Handelsstreite belasten Maschinenbau

VDMA rechnet mit deutlich niedrigerer Wachstumsrate im nächsten Jahr - Lieferengpässe bremsen

Handelsstreite belasten Maschinenbau

Der florierende Maschinenbau stellt sich auf schwächeres Wachstum ein. Die Branche rechnet für 2019 mit einem realen Produktionsplus von 2 % nach erwarteten 5 % im laufenden Jahr. Die Verunsicherung nehme gerade bei exportabhängigen Unternehmen aufgrund wachsender politischer Risiken zu. wb Frankfurt – Die gute Auftragslage und ein hohes Bestellpolster sorgen zwar dafür, dass die deutschen Maschinenbauunternehmen im laufenden Jahr deutlich zulegen. Für 2019 allerdings trüben sich die Wachstumsaussichten deutlich ein. Während die Branchenlobby VDMA in Frankfurt für den aktuellen Turnus nach wie vor von einem Produktionsplus von 5 % ausgeht, haben die Volkswirte des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau für die nächste Rechenperiode nur mehr ein Plus von 2 % auf der Rechnung. Begründet wird dies mit wachsendem Protektionismus und den sich zuspitzenden Handelsauseinandersetzungen global.”So lange die Unwägbarkeiten rund um den Brexit bleiben und die Handelskonflikte weiter eskalieren, steigen auch die Risiken für die Maschinenbauindustrie in Deutschland”, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Verunsicherung wachse gerade bei exportabhängigen Investoren aufgrund der zunehmenden Zahl an politischen Risiken. Zwar stehe die Branche derzeit insgesamt gut da; eine durchschnittliche Auftragsreichweite von 8,6 Monaten (Stand Juni 2018) zeige, dass viele Unternehmen bis ins nächste Jahr hinein in ihrer Produktion ausgelastet seien. “Aber wir erwarten eine nachlassende wirtschaftliche Dynamik rund um den Globus, die nicht ohne Auswirkung auf die Investitionsgüternachfrage bleiben wird. Daher rechnen wir im Maschinenbau 2019 mit einem realen Produktionszuwachs von 2 % im Vergleich zu 2018”, sagt Wiechers und bekräftigen die Produktionsprognose von real 5 % für 2018. Diese Ansage wurde im April zur Hannover Messe von 3 auf 5 % erhöht. Das laufende Jahr bringt damit das stärkste Plus seit 2011, als es nach der Krise boomte. Lücke tut sich noch aufNoch aber ist diese Wachstumsrate eine Prognose, die noch wackeln kann, und keine Tatsache mit Kasseneffekt. Denn es tut sich bisher eine Lücke auf, die eine Aufholjagd nötig macht. In den ersten sieben Monaten erreichte die Maschinenbauindustrie einen Produktionszuwachs von lediglich 2,9 %. Aufgrund des Auftragseingangs von real plus 7 % von Januar bis Ende Juli erkennt der VDMA gute Chancen, dass die Guidance aufgeht. “Allerdings sind auch hier die Risiken deutlich gestiegen”, warnt Wiechers. Die Androhung und Einführung von Zöllen oder extraterritorialen Sanktionen verunsichert zwar. Allerdings spiegelt sich dies im Maschinenbau erst mit einer gewissen Verzögerung wider, weil viele Kundenprojekte langfristig geplant werden und erteilte Aufträge eine Durchlaufzeit von mehreren Monaten haben. Kleineres ExportplusNeben den politischen Verunsicherungen spüren viele Unternehmen vermehrt auch Lieferengpässe, die die Dynamik in den Fabrikhallen bremsen. Im Maschinenbau selbst ist es vor allem ein Engpass in der Materialzulieferung, was weit über Stahl oder andere Rohstoffe hinausgehe. Hier zeige sich auch, wie stark das Fehlen qualifizierter Fachkräfte bei den Lieferanten im Maschinenbau durchschlage. Hinzu kommt ein statistischer Effekt: Im Großanlagenbau sei stets schwer abzuschätzen, wann Orders abgerechnet werden, was die Prognose zusätzlich erschwert. Auf der anderen Seite profitieren gerade die Maschinenbauer davon, dass viele Kunden in die Automatisierung ihrer eigenen Fertigung investieren wollen. Die Exporte der Maschinenbauer in Deutschland stiegen zwischen Januar und Juni um 4,3 % auf 86,7 Mrd. Euro. 2017 hatten die Exporte allerdings noch insgesamt um knapp 8 % angezogen.Auch in den ersten sechs Monaten blieben die USA mit 9,3 Mrd. Euro der wichtigste Exportmarkt für Maschinen “Made in Germany”, und zwar minimal vor China. Die vorwiegend mittelständischen deutschen Maschinenbauer hängen damit zu mehr als 20 % an den beiden im Handelsstreit liegenden Kontrahenten. Mit einigem Abstand folgen Frankreich, Italien und Großbritannien.