Gotta catch 'em all
Von Walther Becker, FrankfurtSeit Wochen sind Kids heiß darauf – eine Woche nach der enorm erfolgreichen Veröffentlichung von Pokémon Go in den USA, Australien und Neuseeland ist das Hype-Spiel des Jahres seit gestern auch in Deutschland offiziell zu haben. Seit Mittwochvormittag lässt sich das Spiel im Play Store von Google und im App Store herunterladen. Bislang war das Spiel hierzulande nur über Umwege erhältlich.Es geht um ein sogenanntes Augmented-Reality-Spiel, das auf dem Offline-Kartenspiel mit den Taschenmonstern aufbaut, deren bekanntestes Pikatchu (Foto) sein dürfte. Pokémon können vom Spieler gefangen, gesammelt und trainiert werden. Dem Erfolg des 1996 erstmals veröffentlichten Spiels folgten eine Fernsehserie, ein Sammelkartenspiel, eine große Zahl von Merchandising-Produkten und seit 1998 an die 20 Kinofilme. Geworben wird für diese Spiele – eines der erfolgreichsten Produkte der modernen Spieleindustrie – mit “Gotta catch ’em all”, zu Deutsch: “Muss sie alle fangen”. Virtuelle Jagd, ganz realNun sind die Taschenmonster auf dem Smartphone angekommen. Aus allen Teilen der Welt gibt es Bilder von Plätzen, die voll sind mit Pokémon-Jägern. Die App öffnet eine Parallelwelt und basiert auf dem Prinzip, das Pokémon-Fans der Offline-Phase vom Gameboy kennen dürften: Als Trainer werden Fantasiewesen gesammelt und trainiert, die dann in Wettkämpfen gegeneinander antreten. Pokémon Go bindet nun die reale Umwelt des Spielers direkt ein. Pokémon müssen an öffentlich zugänglichen Orten wie Parks, historischen Gebäuden oder Museen eingefangen werden. Mittels GPS-Ortung erkennt die App, wenn ein Spieler sich in der Nähe eines Pokémon befindet, und aktiviert die Kamera des Smartphones, so dass das Wesen auf dem Bildschirm in der tatsächlichen Umgebung des Handybesitzers angezeigt wird. Immerhin bringt Pokémon Go die Leute dazu, nach draußen zu gehen, andere Menschen zu treffen und sich zu bewegen, meinen die Fans. Die internationale Markteinführung des Hype-Spiels des Jahres wurde vorige Woche aufgeschoben, um die Server nicht zu überlasten, nachdem Pokémon Go in den USA, Australien und Neuseeland so enorm eingeschlagen hatte.Offenbar jagen und sammeln die Betreiber auch selbst: Beim Einloggen mit Google-Konto schnappe sich die App unter iOS fast alle Rechte, die eine App überhaupt verlangen kann, berichteten Nutzer. Das sei ein Versehen, erklärt Hersteller Niantic; es soll inzwischen bereinigt sein. Das Spiel hat immenses Marketingpotenzial – die App wird aller Voraussicht nach in Kürze täglich mehr aktive User als Twitter haben, schätzen Beobachter. Die App wurde in nur einer Woche häufiger installiert als die Dating-App Tinder in fünf Jahren. Aktuell verbringen Nutzer im Schnitt mehr Zeit pro Tag mit der Nintendo-App als mit Twitter, Whatsapp, Instagram, Messenger oder Snapchat: Insgesamt sind es nach Angaben vom Similarweb 43 Minuten und 23 Sekunden. Seit Veröffentlichung wurde beim Spielen eine Leiche gefunden, und Nutzer wurden an “Poké Stops” von Kriminellen überfallen. In Amsterdam liefen Kids mit Smartphone durch eine Klinik, wo es ein krankes Pokémon geben sollte.——–Pokémon Go, das Hypespiel des Jahres, ist jetzt auch in Deutschland erhältlich.——-