Großhandel belastet Hawesko
ste Hamburg – Die Weinhandelsgruppe Hawesko hofft auf Unterstützung der von der Corona-Pandemie stark getroffenen Gastronomie- und Hotelleriebranche durch gezielte Förderprogramme. “Man kann nur wünschen, dass die Gastroszene so bunt bleibt, wie sie heute ist”, sagte Thorsten Hermelink, Vorstandsvorsitzender von Europas führender Premiumweinhandelsgruppe, anlässlich der Vorlage der Jahresbilanz 2019. “Sie ist Teil unserer Kultur.”Man könne nur appellieren, dass diese Branche in den Fokus rücke und geschützt werde, so Hermelink. Durch die gegenwärtigen Schließungen rechnet Hawesko mit kräftigen Umsatzrückgängen im Großhandelssegment, die durch den derzeitigen Boom im E-Commerce-Bereich und ein stabiles Retailgeschäft – zu dem unter anderem die Marke Jacques` Weindepot gehört – “nicht vollständig” auszugleichen seien. Mit einer Normalisierung im Großhandel rechnet Hermelink eher innerhalb von 18 als von zwölf Monaten.Eine seriöse Prognose für das laufende Jahr, so Hermelink, sei nicht möglich – wobei im Geschäftsbericht auf ein erwartetes Umsatzwachstum “im Grundszenario” von rund 3 % für den Konzern sowie auf eine erwartete operative Rendite im Korridor von 5,0 bis 5,5 % verwiesen wird. Der Hawesko-Chef fügte aber hinzu, dass trotz einer Ergebnisbelastung durch das B2B-Segment 2020 mit einem Gewinn gerechnet werde.Dabei geht der Konzern anders als zunächst geplant nicht davon aus, dass der vor rund eineinhalb Jahren erworbene österreichische Marktführer im Facheinzelhandel, Wein & Co., in diesem Jahr einen positiven Ergebnisbeitrag liefern wird. Österreich habe infolge der Pandemie strengere Vorschriften für den Einzelhandel getroffen, erklärte Retail-Vorstand Alexander Borwitzky. Der Umsatz von Wein & Co. werde 2020 geringer als erwartet ausfallen, das Ergebnis möglicherweise sinken.Abgesehen von einer Überlastung der Auslieferung im E-Commerce-Bereich aufgrund zahlreicher Aufträge sieht sich Hawesko derzeit weder mit Problemen in der Logistik noch in der Beschaffung konfrontiert. Finanzvorstand Raimund Hackenberger betonte, es bestehe derzeit auch kein Risiko, das 2018 beschlossene “Zukunftsprogramm 2019-2022” aus Liquiditätsgründen einzudämmen. Mit dem Programm, das Investitionen von über 16 Mill. Euro in E-Commerce und digitale Themen vorsieht, will Hawesko die Wettbewerbsfähigkeit absichern. Vorstandschef Hermelink sagte, die Cash-flow-Stärke sorge für die notwendige Handlungsfreiheit. Das Programm werde infolge der Pandemie eher erweitert auf den Großhandel, da sich das Kaufverhalten in der Gastronomie langfristig ändern könne. Im kommenden Sommer werde man Strukturen überprüfen. Dabei soll es auch um die Logistikstrategie gehen.Im vorigen Jahr hatte Hawesko Einmalbelastungen von 3,9 Mill. Euro im Zusammenhang mit dem Umzug des Großhandelslagers von Tornesch bei Hamburg nach Worms mit einem Buchgewinn von 4 Mill. Euro aus dem Verkauf der Logistikimmobilie in Tornesch kompensiert. Die Ebit-Marge, die nachhaltig bei 7 % liegen soll, erreichte im Berichtsjahr mit 5,2 % den Prognosekorridor von 5,0 bis 5,7 %. Die Wachstumsrate von 6 %, die wesentlich auf die erstmals ganzjährige Berücksichtigung von Wein & Co. zurückging, verfehlte allerdings das Ziel von 7 bis 9 %.Für 2019 will Hawesko den Aktionären – darunter die Beteiligungsfirma Tocos von Aufsichtsratschef Detlev Meyer mit einem Anteil von 72,6 % – erneut die seit 2014 unveränderte Dividende von 1,30 Euro je Aktie zahlen. Nach einem Rutsch der Hawesko-Aktie um 12,6 % im guten Börsenjahr 2019 will sich das Unternehmen als solider Dividendenwert profilieren. Die Hauptversammlung wurde infolge der Pandemie vom 15. Juni auf den Herbst verschoben.