Büroplattform

Gründer Adam Neumann will Wework zurückkaufen

Der 2019 vom Hof gejagte CEO Adam Neumann will sich wieder die Kontrolle über die insolvente Büroplattform Wework sichern. Dafür sucht er die Rückendeckung von Starinvestor Daniel Loeb und dessen Hedgefonds Third Point. Unterdessen werfen Vermieter dem zahlungsunfähigen Unternehmen Rechtsverstöße vor.

Gründer Adam Neumann will Wework zurückkaufen

Gründer Neumann will Wework zurückkaufen

Unternehmer verhandelt mit Hedgefonds Third Point – Vermieter gehen wegen ausstehender Zahlungen gegen insolvente Büroplattform vor

Der 2019 vom Hof gejagte CEO Adam Neumann will sich wieder die Kontrolle über die insolvente Büroplattform Wework sichern. Dafür sucht er die Rückendeckung von Starinvestor Daniel Loeb und dessen Hedgefonds Third Point. Unterdessen werfen Vermieter dem Unternehmen Rechtsverstöße vor.

xaw New York

Der ehemalige CEO Adam Neumann will die insolvente Büroplattform Wework zurückkaufen. Wie aus einem zu Wochenbeginn versandten Brief der Anwälte des 44-Jährigen an die Berater des Unternehmens hervorgeht, arbeitet der Gründer gemeinsam mit dem von Starinvestor Daniel Loeb geführten Hedgefonds Third Point an der Finanzierung für eine Übernahme.

Bereits im Dezember hatte Neumann, der inzwischen das Vermiet-Start-up Flow Global führt, angeblich für ein Angebot notwendige Informationen angefordert, diese nach eigener Darstellung bisher aber nicht erhalten. Wework will sich bislang nicht zu dem Übernahmeplan äußern, über den die „New York Times“ zuerst berichtet hatte. Third Point bezeichnet Verhandlungen mit Neumann als „vorläufig“ und hat laut Sprechern noch keine Zusage für eine Finanzierung getroffen.

Wework, deren Geschäftsmodell in der langfristigen An- und kurzfristigen Vermietung von Büroflächen besteht, musste im November den Gang in den Gläubigerschutz antreten. Die einst mit 47 Mrd. Dollar bewertete Wework expandierte über Jahre aggressiv und war zuletzt der größte Einzelmieter von Büros in London und New York, die Nachfrage auf der Plattform erodierte aber auch infolge der Corona-Pandemie und des Homeoffice-Trends. Daraus resultierte ein gewaltiger Cash Burn: Das Unternehmen verbrannte quartalsweise regelmäßig liquide Mittel im Volumen von mehr als 500 Mill. Dollar.

Milliarden vernichtet

Als großer Verlierer des Zusammenbruchs der Plattform gilt der Technologieinvestor Softbank. Dieser steckte während Neumanns Zeit als CEO mehr als 10 Mrd. Dollar in Wework und baute sein Engagement noch aus, nachdem der Gründer die Firma 2019 im Anschluss an einen verpatzten Börsengang verlassen hatte. Insgesamt hat Softbank von den rund 16 Mrd. Dollar, die sie in das Unternehmen investierte, mehr als 14 Mrd. Dollar verloren.

Perspektiven, über die Insolvenz hinaus wieder eine nachhaltige Wertschöpfung für Investoren zu generieren, sehen Analysten kaum. Schließlich steht Amerikas Büromarkt insgesamt massiv unter Druck, da der Bauboom des vorangegangenen Jahrzehnts in vielen Städten für ein strukturelles Überangebot gesorgt hat und die Angestellten nur langsam in die Büros zurückkehren. Laut dem Datendienstleister Kastle lag die Büro-Auslastungsquote im Durchschnitt zehn führender US-Metropolen in der abgelaufenen Woche bei lediglich 51,8%, nachdem sie in der Ferienzeit über Weihnachten und Neujahr noch in deutlich niedrigere Regionen abgesackt war.

Unterdessen hält die Liquiditätsklemme bei Wework auch während des Insolvenzverfahrens an, wie Unternehmensanwälte bei einer Gerichtsanhörung am Montag betonten. Die Büroplattform befindet sich im Streit mit mehreren Vermietern, die dem Unternehmen Rechtsverstöße vorwerfen. Im Januar hielt Wework laut einem Gläubigerkomitee Mietzahlungen im Volumen von 33 Mill. Dollar zurück. Einige Vermieter haben ihr Geld nach eigener Aussage immer noch nicht erhalten.

Wework stellt dies als zulässige Strategie dar, um kooperationsunwillige Gebäudeeigner an den Verhandlungstisch zu zwingen und sich mit diesen auf „rationalere“ Mietkonditionen einigen zu können. Laut Gläubigeranwälten hat das Unternehmen die Zahlungen aber über die Frist von 60 Tagen nach Einreichung des Insolvenzantrags hinaus verzögert, die gemäß amerikanischem Recht zulässig sei. Der Vermieter eines Gebäudes in Washington teilte jüngst mit, dass er von Wework keine Zahlungen erhalte, obwohl das Unternehmen die dortigen Büroflächen untervermietet habe und daraus monatlich sechsstellige Summen einstreiche.

Wework-Vertreter fordern dagegen, Vermieter sollten nicht auf kurzfristige Einnahmen pochen, sondern an der Rettung des Unternehmens mitarbeiten, die auch in ihrem Interesse sei. Durch den Insolvenzantrag besitzt die Büroplattform die Option, Mietverträge einseitig aufzukündigen. Vom zuständigen Gericht erhielt sie bereits Genehmigungen, Dutzende Vereinbarungen aufzulösen. Allerdings will Wework auf diese Maßnahmen nur im Notfall zurückgreifen und bevorzugt es, zu günstigeren Konditionen an lukrativen Standorten zu verbleiben. Die Drohung einseitiger Kündigungen bewirke aber, dass sich einige Mieter entgegenkommender zeigten.

Neumann bot nach Darstellung seiner Anwälte unterdessen bereits im Dezember mehrfach an, die Liquiditätsklemme bei Wework durch eine Debtor-in-Possession-Finanzierung – eine spezielle Form von Krediten für insolvente Unternehmen – zu lockern. Einen früheren Versuch des Gründers, Darlehen über bis zu 1 Mrd. Dollar zu organisieren, soll der damalige CEO Sandeep Mathrani bereits im Oktober 2022 abgeblockt haben.

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