Halbjahresberichte könnten besser sein

Prüfstelle für Rechnungslegung stellt aber tendenziell geringere Fehlerquote fest - Neue Schwerpunkte 2016

Halbjahresberichte könnten besser sein

In Halbjahresberichten von Unternehmen wird nicht immer so präzise gearbeitet wie bei den Jahresabschlüssen. Die Prüfstelle für Rechnungslegung beanstandet vor allem, dass beispielsweise mitunter in einem solchen Zwischenbericht Angaben zum zweiten Quartal fehlten. Insgesamt aber sinke die Fehlerquote bereinigt tendenziell weiter.po Frankfurt – Die Prüfung von Halbjahresberichten gehört nicht zum Kerngeschäft der Bilanzpolizei. In diesem Jahr hat die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) jedoch einige Auffälligkeiten in den Sechsmonatsabschlüssen festgestellt, die Verbesserungspotenzial zeigen. Wie Edgar Ernst, Präsident der Prüfstelle, erläuterte, fehlten mitunter in den Zwischenberichten Vorjahresvergleichszahlen. Auch würden mal Angaben zum zweiten Quartal im Halbjahresbericht ganz fehlen.Aber auch Angaben zu wesentlichen Geschäftsvorfällen mit dem Unternehmen nahestehenden Personen oder Änderungen in den Rechnungslegungsmethoden würden vergessen. Besonders häufig seien in der Langfristbetrachtung Fehler bei der Bilanzierung eines Unternehmenserwerbs aufgetreten. Aber auch in der Lageberichterstattung – ein Dauerthema -, in der Ertragsrealisierung, der Kapitalflussrechnung sowie in den Anhangangaben hapere es. Dabei beinhaltete in mehr als der Hälfte der Verfahren mit fehlerhafter Rechnungslegung die Fehlerfeststellung mehr als einen Einzelfehler. Oft genug zeigten sich die inkriminierten Mängel dann auch im Jahresabschluss wieder. Außergewöhnliches JahrDas aktuelle Jahr sei in gewisser Hinsicht außergewöhnlich, zeigt es doch laut Ernst auf den ersten Blick einen Anstieg der Fehlerquote, die bisher stetig sank. Das habe aber mit einigen besonders komplexen und hartnäckig mit verminderter Personalkapazität abzuarbeitenden Fällen zu tun. Steht ein Delisting bevor, womit ein Unternehmen aus dem Beobachtungskreis der Bilanzpolizei herausfällt, fehlt es bei Unternehmen auch an der Motivation, Fehler noch zu korrigieren. “Normalisiert” sei die Fehlerquote – um die Extremfälle bereinigt – weiter auf 9 (i.V. 12 %) gesunken.Die allmähliche Besserung der Bilanzierung führen die Enforcement-experten auch darauf zurück, dass über die Jahre viele kleinere und fehlerträchtigere Unternehmen aus dem Prüfungskreis herausgefallen seien. Statt vor Jahren etwa 1 200 Unternehmen seien es jetzt nur noch 686 Gesellschaften. Das könne sich im Zuge der Umsetzung der Transparenzrichtlinie-Änderungsrichtlinie im neuen Jahr ändern, betont DPR-Vizepräsidentin Bettina Thormann.Prüfungsschwerpunkte 2016 würden nach Vorgaben der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) der Einfluss von Finanzmarkt-Konditionen (Niedrigzins, Rohstoffpreise, Wechselkurse) auf den Abschluss, die von Investoren stark beachtete Kapitalflussrechnung und die Konkretisierung der Fair-Value-Bilanzierung sein.Von deutscher Seite sollen darüber hinaus die Umsatzerlöse als “der wichtigste” finanzielle Leistungsindikator unter die Lupe genommen werden. Fehler in der Ertragsrealisierung zählen laut Thormann zu den häufigsten Fehlern. Aber auch die Bewertung bedingter Kaufpreiszahlungen bei Fusionen sowie von Erwerben unter Marktwert dürfe sich im nächsten Jahr der besonderen DPR-Aufmerksamkeit gewiss sein.