Hapag-Lloyd noch nicht wieder im Normalbetrieb
ste Hamburg
Die vor eineinhalb Wochen aufgelöste Blockade des Suezkanals beschäftigt die Containerschifffahrt und damit auch die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd nach wie vor. „Obwohl die Blockade relativ schnell aufgelöst worden ist, sind wir noch nicht zurück im Normalbetrieb“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen in einem Online-Pressegespräch am Donnerstag. Neun Hapag-Lloyd-Schiffe waren von dem Stau betroffen, den die Blockade der Fahrrinne durch den auf Grund gelaufenen Megafrachter „Ever Given“ zwischen dem 23. und 29. März ausgelöst hatte. Am Ende warteten insgesamt 369 Schiffe auf die Passage durch das Nadelöhr zwischen Mittelmeer und Rotem Meer.
Die Kanalbehörde habe einen guten Job gemacht, um den Verkehr wieder zum Laufen zu bringen, meinte der Hapag-Lloyd-Chef. Am 1. April hätten alle betroffenen Schiffe der Reederei den Kanal passiert. Kein Schiff der eigenen Flotte sei umgeleitet worden, allerdings sechs Schiffe des Schifffahrtsbündnisses „The Alliance“, dem die weltweit fünftgrößte Reederei angehört. Während der Blockade hätte auch nicht viel gefehlt und Hapag-Lloyd hätte seine Schiffe auf den Umweg um Afrika geschickt. „Ich denke, wir waren 24 bis 48 Stunden von dieser Entscheidung entfernt“, so Habben Jansen.
Die Blockade habe große Effekte für die Dienste auf den Routen zwischen Fernost und dem Mittelmeerraum sowie Nordeuropa, auf den Transpazifik- und Indien-Verkehr. Durch die Suezkanal-Havarie habe sich der Container-Umlauf weiter verlangsamt. Die infolge der Pandemie und eines unerwartet starken Nachfrageaufschwungs reduzierte Verfügbarkeit von Stahlboxen werde in den kommenden sechs bis acht Wochen knapp bleiben. Das Equipment sei weiterhin gebunden durch Schiffe, die außerhalb von Häfen warteten, oder durch längere Transitzeiten im Landverkehr. Bei Hapag-Lloyd geht man unter anderem davon aus, dass Staus in den europäischen Häfen in den kommenden vier Wochen beträchtlich sein werden. Mit einer Rückkehr zur Normalität sei im dritten Quartal zu rechnen.
Zu konkreten finanziellen Auswirkung der Suez-Havarie für Hapag-Lloyd äußerte sich Habben Jansen nicht. Die kurzfristigen Frachtraten schnellten zuletzt infolge der Staus und der außergewöhnlich großen Nachfrage nach Transporten in die Höhe. Mitte Februar hatte Hapag-Lloyd bereits in Aussicht gestellt, dass für das erste Quartal mit einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von mindestens 1,5 Mrd. (i.V. 469 Mill.) Euro und mit einem Betriebsergebnis (Ebit) von mindestens 1,25 Mrd. (160 Mill.) Euro zu rechnen sei. Die Reederei, die ihren Quartalsbericht am 12. Mai veröffentlichen will, hatte damals ebenfalls bereits angekündigt, auch im Gesamtjahr 2021 ein Ebitda und Ebit deutlich über Vorjahresniveau zu erwarten.