Hamburger Foodtech-Start-up überzeugt Investoren mit Lebensmitteln aus Pilzwurzeln
Hamburger Start-up überzeugt
mit Lebensmitteln aus Pilzwurzeln
Foodtech-Firma Infinite Roots erhält in Series B 58 Mill. Dollar
kro Frankfurt
Das Hamburger Foodtech-Start-up Infinite Roots, das die Lebensmittelindustrie mit alternativen Proteinen aus den Wurzeln von Speisepilzen revolutionieren will, hat in einer Series-B-Finanzierungsrunde 58 Mill. Dollar eingesammelt. Hauptgeldgeber war die Dr. Hans Riegel Holding, eine der beiden Holdinggesellschaften des Süßwarenkonzerns Haribo. Auch die Rewe Group und der thailändische Tierfutterkonzern Betagro haben sich an der Runde beteiligt. Unterstützt wurde das Funding vom European Innovation Council (EIC).
Infinite Roots wurde 2018 unter dem Namen Mushlabs gegründet. Zur Umbenennung kam es im vergangenen November. Die Firma, die 60 Mitarbeitende beschäftigt, fermentiert sogenanntes Myzel – also das unterirdische, proteinreiche Geflecht unter Pilzen – mithilfe von landwirtschaftlichen Nebenprodukten wie Maische oder Kaffeesatz in Bioreaktoren.
Wachsender Markt
Bei dem Prozess entsteht eine Biomasse, die zu Lebensmitteln weiterverarbeitet werden kann. Solche pilzbasierten Produkte stellen neben pflanzlichen und tierischen eine dritte Kategorie in der Lebensmittelklassifizierung dar. Marktforscher der Boston Consulting Group und der Investmentfirma Blue Horizon gehen davon aus, dass der Anteil solcher alternativen Proteine am weltweiten Gesamtproteinverzehr von 2% im Jahr 2020 auf 11% im Jahr 2035 steigen wird.
Zu den Foodtech-Start-ups, die einen ähnlichen technologischen Ansatz verfolgen, gehören unter anderem die Berliner Bosque Foods, die schottische Enough, die beiden in Chicago ansässigen Firmen Meati Foods und Natures’ Fynd sowie Myco Technology aus Illinois. Die italienische Sqim nutzt Myzel zudem zur Herstellung von lederähnlichen Materialien, die etwa in der Luxus- oder in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen können.
Bitburger liefert Reste aus Bierproduktion
Im Juli 2022 war die damalige Mushlabs eine Kooperation Bitburger eingegangen. Die Brauereigruppe, die über ihren Venture-Arm zuvor ebenfalls in das Start-up investiert hatte, stellt den Hamburgern Nebenprodukte aus ihrer Bierproduktion zur Verfügung, mit denen das Myzel kultiviert wird. Zu den weiteren Investoren zählen unter anderem Redalpine aus der Schweiz und die Berliner Foodlabs.
Noch hat Infinite Roots keine Produkte auf dem Markt. Das Investoreninteresse war dennoch groß – die neue Funding-Runde war laut dem Start-up überzeichnet. Mit den Mitteln sollen nun die Kapazitäten erweitert und der Marktstart in diversen Ländern vorbereitet werden.
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