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Hapag-Lloyd fährt 2021 Gewinn schneller ein

Hapag-Lloyd hat 2020 erstmals seit langem die Kapitalkosten verdient. Die Containerreederei will nach einem Gewinnsprung im Coronajahr die Dividende verdreifachen, traut sich jedoch weiterhin keinen konkreten Ausblick für 2021 zu. Die operativen Er­geb­nisse sollen nochmals deutlich zulegen.

Hapag-Lloyd fährt 2021 Gewinn schneller ein

ste Hamburg

Die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd hat bei der Vorlage ihrer Jahresbilanz 2020 davon abgesehen, eine detaillierte Prognose für das laufende Geschäftsjahr abzugeben. Das Hamburger Unternehmen verwies auf derzeit überdurchschnittlich volatile Frachtraten sowie auf operative Herausforderungen unter anderem aufgrund infrastruktureller Engpässe. Zudem seien der weitere Verlauf der Corona-Pandemie und ihrer ökonomischen Auswirkungen aktuell nicht vorhersehbar.

Vorstandschef Rolf Habben Jansen erklärte, auch 2021 stehe im Zeichen der Pandemie und die gegenwärtigen Engpässe in den Lieferketten würden sich vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte deutlich abschwächen. Aufgrund der anhaltend starken Nachfrage nach Konsumgütern hatte Hapag-Lloyd aber einen sehr positiven Jahresauftakt, so dass die Reederei anders als in den Vorjahren einen Großteil der Ergebniserwirtschaftung in diesem Jahr bereits im ersten bzw. in den ersten beiden Quartalen erwartet.

Mitte Februar hatte das Unternehmen für das erste Quartal eine Verdreifachung des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) auf mindestens 1,5 Mrd. (i.V. 469 Mill.) Euro sowie ein im Vorjahresvergleich fast achtmal höheres Betriebsergebnis (Ebit) von 1,25 Mrd. (160 Mill). Euro in Aussicht gestellt. Die weitere Prognose, dass Ebitda und Ebit infolge einer Normalisierung der aktuellen Ausnahmesituation im weiteren Jahresverlauf 2021 insgesamt deutlich über dem jeweiligen Vorjahresniveau liegen dürften, bekräftigte die weltweit fünfgrößte Containerreederei nun bei der Bilanzvorlage.

Im vergangenen Jahr sorgten bei einer unerwartet starken Nachfrage nach Containertransporten im zweiten Halbjahr leicht verbesserte Frachtraten, moderat gefallene Bunkerpreise sowie eine infolge der Pandemie initiierte Kostensenkung von rund 450 Mill. Euro dafür, dass das Ebitda um 36% auf 2,7 (2,0) Mrd. Euro und das Ebit um gut 62% auf 1,32 Mrd. (811 Mill.) Euro stiegen. Dabei lagen die Transportmengen zum Jahresende den Angaben zufolge mit 11,8 (12,0) Millionen Standardcontainern (TEU) um 1,6% unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz legte lediglich um 1,3% auf knapp 12,8 Mrd. Euro zu, während sich das Konzernergebnis unter dem Strich deutlich auf 935 (373) Mill. Euro erhöhte. Erstmals seit einer Dekade habe man wieder die Kapitalkosten verdienen können, teilte Hapag-Lloyd-Chef Habben Jansen mit. Die Kapitalverzinsung (Roic) belief sich im Berichtsjahr auf 10,6 (6,1)%.

Die positive Ergebnisentwicklung nutzte die Reederei auch zur Stärkung der Bilanzstruktur. Durch weiteren Schuldenabbau verbesserte sich der dynamische Verschuldungsgrad, gemessen am Verhältnis der Nettoverschuldung zum Ebitda, per Ende 2020 auf den Faktor 1,8 (3,0). Als Ziel strebt Hapag-Lloyd einen Wert bei oder unter 3,0 an. Die Eigenkapitalquote näherte sich mit 44,3 (40,9)% dem Zielwert gemäß der „Strategie 2023“ von über 45% an. Zudem führte der Verlauf des Geschäftsjahres dazu, dass die Aktionäre mit dem Logistikmilliardär Klaus-Michael Kühne und der chilenischen Industriellenfamilie Luksic (CSAV) an der Spitze eine auf 3,50 (1,10) Euro je Aktie steigende Dividende erhalten sollen. Die Ausschüttungssumme würde sich auf 615 (193) Mill. Euro mehr als verdreifachen, die Dividendenquote läge bei 66 (52)%. Als Ziel strebt die Reederei an, mindestens 30% des Gewinns auszuschütten.

Für das laufende Jahr haben sich die Hamburger unter anderem die weitere Umsetzung der „Strategie 2023“ vorgenommen. Zu den drei Kernzielen dieser 2018 präsentierten Mittelfriststrategie gehört neben Profitabilität über den kompletten Wirtschaftszyklus sowie Qualitätsführerschaft die Sicherung des Fortbestands als Global Player. Neben der Sicherung eines globalen Marktanteils ohne Intra-Asien-Geschäft von rund 10% strebt Hapag den Ausbau der Präsenz in Wachstumsmärkten und bei Spezialtransporten an. Als wichtigen strategischen Wachstumsmarkt sieht die Reederei Afrika an. Zur Stärkung der Position in dieser Region will Hapag-Lloyd nun die niederländische Containerreederei Nile Dutch übernehmen, die mit rund 350 Beschäftigten als einer der führenden Anbieter von Containerdiensten von und nach Westafrika gilt. Zum Kaufpreis für die Reederei, deren Netzwerk komplementär zu dem von Hapag sei, wurden keine Angaben gemacht. Der Vollzug der Transaktion wird in den kommenden drei Monaten erwartet.

Hapag-Lloyd
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz1277212608
Ebitda27001986
Ebit1315811
Konzernergebnis935373
Ergebnis je Aktie (Euro)5,272,06
Dividende je Aktie (Euro)3,501,10
Operativer Cash-flow28982028
Freier Cash-flow24201659
Liquiditätsreserve11581033
Nettoverschuldung44555886
Eigenkapitalquote (%)44,340,9
Roic* (%)10,66,1
Beschäftigtenzahl1311712996
Marktwert (18.3.2021)23869
*) Rendite auf das investierte KapitalBörsen-Zeitung