Nach Huthi-Angriffen

Hapag-Lloyd stellt sich auf neue Lage im Roten Meer ein

Die größte deutsche Containerreederei geht in ihrer Prognose für 2025 davon aus, dass die Schifffahrt in der zweiten Jahreshälfte schrittweise wieder auf die Suezkanal-Route zurückkehren kann. Die USA werden derweil zum neuen Unsicherheitsfaktor.

Hapag-Lloyd stellt sich auf neue Lage im Roten Meer ein

Hapag-Lloyd stellt sich auf
neue Lage im Roten Meer ein

Umweg über Südspitze Afrikas treibt Kosten in die Höhe

dpa-afx Hamburg

Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd macht sich wegen immer mehr Gegenwind für die Handelsschifffahrt auf ein schwächeres Ergebnis gefasst. 2025 traut sich der Konzern höchstens einen Betriebsgewinn (Ebit) von 1,5 Mrd. Euro zu, es könnte jedoch auch nur eine schwarze Null werden. Das erklärte das Unternehmen am Donnerstag bei Vorlage der Bilanz von 2024, in der noch ein Ebit von 2,6 Mrd. Euro steht. Doch die Zeiten werden rauer: Vor zwei oder drei Wochen sei er noch optimistischer gewesen, dass die Schifffahrt in absehbarer Zeit auf die Suezkanal-Route zurückkehren könne, sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen. Jetzt habe er mehr Zweifel. Hinzu kämen nun noch Handelsbeschränkungen durch Zölle.

„Wir wollen, dass der Suezkanal wieder öffnet“, betonte Habben Jansen. Dies würde es Hapag-Lloyd ermöglichen, Kosten und CO2-Emissionen zu senken, neue Märkte zu erschließen oder Marktanteile an geschwächten Standorten zurückzugewinnen. Die Frachter würden aber erst wieder durch das Rote Meer fahren, wenn es sicher sei – und die Chance dafür habe zuletzt abgenommen. Ein rasches Ende der Krise sei nicht in Sicht.

Teure Umwege

Im Geschäftsbericht 2024 heißt es, die Prognose für 2025 basiere auf der Annahme, dass die Durchfahrten durch das Rote Meer in der zweiten Jahreshälfte schrittweise wieder aufgenommen werden. Hapag-Lloyd meidet wie die meisten Rivalen auch nach Huthi-Angriffen auf die Handelsschifffahrt das Seegebiet in Nahost und den angrenzenden Suezkanal. Der Umweg über die Südspitze Afrikas hat zwar vorübergehend die Frachtraten in die Höhe getrieben, die Kosten für die längeren Fahrten und mehr eingesetzte Schiffe sind aber ebenfalls höher.

Die Unsicherheit wegen der US-Handelspolitik laste derzeit allgemein auf der Nachfrage, erklärte Hapag-Lloyd. Das wirke sich zwar bisher nicht direkt auf die Buchungen bei Hapag-Lloyd aus, betonte Habben Jansen. Das wirtschaftliche und politische Umfeld bleibe jedoch fragil. „Eines steht aber fest: Der Welthandel wird auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein und sich seinen Weg suchen, selbst wenn sich einzelne Warenströme verlagern sollten.“ Die meisten Experten erwarteten 2025 ein moderates Wachstum der globalen Containertransporte.

Mit 299 Schiffen Ende 2024 hat das Unternehmen seine Flotte seit 2022 um fast ein Fünftel ausgebaut und sichert sich damit weiter den fünften Platz im Ranking der weltgrößten Container-Reedereien. Auf diesem Kurs will Habben Jansen bleiben und erklärte: „Außerdem haben wir das größte Neubauprogramm in der Geschichte unseres Unternehmens gestartet.“

US-Protektionismus verunsichert

Hapag-Lloyd hatte kürzlich die Bestellung von 24 Schiffen bekanntgegeben, die – wie in der Branche sehr weit verbreitet – in China gebaut werden sollen. Mit Blick auf US-Überlegungen, Flotten mit Schiffen „Made in China“ hohe Hafengebühren aufzubrummen, könnte dies jedoch ein weiterer Unsicherheitsfaktor werden.

Habben Jansen setzt jedoch darauf, dass die Regelungen nicht so drastisch ausfallen werden: Die diskutierten Gebühren würden die Kosten für die Schifffahrt sowie für Exportfirmen und US-Verbraucher massiv in die Höhe treiben. „Ich gehe deshalb davon aus, dass es während der Beratungen recht deutliche Änderungen der Vorschläge geben wird.“

In einem ersten Entwurf des US-Handelsbeauftragten war von bis zu 1,5 Mill. Dollar Gebühren für den Hafeneinlauf die Rede, wenn Schiffe in China gebaut oder unter der Flagge dieses Landes fahren. Anfang kommender Woche soll es in der US-Regierung eine Anhörung zu dem Thema geben.