Umweltschutz

Grüner Kraftakt für Immobiliensektor

Der Gebäudesektor gilt als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. Die Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG sowie die Uni Regensburg rechnen daher künftig mit strengeren Vorgaben aus der Politik. Um Einbußen zu vermeiden, sollten die Akteure der Branche das Thema somit frühzeitig angehen, so der Appell.

Grüner Kraftakt für Immobiliensektor

kro Frankfurt

Immobilienexperten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG sowie von der Universität Regensburg haben die Branche und deren Investoren dazu aufgerufen, den ökologischen Umbau des Sektors noch stärker in den Blick zu nehmen − auch, um künftigen Werteinbußen bei den Beständen entgegenzuwirken. „Viele Dinge, dir wir heute noch freiwillig tun, beispielsweise die Sanierung von bestehenden Beständen, werden in der Zukunft zur Pflicht“, sagte Hans Volkert Volckens, Real-Estate-Chef bei KPMG, in einem Pressegespräch. Gleichzeitig dürften rund 30% des aktuellen Bestandes im Jahr 2030 nicht mehr den dann geltenden ESG-Kriterien entsprechen, sofern keine Gegenmaßnahmen getroffen werden. Nicht energieeffiziente Gebäude, bei denen dieses Risiko bestehe, würden somit abgewertet.

Der Gebäudesektor gilt als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. In der vom Bundesumweltministerium aufgestellten Klimabilanz 2020 hatte der Gebäudebereich die im Klimaschutzgesetz festgelegte zulässige Jahresemissionsmenge mit 120 Mill. Tonnen CO2-Äquivalenten als einziger Sektor überschritten. In dem Bereich würden „rasch weitere Maßnahmen zu prüfen sein“, hieß es von Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Parallel zu den sich künftig noch verschärfenden regulatorischen Vorgaben spiele das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft auch auf der Nachfrageseite eine immer wichtigere Rolle. Bei Neuanmietungen und Vertragsverlängerungen würden sich Mieter demnach vermehrt gut überlegen, wie viel Fläche sie wirklich brauchen. So hatte etwa die frühere Groupe PSA, die Anfang des Jahres über eine Fusion mit Fiat Chrysler im Autokonzern Stellantis aufgegangen war, schon vor etwa einem Jahr klargemacht, dass die verstärkte Heimarbeit auch im Einklang mit ihrer Herangehensweise für die CO2-Neutralität stehe. Die Deutsche Post hatte zudem im März dieses Jahres im Rahmen ihrer CO2-Reduktionsziele erklärt, bei neuen Büroflächen, Brief- und Paketzentren und Logistiklagern in umweltfreundliche Liegenschaften zu investieren.

Noch gibt es Vorreitervorteile

„Es entsteht somit ein ökonomischer Druck, dass man ineffiziente Gebäude nachrüsten muss“, erklärte Tobias Just von der Universität Regensburg. Vorreiter hätten hier aktuell noch gewisse ökonomische Vorteile, könnten also die Kosten der Transformation über höhere Mieten und Wertsteigerungen wieder reinholen. „Mit zunehmendem Wettbewerb von ökologisch entsprechend transformierten Gebäuden wird dieser Wettbewerbsvorteil aber verloren gehen“, warnte Volckens. „Insofern appellieren wir, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ Eine Wahrheit müsse in dem Zusammenhang auch ausgesprochen werden: Die ökologische Transformation der Bestände werde vielfach nur unter Renditeverzicht gelingen. Denn die notwendigen Investitionen können häufig nicht durch entsprechende Mietsteigerungen abgefedert werden. Das gelte gerade für Bestände, die schon jahrelang geführt würden und die die ESG-Kriterien noch nicht erfüllten.

„Ja, es ist vorteilhaft, aber dahinter steht ein ungemeiner Kraftakt, der ökonomische und kapazitive Herausforderungen in erheblicher Form nach sich zieht“, sagte Volckens. Demnach dürfte der kritische Faktor für den ökologischen Umbau künftig weniger der Wille als vielmehr die Engpässe in der Bauwirtschaft sein. So stünden die momentan fehlenden Kapazitäten am Bau, die schleppende Materialbeschaffung und Kostensteigerungen dringend notwendigen Sanierungen entgegen.