniger um den Aufbau von Produktionskapazitäten gehen als vielmehr um die Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle”, meint EY-Partner Peter Fuß. So werde der Elektroantrieb auf Sicht den Verbrennungsmotor ablösen. “Die Branche steht vor epochalen Umwälzungen.”