Bürovermieter

Große Gläubiger peilen Chapter-11-Insolvenz von Wework an

Große Gläubiger um Blackrock diskutieren angeblich über eine Insolvenz von Wework nach Chapter 11. Der US-Bürovermieter verbrennt in hohem Tempo Cash und steht vor gewaltigen neuen Mietverpflichtungen. Interims-CEO David Tolley will die Zahlungsunfähigkeit aber noch abwenden.

Große Gläubiger peilen Chapter-11-Insolvenz von Wework an

Große Gläubiger peilen Wework-Insolvenz an

Adressen um Blackrock diskutieren über Restrukturierung von US-Bürovermieter – Interims-CEO will mit Immobilieninvestoren verhandeln

Große Gläubiger um Blackrock diskutieren angeblich über eine Insolvenz von Wework nach Chapter 11. Der US-Bürovermieter verbrennt in hohem Tempo Cash und steht vor gewaltigen neuen Mietverpflichtungen. Interims-CEO David Tolley will die Zahlungsunfähigkeit aber noch abwenden.

xaw New York

Der Bürovermieter Wework steuert rasant auf die Zahlungsunfähigkeit zu. So prüfen einige der wichtigsten Investoren die Restrukturierungsoptionen des einst zu den wertvollsten Start-ups der Welt zählenden Unternehmens, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider berichtet. Dabei diskutierten die Adressen um Blackrock sowie die Alternatives-Spezialisten King Street und Brigade Capital auch einen Gang von Wework in den Gläubigerschutz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts.

Die Börsenhistorie des einst mit 47 Mrd. Dollar bewerteten Unternehmens ist durch massive Verluste geprägt. Im Oktober 2021 – zwei Jahre nachdem ein geplantes Initial Public Offering platzte – debütierte Wework durch Fusion mit einer Mantelgesellschaft (Spac) an der New York Stock Exchange (Nyse). Eine Entwicklung in Richtung Profitabilität erkennen Analysten seither nicht. Die Aktie schloss an ihrem ersten Handelstag bei 11,78 Dollar, am Freitag notierte sie zeitweise zu weniger als 13 Cent. Zuletzt kündigte Wework an, mit Handelsschluss am 1. September 40 Aktien zu einer zusammenzulegen, um ein Delisting zu verhindern. Optionsscheine auf den Titel setzte die Nyse wegen zu geringer Kurse zuletzt bereits vom Handel aus.

Ausweg aus teuren Mietverträgen

Bereits bei Vorlage der jüngsten Quartalszahlen hatte das Unternehmen "erhebliche Zweifel" am eigenen Fortbestand eingeräumt. Im ersten Halbjahr verbrannte Wework 530 Mill. Dollar an Cash und verfügte Ende Juni lediglich noch über liquide Mittel von 205 Mill. Dollar. Zwischen der zweiten Hälfte des laufenden Jahres und 2027 werden für das Unternehmen Mietverpflichtungen von 10 Mrd. Dollar fällig, ab 2028 kommen weitere 15 Mrd. Dollar hinzu. Ein Gang in die Insolvenz könnte dem Bürovermieter nun einen Ausweg aus seinen teuren langfristigen Mietverträgen bieten.

Seit Ende 2019 hat Wework zwar zahlreiche Mietverträge gekündigt oder neu verhandelt und die Ausgabenbelastung so um rund 12,7 Mrd. Dollar reduziert. Auch die Auslastungsrate ist in dieser Zeit deutlich gestiegen: Ende des zweiten Quartals des laufenden Jahres lag sie auf konsolidierter Basis bei 72%, im Dezember 2019 waren es 63%. Doch bleibt die Belegung damit immer noch zu niedrig, wie der im Mai angetretene Interims-CEO David Tolley betont. Der erfahrene Restrukturierungsexperte will eine Zahlungsunfähigkeit von Wework aber verhindern.

Assetmanager sichern sich Vorzugsbehandlung

Nach Aussagen des Vorstandschefs haben sich Großinvestoren mit Plänen für eine mögliche Restrukturierung bisher nicht beim Verwaltungsrat gemeldet. Die angeblich an den Chapter-11-Diskussionen beteiligten Assetmanager zählen seit März zu den wichtigsten Gläubigern von Wework. Damals hatte das Unternehmen mehrere Deals vermeldet, die dem Bürovermieter zusätzliche Liquidität verschaffen und die Bilanz stabilisieren sollten.

Blackrock, King Street, Brigade Capital und andere Fondsanbieter tauschten in diesem Zuge mehr als 1 Mrd. Dollar an unbesicherten Anleihen gegen besicherte Kredite im Volumen von rund 700 Mill. Dollar ein. Zudem stellten sie Wework laut bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokumenten 500 Mill. Dollar an Erstrang-Darlehen aus. Damit hat das Unternehmen rund 50% seiner langfristigen Schulden bei den Assetmanagern, die nun wohl über seine Insolvenz verhandeln.

Bürovermieter holt Restrukturierungsexperten

Tolley hält Gespräche über einen Gang in den Gläubigerschutz indes für "völlig verfrüht". Er will weitere Verhandlungen mit Großvermietern abwarten. Verhandlungen mit Gläubigern könnten laut Insidern aber noch im laufenden Jahr starten. Jedenfalls mehren sich die Zeichen, dass sich Wework auf eine Insolvenz einstellt. Zuletzt hat das Unternehmen neben Tolley mehrere weitere Restrukturierungsexperten in den Verwaltungsrat berufen.

Softbank drohen im Fall einer Zahlungsunfähigkeit von Wework indes massive Verluste. Erst im März tauschte der japanische Technologieinvestor Kredite im Volumen von mehr als 1 Mrd. Dollar gegen 1,1 Milliarden neu begebene Aktien ein. Dies entsprach 50% der Free-Float-Marktkapitalisierung von Wework, bei der Softbank bereits über die Vorjahre trotz des deutlichen geschäftlichen Abschwungs große Positionen aufgebaut hatte. Bei einer Insolvenz könnten die Anteile wertlos werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.