Maschinenbauer

Halbleiter-Boom beflügelt PVA Tepla

Für den Anlagenbauer PVA Tepla ist das Wachstum dank eines Großauftrages vom Chipzulieferer Siltronic in den nächsten Jahren erst mal gesichert. Auch um die Produktion muss sich das Unternehmen aus Wettenberg in der derzeitigen Engpass-Situation keine allzu großen Sorgen machen. Das liegt auch an richtigen Entscheidungen in der Vergangenheit.

Halbleiter-Boom beflügelt PVA Tepla

kro Frankfurt

− Der kleine Maschinenbauer PVA Tepla mit seinen gerade mal 560 Mitarbeitern verzeichnet an der Börse seit einiger Zeit eine immer größere Fangemeinde. Allein im laufenden Jahr hat das Papier um mehr als 60 % zugelegt, auf Sicht von zwölf Monaten hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt − und den Börsenwert des SDax-Kandidaten damit auf zuletzt fast 700 Mill. Euro gehievt. Dabei ist die Firma aus dem mittelhessischen Wettenberg mit ihrer vornehmlichen Ausrichtung auf die Halbleiterindustrie in einem recht volatilen Marktumfeld unterwegs. Doch der Chipmangel, die Wachstumsaussichten im Bereich Elektromobilität und nicht zuletzt ein gerade eingegangener Großauftrag des Wafer-Herstellers Siltronic dominieren das Bild und sorgen für eine gewisse Goldgräberstimmung. „Momentan läuft alles sehr, sehr gut“, sagt Gert Fisahn, Leiter der Investor-Relations-Abteilung bei PVA Tepla, der Börsen-Zeitung. „Wir sind jetzt in einer Phase, wo wir über etliche Jahre im Voraus ein gutes Wachstum sehen werden.“ Für die Branche ist das nicht selbstverständlich. Ein gewisser Leerlauf bei den Auftragseingängen über längere Zeit ist durchaus normal. Mit dem 95 Mill. Euro schweren Auftrag des Chipzulieferers Siltronic, der in Singapur eine neue Wafer-Fabrik bauen will, ist PVA Tepla nun aber erst mal eine Weile beschäftigt. Die Kristallzuchtanlagen zur Herstellung von Siliziumwafern sollen in den Jahren 2023 bis 2025 ausgeliefert werden. Dann soll der Auftrag auch umsatz- und ergebniswirksam werden. Siltronic selbst rechnet mit Kosten für die Fabrik von rund 2 Mrd. Euro.

Dass sich die Projekte für PVA Tepla oft über einen so langen Zeitraum hinziehen, erweist sich in der aktuellen Engpass-Situation als praktisch. „So können wir die Aufträge entsprechend bei unseren Lieferanten platzieren, dass die auch eine Planungssicherheit haben“, sagt Fisahn. Gleichzeitig macht sich für den Mittelständler, der normalerweise auf eine geringe Wertschöpfungstiefe setzt, die vor zwei Jahren vollzogene Übernahme eines italienischen Kesselbauers derzeit besonders bezahlt. In den Anlagen des Maschinenbauers, in denen ein hoher Druck herrscht und die Temperaturen auf bis zu 3000 Grad ansteigen, kommen die doppelwandigen, mit Wasser befüllten Edelstahlkessel zur Kühlung zum Einsatz. Hier habe es in der Vergangenheit extreme Engpässe gegeben, berichtet Fisahn. „Wir mussten deutlich länger warten, um die Kessel von unseren Lieferanten zu bekommen. Daher sind wir sehr glücklich darüber, dass wir mit der Übernahme ein hohes Maß an Unabhängigkeit gewonnen haben, gerade auch bei den jetzt großen Aufträgen.“

Trotz der coronabedingten Her­ausforderungen stand PVA Tepla zum Ende des Jahres 2020 deutlich ertragreicher da als im Vorjahr. Auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stieg der Gewinn deutlich um fast 12 % auf 4,6 Mill. Euro. Im Gesamtjahr will das Unternehmen seinen Umsatz im besten Fall um etwa 9 % steigern. Beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rechnet das Management allerdings mit einem Rückgang von bis zu einem Fünftel.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.