Hannover Finanz schafft einen ihrer größten Exits
wb Frankfurt – Der Finanzinvestor 3i legt sich den Industrie- und Autozulieferer Schlemmer zu. Der britische Finanzinvestor beziffert sein eigenes Investment dabei auf 181 Mill. Euro. Schlemmer aus dem bayerischen Poing bei München entwickelt und fertigt Kabelschutzsysteme für Automobil- und Industrieanwendungen. Das Führungsteam werde einen “signifikanten Anteil” am Unternehmen halten, heißt es weiter.Das Bietverfahren wurde von der Investmentbank Robert W. Baird geleitet. Verkäufer sind Hannover Finanz, die 70 % hielt, und Mackprang Holding. Der Kaufpreis wird nicht genannt. In Finanzkreisen werden etwa 240 Mill. Euro genannt. Schlemmer kommt auf ein operatives Ergebnis (Ebitda) von etwa 40 Mill. Euro. Nach den Minderheiten aus Joint Ventures – insbesondere in China – dürfte es um 32 Mill. Euro vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen gehen. Die finanzierenden Adressen – Sparkassen, LBBW, Commerzbank – bleiben an Bord. Schlemmer hatte für 2014 ein Ebit von 27 (i.V. 13) Mill. Euro genannt. Die Eigenkapitalquote wurde mit 40 % angegeben.Bei dem 1954 gegründeten Unternehmen erhalten damit rund 2 500 Beschäftigte einen neuen Arbeitgeber. Schlemmer setzte 2015 laut 3i brutto 220 Mill. Euro um. Das Joint Venture in China, an dem Schlemmer 50 % hält, ist anteilig einbezogen. Hannover Finanz rechnet es komplett ein und beziffert die Erlöse auf 263 Mill. Euro. Das Investment dürfte weit überdurchschnittlich lukrativ gewesen sein, denn der Einstiegspreis war infolge der komplexen Struktur und der Ertragsschwäche der anderen Mackprang-Geschäfte zumindest überschaubar. Vier Jahre Haltezeit3i lässt sich von DC Advisory und rechtlich von Freshfields Bruckhaus Deringer beraten. Für Hannover Finanz, der rechtlich Latham & Watkins zur Seite steht, handelt es sich um “eine der erfolgreichsten Transaktionen in der bald 40-jährigen Geschichte”, sagt Andreas Schober, der Sprecher des Vorstandes in Hannover. Die Drogeriekette Rossmann (1980 bis 2002), Fielmann und Aixtron zählen ebenfalls dazu. Hannover Finanz beteiligte sich 2012 an der Mackprang Holding, der Mutter von Schlemmer.In den vergangenen zwei Dekaden sei Schlemmer international gewachsen, was sich in einer jährlichen Plusrate in zweistelliger Prozenthöhe widerspiegele, und habe langjährige Beziehungen zu europäischen, nordamerikanischen, aber auch japanischen und chinesischen Tier-1-Zulieferern und Autoherstellern. Schlemmer produziert in 23 Betrieben in 14 Ländern. Kabelmanagement profitiere von Trends wie Konnektivität, E-Mobilität, autonomem Fahren und Sicherheit.Bernd Gottschalk, ehemals Daimler-Vorstand und Ex-Präsident der Branchenlobby VDA, rückt in den Beirat als Vorsitzender ein. Außerdem wird Günter Hauptmann Mitglied. Als einstiger Siemens-Vorstand und Norma-Aufsichtsrat sei er mit dem Geschäft vertraut.”Wir werden das Führungsteam von Schlemmer dabei unterstützen, die Stärken des Unternehmens in Europa und Asien auszubauen und seine globale Präsenz durch eine stärkere Erschließung des US-Marktes weiterzuentwickeln”, lässt sich Ulf von Haacke, Managing Director von 3i Deutschland, zitieren.Mackprang wurde von Hannover Finanz neu ausgerichtet, die Logistik wurde 2012 veräußert und man konzentrierte sich auf Schlemmer. Mackprang hatte sich 1963 an Schlemmer beteiligt und übernahm den Zulieferer 1979. Der Agrarrohstoffhandel wurde nach dem Einstieg von Hannover Finanz über C. Mackprang jr. GmbH & Co. KG gesondert betrieben. Der Getreidehändler wurde 2015 an KTG Agrar verkauft.Hannover Finanz hat 2015 sechs Firmen verkauft und damit die Rekordsumme von 77 Mill. Euro eingespielt; ausgeschüttet wurden 67 Mill. “Firmen kosten heute schnell mal 10 bis 20 % mehr als vor fünf Jahren”, sagte Schober kürzlich.