Governance und Golf
swa – Sein erstes Investment im Alter von 13 Jahren in Aktien von Felten & Guilleaume hatte im Kauf eines Fahrrads ein klares Ziel, die Entscheidung war aber eher bauchgesteuert, wenngleich erfolgreich. Im späteren Berufsleben ging Prof. Christian Strenger systematischer vor und erwarb sich als Chef der Fondsgesellschaft DWS hohe Reputation im Markt. Um die Interessen seiner Fondskunden entschiedener durchzusetzen, suchte er in einer Zeit, als Governance noch ein Fremdwort war, als Investor direkten Kontakt zu Unternehmen, um Performance-Missstände abzustellen. Zur Jahrtausendwende, als Bilanzskandale die Börsenwelt erschütterten, arbeitete der Rheinländer in einer Grundsatzkommission, um ein Regelwerk für gute Unternehmensführung zu erstellen, später war er Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, wo er das Vorhaben durch die Brille des Anlegers betrachtet weiter voranbrachte. Inzwischen gibt er sein Know-how als Akademischer Direktor der Handelshochschule Leipzig an die nächste Generation weiter. Der 75-Jährige belässt es aber auch nach dem Ausstieg aus dem aktiven Berufsleben nicht bei der Theorie, er ist ein stetiger Mahner auf Hauptversammlungen und in öffentlichen Statements geblieben – entschieden in der Sache, verbindlich im Ton. Wenn seine Überzeugungskunst am Ende ist, schreckt der passionierte Golfer und Kunstsammler nicht davor zurück, rechtliche Schritte einzuleiten, wie zuletzt im Fall Volkswagen im Zusammenhang mit der Dieselaffäre. Geistige und finanzielle Freiheit machen es möglich.