Grammer übernimmt Reum-Gruppe
sck München – Der Autozulieferer Grammer hat mit einem der größten Zukäufe in der Unternehmensgeschichte seine Geschäftsaktivitäten deutlich erweitert. Das in Amberg (Oberpfalz) beheimatete SDax-Mitglied erwarb den nicht börsennotierten Kunststoff- und Metallverarbeiter Reum mit Sitz in Hardheim (Baden-Württemberg) komplett.Grammer stärkt auf diese Weise sein Automotive-Geschäft um Fertigungstechnologien bei der Oberflächenbearbeitung. Nach Firmenangaben erwirtschaftete Reum im vergangenen Jahr mit 950 Beschäftigten einen Umsatz von 130 Mill. Euro. Grammer erzielte 2014 mit 11 000 Mitarbeitern Konzernerlöse von gut 1,4 Mrd. Euro. Verkäufer sind die Private-Equity-Häuser HTP Investments und Palatium Beteiligungsgesellschaft.Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. In der Branche sind derzeit Preise von etwa dem 0,4 bis 0,5-Fachen des Umsatzes üblich. Im Fall von Reum wären es also rund 50 Mill. Euro, die Grammer vermutlich berappen musste. Das Unternehmen teilte hierzu lediglich mit, den Preis über bestehende Bankkreditlinien zu bezahlen. Die zuständigen Kartellbehörden müssten der Transaktion noch zustimmen, so Grammer.An der Börse kam die Nachricht gut an. In einem insgesamt positiven Marktumfeld gewann die Aktie zeitweise 3,6 % auf 23,94 Euro an Wert. Die Firma bringt es damit auf eine Marktkapitalisierung von 273 Mill. Euro. Die DZ Bank bekräftigte ihre Kaufempfehlung für das Papier bei einem “fairen” Wert von 30 Euro. MargendämpferGrammer fertigt u.a. Sitzsysteme und Mittelkonsolen für Pkw und Nutzfahrzeuge. Derzeit schwächt sich der Lkw-Markt in Brasilien und China ab. Das spürt auch Grammer. Trotz eines Umsatzanstiegs um 6 % auf 710 Mill. Euro brach im ersten Halbjahr das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um ein Fünftel auf 24,6 Mill. Euro ein. Bei Vorlage des Zwischenberichts Ende Juli kappte der Vorstand daher seine Ergebnisprognose. Beim Ebit rechnet er im laufenden Jahr nun mit einem Rückgang um 15 Mill. auf 42 Mill. Euro.Grammer erzielte im ersten Halbjahr eine operative Rendite von nur noch 3,5 (i.V. 4,6) %. Reum brachte es nach den jüngsten im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzangaben auf eine Marge von 4,5 %.