Grünes Licht für Fördermilliarden für Thyssen-Stahl
EU bewilligt Fördergelder
für Thyssenkrupp-Stahl
Bis zu 2 Mrd. Euro Beihilfe – Anlage für grünen Stahl soll Ende 2026 in Betrieb gehen
ab Düsseldorf
Nach langem Warten und Bangen hat die EU-Kommission grünes Licht für die Fördermilliarden für die Stahlsparte von Thyssenkrupp gegeben. Brüssel bewilligte das bislang größte Dekarbonisierungsprojekt in Deutschland, das der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) mit bis zu 2 Mrd. Euro unterstützen. Die Eigeninvestition von Thyssenkrupp beläuft sich auf knapp 1 Mrd. Euro. Dieses Geld hatte Thyssenkrupp schon im vorigen Herbst freigegeben, es allerdings an einen positiven Beihilfebescheid aus Brüssel geknüpft.
Das Beihilfepaket teilt sich in zwei Förderinstrumente auf, einen Direktzuschuss von bis zu 550 Mill. Euro und Zahlungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von grünem Wasserstoff. Mit dem Direktzuschuss werden Bau und Montage der Direktreduktionsanlage, die einen der vier Hochöfen auf dem Duisburger Stahlgelände ersetzen soll, gefördert. Die restlichen 1,45 Mrd. Euro sind zur Abdeckung der Mehrkosten gedacht, die bei der Beschaffung und Nutzung von grünem Wasserstoff anstelle von CO2-armem Wasserstoff anfallen. Die Auszahlung der Fördersumme ist über zehn Jahre gestreckt. Bis 2037 soll aus Erdgas hergestellter Wasserstoff vollständig durch grünen ersetzt sein.
Die Entscheidung wurde weithin begrüßt. „Es ist ein richtig guter Tag, der zeigt, dass das Industrieland Deutschland eine grüne Zukunft hat“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Rande seiner Indienreise. „Es beweist auch die Standorttreue der energieintensiven Industrien, die sagen, wir wollen in Deutschland bleiben, wir wollen hier transformieren.“
Der Bund hat Beihilfen von bis zu 1,3 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, NRW bis zu 700 Mill. Euro. „Lange haben wir auf die Entscheidung der EU-Kommission warten müssen, umso größer ist die Freude, dass sie nun gefallen ist“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Konkurrent Salzgitter hatte seinen Förderbescheid schon im Mai erhalten. Derweil steht nun noch die „formale Gewährung durch die Bundesregierung“ aus, mit der Bernhard Osburg, Vorstandschef von Thyssenkrupp Steel Europe, zeitnah rechnet.
Die Direktreduktionsanlage, die Ende 2026 in Betrieb gehen soll, ist auf eine Kapazität von 2,5 Mill. Tonnen (t) direkt reduziertes Eisen, entsprechend 2,3 Mill. t Roheisen, ausgelegt. Die stufenweise Umstellung auf grünen Wasserstoff ist für 2028 geplant. Die jährliche Einsparung von CO2-Emissionen wird auf bis zu 3,5 Mill. t taxiert. Das sind nach den Angaben mehr als 6% der Emissionen der gesamten Stahlindustrie in Deutschland. In Brüssel liegen noch Beihilfeanträge für ein Projekt der Saar-Stahl-Holding sowie Projekte von ArcelorMittal an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt.