Großanlagenbau ächzt unter Konkurrenz aus Fernost

Südkoreaner, Chinesen und Inder mischen den Markt auf - Branche spürt Ende des Rohstoff-Superzyklus

Großanlagenbau ächzt unter Konkurrenz aus Fernost

ds Frankfurt – Schlüsselfertige Großanlagen made in Germany – seien es Kraftwerke, Chemieanlagen oder Hütten- und Walzwerke – sind ein Exportschlager auf den Weltmärkten. Aber die Konkurrenz aus Fernost macht den Deutschen schwer zu schaffen. Das 2008 erreichte Rekordniveau ist für die Großanlagenbauer in weite Ferne gerückt.Die Branche, zu denen Teile der Dax-Konzerne Siemens, Thyssenkrupp und Linde sowie die MDax-Werte Kuka und Krones gehören, ist in sich allerdings sehr heterogen, denn die Weltmärkte für fossile Kraftwerke (Siemens), Chemie- und Raffinerieanlagen (ThyssenKrupp Uhde), Luftzerlegungsanlagen (Linde), Industrieroboter (Kuka) und Getränkeabfüllmaschinen (Krones) folgen unterschiedlichen Zyklen. Asiaten haben ein DrittelInsgesamt hat sich die Wettbewerbssituation der extrem exportorientierten deutschen Anlagenbauer nach Einschätzung der Branchenlobby verschlechtert, wie es im Lagebericht 2015/16 der Investitionsgüterhersteller heißt. Der zusammengefasste Marktanteil südkoreanischer und chinesischer Anbieter sei binnen zehn Jahren von unter 10 % auf heute 25 bis 30 % geklettert. Zusätzlich würden bereits weitere Wettbewerber, etwa aus Indien, spürbar stärker. Hinzu komme, dass die Anzahl der weltweit zu vergebenden Projekte insgesamt “allenfalls gleichgeblieben, in manchen Branchen eher kleiner geworden sei”, heißt es im Lagebericht weiter.Auf die Frage, ob die Großanlagenbauer das 2008 erreichte Rekordniveau jemals wieder erreichen könnten, antwortete Jürgen Nowicki, Sprecher der Anlagenbaulobby AGAB und im Hauptberuf Sprecher der Geschäftsleitung des Engineering von Lindes, ausweichend. “Kurz- und mittelfristig sehe ich das nicht, und langfristig sind wir alle tot”, antwortet er halb im Scherz. Die deutschen Anlagenbauer hatten kräftig vom Rohstoff-Superzyklus profitiert und leiden nun unter den Überkapazitäten, die etwa bei der Stahlproduktion in China bestehen – im Reich der Mitte sei inzwischen die Hälfte der weltweiten Produktionskapazität für Stahl versammelt.Im vergangenen Turnus haben die Großanlagenbauer den Bestelleingang mit 19,5 Mrd. Euro in etwa auf Vorjahresniveau halten können, was allerdings um 40 % unter dem vor der Finanzkrise erreichten Wert liegt. Nowicki will das Ergebnis gleichwohl als “Zeichen besonderer Robustheit” verstanden wissen, wenn man die niedrigen Rohstoffpreise, den starken Wettbewerbsdruck und die vielen regionalen Konflikte berücksichtige. Die Branche ist extrem von Einzelaufträgen und langen Durchlaufzeiten, die mehrere Jahre betragen können, geprägt.Im vergangenen Jahr war mit großem Abstand Ägypten größter Auftraggeber, das für 2,6 Mrd. Euro bei den Deutschen bestellte (vor allem Gaskraftwerke). Damit lag das nordafrikanische Land weit vor China, Russland und den USA, die in dieser Reihenfolge auf Zehnjahressicht die größten Abnehmer deutscher Großanlagen sind.Für 2016 zeigt sich die Branche “verhalten optimistisch”; “verhalten” bezieht sich dabei etwa auf die schwache Investitionsneigung in China sowie die Rezessionen in Russland und Brasilien, “optimistisch” verweist auf das Tauwetter in Iran und die Reindustrialisierung der USA. Gehofft wird insgesamt auf einen “leichten Anstieg” der Nachfrage. Die Bedrohung durch Chinesen, Koreaner und Inder will Nowicki nicht überbewerten. “Die Asiaten kochen auch nur mit Wasser”, sagte er.