Hawesko-Chef wirft Großaktionär Verhalten zum Schaden der Firma vor
ste Hamburg – Mit scharfer Kritik an der “bescheidenen” Offerte und am Verhalten von Hawesko-Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Detlev Meyer ist Alexander Margaritoff, Vorstandsvorsitzender und ebenfalls Großaktionär von Deutschlands größter Weinhandelsgruppe, erstmals seit Bekanntwerden des Übernahmeangebots am 7. November an die Öffentlichkeit getreten. “Wenn er dem Unternehmen nicht schaden wollte, hätte er seine Anliegen ganz anders vorbringen können, als er es jetzt getan hat”, attackiert der Gründersohn den überraschenden Vorstoß des Investors im Interview der Börsen-Zeitung.Meyers Anliegen, die Ausschüttungsquote zu halbieren, um den Wachstumskurs in den nächsten Jahren solide finanzieren zu können und um mittelfristig einen Generationswechsel im Management herbeizuführen, hält der 62-Jährige für vordergründig. “In Wirklichkeit geht es ihm schlicht darum, selber den Kurs von Hawesko zu bestimmen.”Die konstante Dividendenpolitik der Firma habe Meyer, der 2005 bei der Gruppe einstieg, zu der unter anderem die Einzelhandelskette Jacques’ Wein-Depot gehört, nie kritisiert. Statt eine Thesaurierung von Gewinnen zu fordern, habe er die Ausschüttungen immer begrüßt. Margaritoff betont, Hawesko sei am Kapitalmarkt als Dividendenwert bekannt. “Das ist eines der Kernmerkmale unseres Konzerns.” Die Entwicklung des Konzerns zeige, dass eine von Meyer angestrebte Halbierung der Ausschüttungsquote auf 40 bis 50 % nicht notwendig sei. Das Unternehmen sei fast schuldenfrei und habe “alles, was man braucht, um in diesem fragmentierten Weinmarkt zügig voranzukommen”.Das Ziel, den Umsatz bis 2020 auf 1 Mrd. Euro zu verdoppeln, bezeichnet Margaritoff als ehrgeizig. Mit den Gewinnen, die Hawesko in Zukunft erwirtschaften werde, sei das Unternehmen aber in der Lage, den notwendigen Expansionskurs, der Akquisitionen vorsieht, zu fahren. Mit einem Umsatzeinbruch im für Hawesko wichtigen Weihnachtsgeschäft – 40 % der Jahreserlöse und die Hälfte des Gewinns verbucht das Unternehmen im vierten Quartal – rechnet der Vorstandschef als Folge des Machtkampfs nicht.Den fundamentalen Wert von Hawesko sieht Margaritoff deutlich über den 40 Euro je Aktie, die Meyer für die rund 70 % der nicht von seiner Beteiligungsfirma gehaltenen Anteile zahlen will. “Ich kann schon verstehen, dass Herr Meyer eine Kontrolle anstrebt – aber bitte nicht zu diesem Preis.” Seine Anteile werde er bis zum Ende der Annahmefrist am 22. Dezember nicht verkaufen.Um Meyer auszustechen, sucht Margaritoff nach einem finanzstarken Partner. “Es müsste jemand sein, von dem der Vorstand überzeugt ist, dass man mit ihm die gesetzten strategischen Ziele erreichen kann.” Die Hawesko-Aktie lag am Freitag bei 41,98 Euro.—– Interview Seite 8