Hapag-Lloyd nimmt Kurs auf arabischen Rivalen
Um besser durch die Krise der Containerrederei zu steuern, will sich die Hamburger Hapag-Lloyd mit dem kleineren, staatlichen Rivalen UASC aus Dubai zusammentun. Gemeinsam könnten die beiden auf Platz 4 im Branchenranking vorrücken.wb Frankfurt – Die im Herbst an die Frankfurter Börse gegangene Reederei Hapag-Lloyd aus Hamburg steht nach dem Zusammenschluss mit der chilenischen CSAV vor einer weiteren Fusion. So verhandeln die Hanseaten mit United Arab Shipping Company (UASC) über “mögliche Formen einer Kooperation einschließlich einer Zusammenführung ihrer jeweiligen Containerschifffahrtsaktivitäten”, wie mitgeteilt wird. Noch gebe es keine bindende Vereinbarung. Von den Absichten berichtete zuerst das “Manager Magazin”. Mit dieser Transaktion will sich die Traditionsreederei am Ballindamm eine bessere Position verschaffen, um im weltweiten Wettbewerb zu bestehen. Für den Sitz des neuen Schifffahrtskonzerns gilt Hamburg als Favorit. Beifall von InvestorenSo viel ist bisher immerhin klar: Einer Ad-hoc-Mitteilung zufolge soll die Bewertung bei 72 % Hapag-Lloyd und 28 % UASC liegen. Der Konzern aus Hamburg kommt auf einen Unternehmenswert von circa 5,3 Mrd. Euro (Börsenkapitalisierung plus Nettoschulden von 3,3 Mrd. Euro). Dies lässt auf eine Bewertung der künftigen Gruppe von ungefähr 7,3 Mrd. Euro schließen.Investoren sind angetan von den Perspektiven: Der Hapag-Kurs legte gestern um 15 % zu. Wie eine künftige Aktionärsstruktur aussieht, wie die Transaktion strukturiert wird, wie hoch eine Kapitalerhöhung ausfällt und die Führungsfrage geklärt wird – diese Fragen sind offenbar noch nicht beantwortet.Die staatliche UASC sitzt in Dubai und wurde 1976 auf Betreiben von Kuwait mit Bahrain, Irak, Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gegründet. Jírn Hinge ist President und Chief Executive Officer. Der 66-Jährige ist seit 1994 in dem Unternehmen.UASC ist derzeit Nummer 10 der Reedereien weltweit, Hapag-Lloyd steht seit der Fusion mit den Chilenen mit einem globalen Marktanteil von 4,5 % laut dem Branchendienst Alphaliner an 6. Stelle. Gemeinsam könnten sie auf Rang 4 oder 5 vorrücken. Zusammen würden sie über eine Flotte aus 250 Schiffen mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Standardcontainern verfügen.Mit der Übernahme, die wie zu hören ist möglichst im vierten Quartal 2016 abgeschlossen werden soll, verspricht sich Hapag-Lloyd Wettbewerbsvorteile im hart umkämpften Containergeschäft, wo Größe ein wichtiger Wettbewerbsfaktor ist. Außerdem erhält der Konzern die riesigen “Pötte” mit an die 20 000 Standardcontainern (TEU), die Hapag bisher anders als Konkurrenten nicht geordert hat. Für Hapag sind 177 Containerschiffe unterwegs, für UASC 67. Der Partner aus den Emiraten verfügt über eine Flotte von Giganten und hat weitere dieser großen Einheiten bei asiatischen Werften bestellt. Beide Unternehmen sind stark im Transport auf Linien von und nach Asien. Während Hapag-Lloyd auf Routen nach Lateinamerika groß ist, gilt dies für die UASC auf den Strecken nach Nordamerika. Mit einer gemeinsamen Flotte könnten sie beide ihre Marktmacht steigern. Unter KapazitätsdruckDie Branchengrößen graben sich weltweit mit Kauf und Einsatz von Riesenschiffen gegenseitig das Wasser ab und vermasseln damit anderen und auch sich selbst die Frachtraten. Unangefochtene Marktführer sind die dänische Møller-Mærsk – Marktanteil: 14,7 % – und die Schweizer Mediterranean Shipping (MSC) mit 13,0 %, die kräftig rudern müssen. In der wegen Überkapazitäten darbenden Branche grassiert das M & A-Fieber: So hat sich die Nummer 3, die französische CMA CGM, für 2,6 Mrd. Dollar Neptun Orient Line (NOL) aus Singapur geschnappt. Und in China gehen die beiden Anbieter Cosco und CSCL zusammen. Hapag-Lloyd hatte Compañía Sud Americana de Vapores, kurz CSAV, aufgenommen. Als Folge sortieren sich auch die wichtigen Allianzen teilweise neu. Während die beiden Branchenführer als “2M” verbunden blieben, löst sich das Bündnis “Ocean 3” jetzt auf. Es entsteht die Verbindung Ocean mit CMA CGM, Cosco, Evergreen aus Taiwan und Orient Overseas Container Line. Die “G6”, in der Hapag ist, dürfte auslaufen. Es wird vermutet, dass Hapag-Lloyd nach Einbindung von UASC, mit MOL und NYK Lines, beide aus Japan, enger kooperieren wird, wobei Hanjin Shipping aus Südkorea dazu stoßen könnte. Gekniffen wäre die zu Oetker zählende Hamburg Süd, die bisher mit UASC verbündet ist.Hapag-Lloyd wird kontrolliert von einem Pool aus der chilenischen Quiñenco-Gruppe, Hamburg und dem Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, die zusammen 72 % halten. Knapp 11 % liegen beim Reisekonzern Tui. Kühne, Hamburg und Tui, die beim IPO mehr platzieren wollte, gelten als ausstiegswillig. Hapag zeigte 2015 den ersten Jahresgewinn seit 2010 und verdiente bei 8,8 Mrd. Euro Umsatz netto 114 Mill. Euro.