Unruhe im Unterhaus

ESG-Parlamentariergruppe nimmt Geld von KPMG und BAE Systems

Die überparteiliche britische Parlamentariergruppe, die sich mit ESG beschäftigt, hat ein Problem: Sie ließ sich von Firmen mitfinanzieren, denen Millionenstrafen wegen wenig nachhaltiger Praktiken aufgebrummt wurden.

ESG-Parlamentariergruppe nimmt Geld von KPMG und BAE Systems

ESG-Parlamentariergruppe nimmt Geld von KPMG und BAE Systems

Firmen wegen wenig nachhaltiger Praktiken in der Kritik

hip London

Die grüne Unterhausabgeordnete Caroline Lucas hat mit ihrem Rückzug aus einer parteiübergreifenden Parlamentariergruppe zu ESG in Großbritannien Schlagzeilen gemacht. In einem Schreiben an Alexander Stafford, den Vorsitzenden der APPG (All Party Parliamentary Group) bemängelte sie, dass die Gruppe unter anderem Geld des Rüstungskonzerns BAE Systems und der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG angenommen hat.

Hinweis auf Reputationsrisiken

Sie wolle ihrer Besorgnis darüber Ausdruck verleihen, und verwies "insbesondere auf die Reputationsrisiken und den Eindruck der Einflussnahme", die daraus entstünden, wenn man Geld von solchen Firmen akzeptiere, heißt es in dem von Peter Geoghegan in seinem Blog "Democracy for Sale" veröffentlichten Schreiben.

Carillion-Kollaps hallt nach

KPMG hatte diesen Monat eine Rekordgeldstrafe von 21 Mill. Pfund der Prüferaufsicht FRC (Financial Reporting Council) für ihre Prüfertätigkeit für Carillion erhalten. Die Nummer 2 der britischen Baubranche kollabierte 2018 unter ihren 7 Mrd. Pfund Schulden. Der FRC hatte KPMG vorgeworfen, im Zusammenhang mit ihrer Überprüfung der Tätigkeit für Carillion vorgeworfen, "falsche und irreführende" Informationen vorgelegt zu haben. KPMG-UK-Chef Jon Holt gab zu, dass die Prüfertätigkeit in diesem Fall "sehr schlecht" gewesen sei.

Hoher Treibhausgasausstoß

BAE Systems habe den größten Treibhausgasausstoß in der britischen Rüstungsindustrie, kritisierte Lucas. Das Unternehmen trage 30% zum CO2-Fußabdruck der Branche bei. Es sei Teil des "militärisch-industriellen Sektors", der im Jahr so viel Emissionen in die Luft blase wie sechs Millionen britische Autos.

Keine hinreichenden Zusicherungen

Die APPG zu ESG wurde 2021 eingerichtet. Die Politikberatung College Green übernahm die Koordination. Im laufenden Jahr verschaffte sie der Parlamentariergruppe 147.000 Pfund. Unter den Spendern fanden sich Firmen, die wegen wenig nachhaltigem oder ethischem Verhalten hohe Strafen erhielten. BAE Systems wurde 2010 vom US-Justizministerium eine Geldstrafe von 400 Mill. Dollar aufgebrummt. Lucas ging nach eigener Aussage, weil ihr keine hinreichenden Zusicherungen gemacht worden seien, nachdem sie Stafford auf die Problematik aufmerksam gemacht hatte.

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