Hapag-Lloyd fährt unter Volldampf
hei Frankfurt – Die Containerreederei Hapag-Lloyd ist offenbar auch im dritten Quartal unter Volldampf durch die Coronakrise gefahren. Konzernchef Rolf Habben Jansen sprach vor Journalisten von einer “gesunden Auftragslage”. Der ursprünglich von der Branche infolge der Pandemie befürchtete 10-prozentige Rückgang der Transportmenge ist mitnichten absehbar. Stattdessen wird nun nur noch ein Minus von rund 4 % erwartet. Auch das steckt Hapag-Lloyd relativ locker weg, weil die Frachtraten in der Krise nicht eingebrochen, sondern deutlich gestiegen sind.”Insgesamt haben sich die Aussichten sicher nicht eingetrübt”, formulierte der Manager, der an der Jahresprognose festhält. Die Ziele für 2020 sehen ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,7 bis 2,2 (i. V. 2,0) Mrd. Euro und ein Betriebsergebnis (Ebit) zwischen 0,5 und 1,0 Mrd. (811 Mill.) Euro vor. Im ersten Halbjahr war Hapag-Lloyd bei leicht gestiegenen Umsätzen ein operativer Gewinnsprung (Ebit) von 389 auf 511 Mill. Euro gelungen. Übermütig will man bei der Reederei indes nicht werden, weil der Markt trotz allem von zahlreichen Unsicherheiten belastet sei.Triebfeder des Geschäfts und der hohen Frachtraten ist seit geraumer Zeit der Trans-Pazifik-Verkehr, also die Routen von China zur US-Westküste. Auf den dort eingesetzten Schiffen haben die wöchentlichen Kapazitäten im August und im September wieder deutlich angezogen, nachdem im April und Mai ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war. Allein im September kletterten die wöchentlichen Kapazitäten um 11,6 %. Dennoch erreichen die Frachtraten “Höchststände”, weil die Schiffe randvoll sind. Leere Containerboxen sind knapp, “vor allem in Asien”, so Jansen.Die Nachfrage werde getrieben von Verschiebungen des Konsumverhaltens. Da Events und Reisen derzeit zahlreichen Restriktionen unterliegen, wendet sich die Kaufkraft längerlebigen Gütern zu. Der Konzernchef geht davon aus, dass die “gegenwärtige Lage” durchaus noch bis ins nächste Jahr anhält. Mittelfristig sei bei den Frachtraten jedoch eine Korrektur zu erwarten. Teure UmrüstungHapag-Lloyd nutzt die gute Geschäftslage, um sich künftig besser aufzustellen. Jansen sagte zwar, dass eine Neubestellung von Schiffen “nicht unmittelbar bevorsteht”, allerdings ist demnächst mit der Order neuer Schiffe zu rechnen. Die Reederei verfolgt auch das Ziel, den CO2-Ausstoß ihrer Schiffe zu verringern. Die Sajir, ein erstes Container-Linienschiff, das mit LNG (Liquefied Natural Gas) angetrieben wird, soll dem CEO zufolge voraussichtlich im ersten Quartal 2021 in Dienst gestellt werden. Jansen unterstrich jedoch, dass sich die Umstellung auf LNG als “sehr teures Unterfangen” herausgestellt habe. Die Kosten von rund 35 Mill. Euro müssten um mindestens 10 Mill. Euro sinken, wenn Hapag-Lloyd eine solche Neuausrichtung der Flotte weiterverfolgen solle. Ansonsten könnte das Investment im Lebenszyklus eines Schiffes nie zurückverdient werden. Der LNG-Antrieb würde den CO2-Ausstoß des Schiffes allerdings immerhin um bis zu 30 % verringern.