Greenpeace verklagt Stromversorger EDF

Vorwurf irreführender Finanzinformationen

Greenpeace verklagt Stromversorger EDF

wü Paris – Neuer Ärger für Electricité de France (EDF): Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei der französischen Finanzstaatsanwaltschaft Klage gegen den Stromversorger und Konzernchef Jean-Bernard Lévy eingereicht. Greenpeace wirft EDF “falsche Gesellschaftsmitteilungen” und “irreführende Finanzinformationen” vor. In seinen Ergebnissen gebe der Versorger kein wahrheitsgetreues Bild seiner finanziellen Situation, so die Nichtregierungsorganisation, denn EDF habe die Kosten für die Stilllegung von Atomkraftwerken und die Entsorgung von nuklearem Abfall unterbewertet. Alpha-Value-Studie als BasisGreenpeace stützt sich bei der Klage auf eine Studie von Alpha Value. Das unabhängige Analystenhaus schätzt, dass EDF 2025 Rücklagen in Höhe von 57,3 Mrd. und 63,4 Mrd. Euro für die Stilllegung von Reaktoren und die Entsorgung von Atommüll benötigen wird. EDF habe jedoch nur 25 Mrd. Euro dafür zurückgestellt, so Alpha Value. Die Schätzung des Analystenhauses basiert auf der Annahme, dass EDF 2025 wegen der 2015 in Frankreich beschlossenen Energiewende mindestens 17 der betriebenen 58 Atomreaktoren stilllegen muss. EDF wollte die von Greenpeace eingereichte Klage nicht kommentieren. Der Versorger hat jedoch vor einigen Tagen die Analyse von Alpha Value zurückgewiesen: “Angesichts so schwerwiegender und unbegründeter Vorwürfe prüft EDF die Möglichkeiten, sich davor zu schützen und ihre Rechte geltend zu machen.” Die Konten seien von Rechnungsprüfern zertifiziert und die Kosten für die Stilllegung der Reaktoren vom Energieministerium geprüft worden, so EDF.Zwölf der von EDF betriebenen Reaktoren in Frankreich sind oder werden in den nächsten Wochen abgeschaltet, weil die Atomsicherheitsbehörde ASN Kontrollen angeordnet hat, nachdem in der Zusammensetzung des Stahls von Dampfgeneratoren Anomalien entdeckt wurden und bekannt wurde, dass in einem Areva-Werk Zertifikate für in Atomkraftwerken verbaute Teile gefälscht wurden. EDF musste zusätzliche Unterlagen bei der ASN einreichen. Nach Angaben von ASN-Chef Pierre-Franck Chevet wird die Behörde in gut einem Monat entscheiden, ob die abgeschalteten Reaktoren wieder hochgefahren werden dürfen oder nicht. Die Situation der französischen Atombranche sei besorgniserregend, sagte Chevet der Tageszeitung “Figaro”.