Seehäfen

Hamburg verliert weiter Marktanteile in der Nordrange

Der Hamburger Hafen hat im Coronakrisenjahr 2020 beim Containerumschlag verglichen mit den größten kontinentaleuropäischen Nordsee-Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen weiter an Boden verloren. Während der größte europäische Hafen Rotterdam ein...

Hamburg verliert weiter Marktanteile in der Nordrange

ste Hamburg

Der Hamburger Hafen hat im Coronakrisenjahr 2020 beim Containerumschlag verglichen mit den größten kontinentaleuropäischen Nordsee-Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen weiter an Boden verloren. Während der größte europäische Hafen Rotterdam ein Minus von 3,2% auf 14,3 Millionen Standardcontainer (TEU) und Antwerpen sogar einen Zuwachs um 1,3% auf 12,0 Millionen TEU verbuchte, schrumpften die Umschlagsmengen an den Kaikanten des größten deutschen Seehafens nach Angaben von Hamburg Hafen Marketing um 7,9% auf 8,5 Millionen TEU.

Ursächlich für den Rückgang waren demnach vor allem die stark rückläufigen Importe aus Asien in der ersten Jahreshälfte. Der Hamburger Hafen ist stark abhängig von den China-Verkehren. Der Mengenrückgang im seeseitigen Containerumschlag mit dem für Hamburg wichtigsten Handelspartner betrug 8,2%. Auch der Containerumschlag mit Russland, Schweden, Südkorea, Brasilien und Polen schrumpfte, was durch positive Entwicklungen im Containerverkehr mit den USA, Singa­pur, Großbritannien und Malaysia nicht kompensiert werden konnte.

Unter den kontinentaleuropäischen Nordseehäfen bleibt Hamburg zwar mit deutlichem Abstand an dritter Stelle – bei den bremischen Häfen etwa kam es Schätzungen von Hamburg Hafen Marketing zufolge 2020 zu einem Rückgang des Containerumschlags um 3,7% auf 4,7 Millionen TEU, während Wilhelmshaven um gut ein Drittel zurückfiel. Doch reduzierte sich der Marktanteil Hamburgs am Gesamtgeschäft in der Nordrange um 1,2 auf 21,5%. Rotterdam und Antwerpen kommen auf Marktanteile von 36,3% bzw. 30,4%, Bremen auf 11,8%.

Hamburgs Wirtschaftssenator Mi­chael Westhagemann (parteilos) erklärte in einer Online-Pressekonferenz, man dürfe den Hafen nicht nur unmittelbar am Umschlag messen. Der Hafen habe „eine Scharnierfunktion“ für Deutschland, die man mit dem Wertschöpfungsbeitrag im geplanten nächsten Hafenentwicklungsplan verdeutlichen werde. Mit dem Hinterlandverkehr habe der Hafen zudem eine Bedeutung über Deutschland hinaus. Großes Potenzial für den Hafen wird auch im Zusammenhang mit Wasserstoff gesehen. Westhagemann verwies auf einen möglichen Import-Terminal. Der Politiker hinterfragte zudem, ob nur eine Reedereibeteiligung – von Hapag-Lloyd – an einem Terminal im Hamburger Hafen ausreiche. Schifffahrtsgesellschaften seien gerade in Krisenzeiten bestrebt, für Wertschöpfung vor allem solcher Terminals mit eigenen Anteilen zu sorgen, so die Beobachtung. Ferner erwähnte Westhagemann auch, dass der Hamburger Hafen, der bis 2040 klimaneutral werden soll, im Vergleich der Produktivität und Leistungsfähigkeit mit anderen Häfen „Luft nach oben“ habe. Erwähnung fanden auch die Gespräche über eine mögliche Container-Kooperation der Terminalbetreiber in der deutschen Bucht. Hier seien noch Fragen zu beantworten, so Westhagemann.

Hamburg Hafen Marketing betonte weiter, der Hafen sei besser durch das Coronakrisenjahr 2020 gekommen als zwischenzeitlich befürchtet. Der Seegüterumschlag sei im vergangenen Jahr nicht zweistellig, sondern lediglich um 7,6% auf 126,3 Millionen Tonnen gesunken. Für 2021 wird ein Umschlagsergebnis von 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen TEU für möglich gehalten.

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