Haniel verkauft Edelstahl-Recyclingexperten
Der Familienkonzern Haniel baut sein Portfolio weiter um und verkauft den Edelstahl-Recyclingexperten ELG an Aperam. Wenn die Behörden zustimmen, soll der Deal in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden, wie beide Konzerne mitteilten. Zum vereinbarten Verkaufspreis ihres Recycling-Bereichs äußerte sich die traditionsreiche Duisburger Familienholding nicht. Aperam, ein Edelstahlhersteller mit Sitz in Luxemburg, erklärte, ELG werde zu einem Unternehmenswert von 357 Mill. Euro und 30 Mill. Euro Eigenkapitalwert übernommen und solle eigenständig bleiben.
Aperam-CEO Timoteo Di Maulo bezeichnete die Investition in das wachsende Recycling- und Kreislaufwirtschaftsgeschäft als neues Kapitel für den Konzern, der sich dadurch neue Regionen und Branchen erschließen und seine CO2-Bilanz aufpolieren will. Aperam erwartet Synergien von mindestens 24 Mill. Euro innerhalb von drei Jahren.
ELG gehört seit 1983 zum Portfolio von Haniel und bildet einen der umsatzstärksten Geschäftsbereiche. Im Vorjahr startete die Holding aber den Verkaufsprozess und wies ELG unter den nicht fortgeführten Bereichen aus. Der Umsatz sank 2020 um rund 16% auf 1,3 Mrd. Euro und das Unternehmen schrieb einen operativen Verlust von 30 Mill. Euro. Hauptgrund war der Lockdown-bedingte Nachfragerückgang im Geschäft mit Edelstahlschrott und Superlegierungen. Insbesondere der Einbruch der Luftfahrt und zeitweilige Stillstände in der Autoproduktion trafen die ELG Haniel GmbH hart. Detlef Drafz legte sein Amt als CEO im November nieder; seit dem Jahreswechsel soll Nachfolger Donald Weir die Erholung vorantreiben.
Haniel-Chef Thomas Schmidt hat laut Holding-Angaben nach der Verkaufsvereinbarung insgesamt rund 1,3 Mrd. Euro „Firepower“ für Akquisitionen zur Verfügung, um das Portfolio zu entwickeln. Zu diesem Portfolio zählen ohne ELG noch sieben Geschäftsbereiche: Neben dem erst dieses Jahr erworbenen Outdoor-Videoüberwachungsanbieter Bauwatch zählen dazu u.a. der Hygiene-Spezialist CWS und Bekaert Deslee, ein Hersteller von Matratzenbezugsstoffen. Außerdem hält Haniel knapp 23% an Ceconomy.