Grover stellt Finanzierung auf breitere Basis
Von Stefan Paravicini, Berlin
Das Berliner Start-up Grover, das Elektronikprodukte vom Smartphone bis zur Spielkonsole an Verbraucher und Unternehmenskunden vermietet, hat eine Fremdkapitalfinanzierung mit einem Volumen von 270 Mill. Euro unter Dach und Fach gebracht. Die Asset-Backed-Finanzierung wird vom britischen Assetmanager M&G zur Verfügung gestellt. Mit ähnlichen Transaktionen zur Finanzierung des stetig wachsenden Geräteparks hat Grover in den vergangenen zwei Jahren rund 2 Mrd. Dollar mobilisiert. Die Transaktion mit M&G ist für das 2015 gegründete Unternehmen dennoch etwas Neues, sagt Linda Rubin, Chief Operating Officer von Grover. „Wir gehen damit weg von den sehr komplexen Transaktionen in Richtung einer Struktur, in die in Zukunft beispielsweise auch ein Pensionsfonds ohne Probleme investieren könnte“, erklärt Rubin, die im vergangenen Jahr als Chief Investment Officer bei Grover startete und Anfang September zum COO befördert wurde.
Die Finanzierung durch M&G sei eine weitere Validierung für Grover und die Entwicklung im aktuell schwierigen makroökonomischen Umfeld, sagt Rubin. Das Start-up bietet aktuell mehr als 4000 Elektronik- und Technologieprodukte zur Miete an und ist in Deutschland, Österreich, in den Niederlanden, Spanien und den USA aktiv. Insgesamt hat das Unternehmen bereits mehr als 800000 Geräte im Subskriptionsmodell in Umlauf gebracht. Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Kunden noch einmal um 50 % gestiegen, wie die Firma mitteilt. Verbraucher und Unternehmen scheuten im aktuell unsicheren Umfeld größere Ausgaben für Elektronik, sagt Rubin. „Wir bieten den Leuten genau das, was sie suchen, nämlich mehr Flexibilität und geringere monatliche Ausgaben.“ Das Wachstum im laufenden Turnus liege auf Kurs zu einer neuerlichen Verdoppelung.
„Im nächsten Jahr wollen wir die europäische Expansion wieder auf die Agenda nehmen“, sagt Rubin zu den weiteren Wachstumsplänen. Im Fokus stehe außerdem der weitere Ausbau des Geschäfts mit Unternehmenskunden, das vor allem in den USA noch in den Anfängen steckt. Erst Anfang September hat Grover zwei ehemalige Manager des US-Karrierenetzwerks Linkedin abgeworben, die das Geschäft mit Firmenkunden bei dem sozialen Netzwerk erfolgreich skaliert haben.
Noch keine konkreten Pläne gibt es aktuell rund um das Thema Embedded Finance. Im November 2021 hatte Grover zusammen mit Visa und Solarisbank eine eigene Debitkarte an den Start gebracht. „Die Interaktion mit unserer App geht nach oben, die Anzahl der Subskriptionen geht nach oben, die Zahl der Empfehlungen geht nach oben“, beschreibt Rubin den Erfolg der Karte und des darauf aufbauenden Loyalty-Programms. „Das ist ein Riesenerfolg, jetzt müssen wir schauen, was wir darauf aufbauen.“ Aktuell sei nicht geplant, dass Grover schon im nächsten Jahr neue Produkte rund um Embedded Finance lanciere.
Die Transaktion mit M&G bezeichnet Rubin als Meilenstein für Grover. „Die Struktur, die wir jetzt geschaffen haben, wird uns in Zukunft dabei helfen, die Finanzierung weiter zu diversifizieren.“ So könnte das Berliner Start-up künftig einzelne Tranchen aus der Finanzierung von Elektronikgeräten direkt am Kapitalmarkt ausplatzieren. Voraussetzung dafür sei, das Risiko, das nicht die Geräte unmittelbar betrifft, zu minimieren. „Da geht es um vernünftiges Backup Servicing, das ganze Thema Reporting, Liquiditätsmanagement und Produktverkäufe. Das machen wir jetzt alles mit neutralen Parteien, die das auch validieren“, beschreibt Rubin die Weiterentwicklung im Rahmen der jüngsten Finanzierung. Auch über Finanzierungsthemen hinaus habe Grover das laufende Jahr genutzt, um die Strukturen und Prozesse stabiler aufzustellen und sich auf die nächste Expansionsphase vorzubereiten.
Die Finanzierungsbedingungen hätten sich für Grover im Vergleich zu vorherigen Transaktionen trotz steigender Zinsen nicht verschlechtert. „Wir haben bessere Terms mit einer leicht gestiegenen Baseline, damit kommen wir am Ende ungefähr auf das Gleiche raus“, sagt Rubin zur M&G-Finanzierung. Grover sei gegenüber Finanzierungspartnern in einer starken Position, weil das Geschäftsmodell sich im schwierigen Marktumfeld mit antizyklischen Elementen bewährt habe. „Das sehen auch Debt-Investoren in ihrer Due Diligence“, sagt Rubin.
Keine neues Eigenkapital
Anders als bei früheren Finanzierungen kombiniert Grover die Fremdkapitalaufnahme dieses Mal nicht mit einer Eigenkapitalfinanzierung. „Die letzte Equity-Runde ist ja noch gar nicht so lange her, deswegen hatte das im Moment keine Priorität für uns“, begründet Rubin. Anfang April hatte das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde unter Führung des US-Investors Energy Impact Partner 110 Mill. Dollar Eigenkapital eingesammelt und dabei zum ersten Mal eine Bewertung oberhalb von 1 Mrd. Dollar erzielt. Fasanara Capital aus London hatte damals 220 Mill. Dollar Fremdkapital zur Verfügung gestellt.