Grande Nation fehlt es an Gründergeist

Idinvest-Studie: Große Unterschiede zu Deutschland und Großbritannien

Grande Nation fehlt es an Gründergeist

Von Gesche Wüpper, ParisFrankreich, das Land der Beamten, in dem die Mehrheit junger Leute davon träumt, eine Karriere im Staatsdienst machen zu können? Die Erfolge von Firmengründern wie Frédéric Mazzella (Blablacar), Antoine Granjon (Vente-Privé) und Xavier Niel (Iliad) nähren die Hoffnung, dass sich daran etwas ändern könnte. Doch der gerade von Idinvest Partners veröffentlichte Gründungsindex zeigt, dass der Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, bei Franzosen derzeit deutlich weniger ausgeprägt ist als bei ihren deutschen und britischen Nachbarn.So gaben in der von Vivavoice für Idinvest im Oktober durchgeführten Umfrage nur 30 % der in Frankreich Befragten an, sie seien derzeit bereit, ein eigenes Unternehmen zu gründen. In Deutschland waren es 56 % und in Großbritannien immerhin 44 %. Ein Jahr zuvor hatten noch 37 % der in Frankreich Befragten in der Umfrage, für die nun erstmals Vergleichsbefragungen in Deutschland und Großbritannien durchgeführt wurden, den Wunsch geäußert, ein Unternehmen zu gründen.”Ich bin erstaunt über den großen Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland”, sagte Idinvest-Präsident Christophe Bavière. “Die Feststellung ist hart.” Doch die zusammen mit der Tageszeitung “Le Figaro” durchgeführte Studie zeige auch, dass länderspezifische politische und wirtschaftliche Faktoren den Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen, beeinflussen. So haben etwa 57 % der in Deutschland Befragten Vertrauen in die Konjunktur ihres Landes, dagegen nur 29 % der britischen Teilnehmer an der Befragung und 13 % der in Frankreich angesprochenen Personen.Was die Möglichkeiten für die Finanzierung eines Unternehmensprojekts durch eine Bank angeht, äußerten sich 34 % der Befragten in Deutschland zuversichtlich. Weniger optimistisch antworteten wiederum die Befragten in Großbritannien (22 %) und in Frankreich (18 %). Hinzu kommt, dass die unternehmerische Grundhaltung in der Bundesrepublik derzeit stärker ausgeprägt zu sein scheint als in Frankreich und Großbritannien.Die Studie zeigt jedoch auch, dass es in Frankreich durchaus Gründungspotenzial gibt. So äußerten sich 60 % der Befragten positiv, wenn es um Aussichten für Gründer in der eigenen Branche geht, während es in Deutschland 54 % und in Großbritannien 40 % waren. Gleichzeitig halten 63 % der potenziellen Unternehmensgründer in Frankreich die Entwicklung der Lebens- und Konsumgewohnheiten für einen Vorteil, in Großbritannien dagegen 45 % und in Deutschland 40 %. Was die Branchen angeht, in denen die Befragten in Frankreich ein Unternehmen gründen wollten, liegen der Groß- und Einzelhandel (27 %), Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen (20 %) sowie die Hotellerie und das Gastgewerbe (18 %) in der Gunst ganz vorne.Nach Angaben des Statistikamtes Insee ist die Zahl der Unternehmensgründungen in Frankreich im Oktober mit 44 785 stabil geblieben. Dagegen sind sie innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 3,7 % zurückgegangen, was vor allem an dem starken Einbruch von Mikrounternehmen liegt. So ist die Zahl der Gründungen von solchen Kleinstunternehmen in dem Zeitraum um 17,2 % eingebrochen, während die Gründungen anderer Unternehmensformen zugenommen haben.